Bitte, liebe SPÖ: Wenigstens acht Minuten Nachdenken über eine Akademikersteuer
08. August 2012 11:20
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 3:00
Die SPÖ versucht, sich langsam von ihrer absurden Universitätspolitik (Gratisstudium für jeden ohne irgendwelche Aufnahmehürden) zu verabschieden. Genauer gesagt: Die klügeren – und die weniger opportunistischen – Sozialdemokraten versuchen das. Das ist sehr lobenswert. Aber auch dabei präsentieren sie zum Teil unsinnige Vorschläge, die zeigen, dass die SPÖ auf Steuererhöhungen so versessen ist wie Radrennfahrer auf das Doping.
Denn jede Idee einer Akademikersteuer für besser verdienende Uni-Absolventen ist aus mindestens acht Gründen, auf die man bei ein wenig Nachdenken stößt, eine Dummheit:
- Erstens dauert es solcherart viele Jahre, bis Geld an die Unis fließt. Denn eine gleichzeitige Besteuerung auch der Altakademiker wäre mit Sicherheit verfassungswidrig, haben diese doch vielfach (je nach politischer Mode) selbst einst jahrelang Studiengebühren gezahlt.
- Zweitens bestraft man da genau jene, die sinnvolle Studien absolvieren, während die brotlosen Politologen, Historiker & Co zum allergrößten Teil nie etwas zahlen müssen. Das ist ein totaler Widerspruch zu der gerade heftig diskutierten Notwendigkeit, mehr junge Menschen in technische und naturwissenschaftliche Studienrichtungen zu locken.
- Drittens würde eine Akademikersteuer Studenten massiv gegenüber den Besserverdienenden ohne Studium benachteiligen (und selbstverständlich gibt es auch sehr viele nichtakademiksche Spitzenverdiener). Diese haben nämlich nicht viele Jahre ohne irgendwelche Einkünfte in Hörsälen verbracht. Das bringt ihnen schon jetzt oft eine weit höhere Lebensverdienstsumme ein.
- Viertens übt eine Akademikersteuer im Gegensatz zu Studiengebühren keinen Druck aus, die Uni zügig zu durchlaufen.
- Fünftens sind noch höhere Steuern auf Arbeit ein noch größerer Druck, „steuerschonende“ Zahlvorgänge zu wählen.
- Sechstens setzt man solcherart Anreize, arbeitsmarktorientierte Studien knapp vor dem Diplom abzubrechen und in die Wirtschaft zu wechseln. Denn dort sind gute Techniker, Ingenieure, Manager und Forscher meist genauso nachgefragt, wenn sie kein DI, Dr., Mag., MA, Bacc. oder ähnliches vor oder nach dem Namen haben. Es ist ja nur im Beamtenbereich so, dass man erst als Akademiker ein vollwertiger Mensch ist. Dennoch sollte es keinesfalls Ziel einer Reform sein, die Dropout-Anteile zu erhöhen.
- Siebentens gibt es durch eine Akademikersteuer wieder nicht den Qualitätswettbewerb zwischen den einzelnen Universitäten, den eine direkte Studiengebühr bringen würde.
- Und das achte Gegenargument ist überhaupt das stärkste: Mit den SPÖ-Vorschlägen treibt man noch mehr von den Allerbesten ins Ausland, wo sie ja der Akademikersteuer mit Leichtigkeit entgehen können (auch wenn man die Abgabe noch so gefinkelt konstruiert). Zuvor aber haben diese Hochbegabten in Österreich ein Gratisstudium auf Kosten der Steuerzahler konsumiert. Das führt dazu, dass dann weder die Akademikersteuer noch eine sonstige Abgabe fließt. Dieser Vertreibungs-Effekt ist ja heute schon spürbar: Gute Forscher, Manager, Wissenschaftler sind kaum mehr ins Höchststeuerland Österreich zurückzuholen, wenn sie einmal am eigenen Leib erlebt haben, wie niedrig die Einkommensteuern in Amerika oder der Schweiz sind. Und in sämtlichen(!) Nachbarländern Österreichs.
Aber den Sozialdemokraten fällt halt offenbar nie etwas anderes ein als immer noch mehr Steuern. Statt dass sie endlich über ihren lähmenden Schatten springen und ohne große politische Pfauenräder, ohne bürokratische Regulierungsversuche, ohne ideologische Denkverbote die Menschen immer genau für das zahlen lassen, was diese konsumieren. Also etwa für eine akademische Ausbildung.
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