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Wohin mit meinem Geld?

Die Babyboomer-Generation wechselt in die Pension. Nach fast sieben Jahrzehnten ununterbrochenen Aufstiegs Österreichs vom ärmsten Land Europas auf heutige Höhen stehen viele aus dieser Generation vor der Frage: Wohin mit meinem Geld? Sie haben gut verdient und noch einige Jahrzehnte Lebenserwartung vor sich. Sie wissen aber, dass die Bevölkerungspyramide deformiert ist, dass der Anteil der Erwerbstätigen schrumpft, die den Wohlstand absichern.

Daher geht das Vertrauen in die staatliche Altersversorgung verloren – verliert diese doch schon seit längerem für viele alljährlich an realem Wert. Daher verbreitet sich die Erkenntnis: Nichts ist wirklich absolut sicher. Alle Versprechungen der Politik, Sicherheit zu garantieren, sind in den Ohren der Menschen zu hohlem Wahlkampfgetöse geworden.

Auch „todsichere“ Anlage-Tipps vermeintlich guter Freunde sind oft geplatzt. Statt dessen gewinnen alte Weisheiten wieder an Bedeutung: Höhere Sicherheit hat auch einen höheren Preis; man kann höchstens die Wahrscheinlichkeit von Risiken verändern; man sollte seine Eiervorräte nicht alle in das gleiche Nest legen. Zugleich bekommen aber auch scheinbar altmodische Begriffe wieder einen hohen Stellenwert. Wie etwa: Familie, Heimat, Freundschaft, Treue, kulturelle Interessen, für so manche auch Religion. Die Renaissance dieser Werte ist keine Flucht, sondern kann auch ein Gewinn an Tiefe und Wärme sein.

Dennoch lebt der Mensch nicht vom Sinn allein. Fast jeder versucht, materielle Behaglichkeit, Lebensqualität, Pflege, gute medizinische Betreuung bis an sein Lebensende zu sichern. Das kostet – und zwar umso mehr, je öfter über eine Gesundheits- und eine Pensionsreform geredet wird. Beide sind zwar aus budgetären Gründen unvermeidlich, aber für den einzelnen belastend.

Niemand will jedoch am Straßenrand stehen und alte Schuhe als letzten Besitz verkaufen, wie es Zehntausende Osteuropäer nach dem Zusammenbruch der Staatswirtschaften mussten. Daher erhält die materielle Vorsorge immer mehr Aufmerksamkeit. So lässt sich der Aktienboom der jüngsten Zeit erklären. So der Gold-Run der letzten Jahre. So der kräftige Anstieg der Immobilienpreise (alleine in einem Jahr um acht Prozent, in guten Lagen noch deutlich mehr!). Alle diese Booms können und werden aber auch enden. Gerade das Platzen von Immobilien-Blasen, also der steile Absturz der Boden-Preise von Amerika bis Spanien, hat schwere Krisen ausgelöst. Existenzen wurden vernichtet, wo Eigenheime nicht mit Erspartem, sondern mit Hypotheken finanziert sind. Dazu kommt, dass eine Erhöhung der Grundsteuern die einzige Chance ist, wo die überschuldeten Staaten noch ihre Einnahmen wirksam erhöhen können. Also ist nicht einmal mehr das eigene Haus absolut sicher.

Ringsum wächst die Unsicherheit. Am besten ist es da wohl noch, wenn wir zumindest versuchen, dies positiv zu sehen: Unsicherheit macht das Leben spannend und wie seit Jahrtausenden zu einer einzigen Herausforderung.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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