Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Vor ein paar Jahren hat Österreich ihnen noch den roten Teppich ausgebreitet. Denn man wusste, dass Aktienkäufer den Wirtschafts-Standort stärken, dass sie Unternehmen finanzieren. Sie riskieren in der Hoffnung auf Gewinn den Verlust ihres Geldes. Was mutig wie notwendig ist. Wie rasch sich freilich die Dinge gewandelt haben: Heute werden solche Menschen in den Nachrichtensendungen des ORF ohne Umschweife als Spekulanten bezeichnet. Und fast alle Parteien und Politiker des Landes jubeln (einschließlich der Wirtschaftskammer!), wenn Aktienkäufer nun mit einer Transaktionssteuer bestraft werden.
Diese richtet aber in Summe viel mehr Schaden an, als an vermehrtem Steueraufkommen hereinkommen kann.
Gewiss, mit Aktienbesitzern lässt sich in Österreich keine Wahl gewinnen. Aber es ist erschütternd, dass niemand mehr begreift, wie notwendig eine funktionierende Wirtschaft sie braucht. Und wie schädlich es sein wird, wenn man sie demotiviert, ihr Geld über die Wiener Börse zu investieren. Dabei hat man ja schon sehen können, wie schwer bereits die Einführung der Kapitalertragssteuer auf Kursgewinne langfristig gehaltener Aktien diese Börse geschädigt hat.
Aktienbesitzer werden als Ursache der seit 2007 tobenden Finanzkrise dargestellt. Das ist aber eine absolute Lüge. Schuldig an der Finanzkrise waren und sind vielmehr: die exzessiven Schulden vieler Staaten; die verfehlten und immens teuren Rettungsaktionen zugunsten bankrotter Staaten und Unternehmen; die Notenbankpolitik des viel zu billigen Geldes (einst in den USA, heute auch in Europa), wodurch Immobilienpreise in absurde Höhen getrieben werden; die von Regulatoren erzwungene Bilanzierungs-Lüge, dass staatliche Anleihen zu hundert Prozent sicher wären; sowie der populistische Zwang, der auf die US-Banken ausgeübt wurde, auch mittellosen Menschen Hypotheken zu verkaufen.
Natürlich gab es auch üble Betrüger wie Bernard Madoff, für welche die Politik keine Schuld trägt – aber auch die normalen Aktienbesitzer nicht. Natürlich gab und gibt es immer Menschen und Institutionen, die ein zu hohes Risiko eingehen: Aber die sollen doch bitte dieses Risiko selber tragen, wenn es schlagend wird. Eine Finanztransaktionssteuer kassiert aber primär jene ab, die eigenes Geld investieren. Die Risiko-Spekulanten lassen sich hingegen mit Sicherheit nicht durch eine Transaktionssteuer einbremsen.
Was da vom Kampf gegen Spekulationen geredet wird, ist nur vordergründiges Gewäsch. Der Politik geht es um etwas ganz anderes: Sie will einfach abcashen, weil sie zu echten Sparmaßnahmen und Reformen unfähig und unwillig ist. Dabei könnte man in Zeiten wie diesen selbst das Abcashen verstehen – würden dadurch nicht viele internationale Investoren aus jenen elf Ländern vertrieben, die nun die Steuer einführen wollen. Dabei sind sich die Elf noch gar nicht einig, was und wen die Steuer wie treffen soll. Und wer das (erhoffte) Geld kriegt.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.