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Claudia Schmied: Despotin im Abgang

Je schwächer ein Politiker ist, desto verbalradikaler gibt er sich. Dafür ist Claudia Schmied ein anschauliches Beispiel. Sie führt aber jetzt auch noch die Steigerungs-Stufe des Agierens eines in die Enge getriebenen Parteisoldaten vor: Widerspruch wird mit Amtsenthebung des Aufmüpfigen quittiert.

Claudia Schmied hat mit ihren tatsächlichen Minister-Aufgaben wenig am Hut. Es interessiert sie nur der Griff in die ideologische Mottenkiste namens Gesamtschule, durch den sie die Zukunft des Landes und vor allem unserer jungen Menschen mit einer schweren Hypothek belastet. Wichtige Baustellen in ihrem Ressort sind ihr seit Jahren lästig, weil sie dafür viel Sacharbeit aufwenden und verhandlungstaktisches Geschick zeigen müsste.
Beim neuen Lehrerdienstrecht zum Beispiel.
Da geht nichts weiter. Zugegeben, die Lehrergewerkschaft ist ein harter Verhandlungspartner. Aber schließlich geht es um viel. Da muss die Regierungsseite mehr einbringen als Beharren auf den eigenen Vorstellungen. Darum nennt man die Sache ja Verhandlung.
Und wenn man etwas bewegen will, macht man vor allem eines nicht: Man beschimpft sein Gegenüber nicht öffentlich. Doch dieses kleine Einmaleins des guten Tons beherrscht Frau Schmied nicht. Sie verhöhnt die Lehrer als „Tea Party“, jenen manchmal bis in die Skurrilität agierenden überkonservativen Flügel der US-Republikaner. Und sie fordert „mehr Engagement“ der Lehrergewerkschaft ein, als ob diese nicht genügend verhandelte (was nachweislich nicht stimmt).
Seit Amtsantritt redet Schmied von diesem neuen Dienstrecht. Bisher hat sie nichts geschafft – sie war ja auch mit ihrer Neuen Mittelschule viel zu beschäftigt. Nun geht’s dem Ende zu. Nächstes Jahr wird gewählt.
Da werden die Faulen fleißig?
Nein, aber überlaut. Um das eigene Kompetenz-Vakuum zu übertönen.
Dass ihre Ministertage gezählt sind – auch wenn die SPÖ weiterhin das Unterrichtsministerium besetzt hält -, scheint sogar Frau Schmied selbst klar zu sein. Denn so wird bereits mit ihr verfahren – von den eigenen Genossen.
Gerade erst musste sie sich ihre Kandidatin für den Rektorenposten der Pädagogischen Hochschule Wien vom bildungspolitisch bekanntlich besonders versierten Wiener Stadtrat Oxonitsch abschießen lassen.
Doppelt traurig, geht es doch wieder um die Zukunft unserer Kinder. Die vom Ministerium zur Kandidatur aufgeforderte unterlegene Innsbruckerin wäre eine renommierte Bildungswissenschafterin gewesen.
Claudia Schmied fühlt sich zu Recht in die Ecke gedrängt.
Doch ihre Reaktion setzt sie ins Unrecht.
Sie wird despotisch.
Da wagt es der designierte Rektor der Pädagogischen Hochschule Innsbruck, Elmar Märk, doch glatt, in einem Interview darzulegen, dass er es für sinnvoll halte, dass in zehn bis fünfzehn Jahren die Ausbildung aller Lehrer an den Universitäten angesiedelt wird. Und schon kann er seinen Amtsantritt am 1. Oktober vergessen. Denn Frau Schmied verliert sofort das Vertrauen zu ihm und beruft den noch nicht Angetretenen gleich wieder ab.
Aber auch wirklich! Da denkt jemand anders als die Ministerin? Und sagt das auch noch? Weg mit diesem Dissidenten!
Man möchte der Bildungsministerin zur Urlaubslektüre Schiller empfehlen. Vielleicht stößt sie dort auf einen wichtigen Satz, den wir ihr hier politisch korrekt zitieren dürfen: „SireIn! Geben Sie Gedankenfreiheit!“
 

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