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Die sommerlichen Politiker-Interviews das Staatssenders sind doch noch eine Nachlese wert.
Zu allererst muss man auch dem ORF einmal Anerkennung zollen: Diese Sommergespräche standen meilenweit über dem, was der Sender sonst an Interview- und Moderations-Qualität bietet. Armin Wolf war exzellent vorbereitet, fragte diesmal auch die linken Politiker recht unangenehm und ließ sich durch Gegenattacken nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Natürlich hätte man sich oft ein noch intensiveres Nachfragen gewünscht. Etwa als der SPÖ-Vorsitzende unwidersprochen behaupten konnte, die „Spekulation“ und nicht die Politik sei an der Krise schuld. Da hätte sich wohl die Frage aufgedrängt: Welcher Spekulant hat denn die Regierungen gezwungen, durch immer heftigere Wählerbestechungen immer mehr Staatsschulden anzuhäufen?
Aber es waren dennoch alles in allem sachkundige und hartnäckige Befragungen. Das merkt man schon daran, wie sich der von Faymann mit unserem Geld bestochene Boulevard darüber ärgert.
Das Schönste war zweifellos der unwirsche Grant des Bundeskanzler-Darstellers, der immer unruhiger auf seinem Sessel herumzurutschen begann. Wie kann es jemand wagen, ihn durch unabgesprochene und unangenehme Fragen nach den Löchern in seiner Biographie oder schmierigen Inseraten-Geschäften so bloßzustellen!
Jetzt wissen wir wenigstens, dass für die SPÖ die Worte „inskribieren“ und „studieren“ deckungsgleich sind. Und ebenso haben wir aus Werner Faymanns Phrasengedresche gelernt, dass eine „wesentliche Entscheidung“ noch lange keine „wesentliche Vertragsänderung“ ist. Höhere sozialistische Philosophie: Die Entwesentlichung des Wesentlichen.
Vor allem aber verschafft uns die SPÖ am Tag nach der Faymann-Befragung wieder einmal einen herzlichen Anlass zum Lachen: Nämlich als Klubobmann Cap meinte, nach seinem Sommergespräch brauche sich Faymann jetzt ohnedies nicht mehr einer Befragung im Parlament zu stellen. Das ist wirklich süß.
In Wahrheit hat Faymann panische Angst vor einer öffentlichen und zeitlich unlimitierten Befragung unter strenger strafrechtlicher Wahrheitspflicht. Wirft ihm doch schon die Staatsanwaltschaft offen Lügen als Beschuldigter vor und droht ihm doch von dort schon ein Verfahren wegen Beihilfe zur Untreue (der damaligen ÖBB-Führung). Da will er sich nicht noch eines wegen Falschaussage als parlamentarische Auskunftsperson einhandeln. Im Fernsehen oder als Beschuldigter zu schwindeln ist ja nicht strafbar.
Neues gibt es immerhin bei der ÖVP: Sie macht Faymann bei seinem Nicht-Aussagen-Wollen zwar weiterhin die Mauer, sagt aber jetzt wenigstens ehrlich, dass sie das nur aus Koalitions-Zwang heraus tut, der verbietet, sich gegenseitig zu überstimmen.
Jetzt könnten die Schwarzen auch noch den nächsten Schritt machen. Nämlich jenen ins Archiv, um nachzuschauen, an welche Koalitionstreue sich denn Faymann im September 2008 gehalten hat, als er den Steuertopf einfach im Handumdrehen gegen den Willen der ÖVP um Milliarden beraubt hat.