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Fazil Say und Pussy Riots: Recht, Unrecht und ein Klavierspieler

Er ist ein Hundert Mal besserer Musiker als die „Pussy Riots“. Er hat in keiner Kirche/Moschee/Tempel die Religionsruhe gestört. Er hat nur auf Twitter seine Meinung gesagt.

Und dennoch wird der begnadete türkische Pianist Fazil Say von einem türkischen Gericht wegen einer bloßen Meinungsäußerung mit mehrjährigen Strafen bedroht. Es ist zum Speiben. Aber der Zorn darüber ist noch harmlos gegen die Verachtung für all die linken zeitgeistigen Wichtigmenschen im Westen, die zwar gegen die Verurteilung von Pussy Riot ein globales Protestfeuerwerk entzünden, die aber bei Fazil Say schweigen. Weil er ein Mann ist? Weil er nicht Christen, sondern Moslems geärgert hat?

Tatsache ist jedenfalls, dass Russland mit seinem grotesken Pussy-Riot-Prozess wie auch die Türkei mit ihrem grotesken Fazil-Say-Prozess weiterhin Mitglieder der Europäischen Menschenrechtskonvention und des Europarats sind. Und dass dort kein Abgeordneter, kein Außenministerium sagt: Hinaus mit ihnen, die haben in der Gemeinschaft der Menschenrechts-Beachter nichts verloren.

Freilich wird auch der Menschenrechtsgerichtshof dieses Europarats immer skurriler: Dort lässt man sich von absurden Verfahren mengenweise lahmlegen, während man die Meinungsfreiheit links liegen lässt. Zu den besonders absurden Verfahren zählt ja jetzt das Verlangen eines lesbischen Pärchens auf Adoption eines Kindes einer der beiden Frauen durch die andere anstelle des leiblichen Vaters. Und gegen dessen Willen.

Womit sich wieder zeigt, selbst die humanste Einrichtung kann in der Inhumanität (ver)enden.

Was hat Fazil Say übrigens genau getwittert? Zwei Sachen haben ein paar Moslems empört: „Der Muezzin hat das Abendgebet in 22 Sekunden ausgerufen. Mensch! Prestissimo con fuoco!!! Was hast du es so eilig? Eine Geliebte? Ein Raki-Tisch?“ Und in Hinblick auf Selbstmordattentäter: „Gott, ist er etwas, für den du leben wirst, etwas für den du sterben wirst, oder etwas, für den du zum Tier wirst und töten wirst? Denk auch darüber nach.“

Was ist das nur für ein Land, in dem solche Sprüche auch nur eine Sekunde lang Staatsanwälte und Richter beschäftigen! Im 21. Jahrhundert.

 

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