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Wikileaks, Vatileaks, Murdoch: Hurra, die Übeltäter werden erwischt

Nach Vatileaks geht es auch Wikileaks und einem führenden Murdoch-Mann an den Kragen. Ist das gut so? Ich denke ja. Nur in Österreich dürfen unsere Staatsanwälte weiterhin – illegal, aber konsequenzenlos – Verschlussakte kopieren und an gleichgesinnte Journalisten versenden.

Die nunmehr beschlossene Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange hängt zwar formal mit einem umstrittenen Sexualdelikt zusammen. Zugleich tobte ein langer Rechtsstreit wegen der unterschiedlichen Kompetenzen eines Staatsanwalts in Schweden und Großbritannien. Beides hatte also oberflächlich nichts mit Wikileaks zu tun. Aber dennoch ist klar: Die Blütezeiten für das dunkle Kopier-Gewerbe und die ärgsten medialen Exzesse sind vorerst in den meisten Ländern vorbei. Das wird durch die Erfolge des Vatikans bei der Jagd nach einem Schnüffler im Zentrum des päpstlichen Haushalts bestätigt. Ebenso wie durch die zur gleichen Stunde des Assange-Urteils erfolgte Verhaftung des ehemaligen britischen Regierungssprechers. Er hatte in den üblen Schnüffel- und Abhör-Aktionen des Murdoch-Verlags offenbar eine größere Rolle gespielt als bisher bekannt gewesen ist.

Ist das alles gut? Es bleibt ein schmaler Grat: Denn natürlich sind Veröffentlichungen geheimer Dokumente ein wichtiges Mittel, um Sauereien der Mächtigen zu bekämpfen, egal ob in Justiz, Beamtenschaft oder Politik.

Nur scheint ebenso klar: Weder im Falle Vatileaks (wo vorige Woche der päpstliche Kammerdiener erwischt worden ist) noch bei Wikileaks und schon gar nicht bei den Murdoch-Blättern ist es um die Aufdeckung von Sauereien gegangen (etwa im Sinne des Watergate-Verbrechens im Dunstkreis der amerikanischen Rechten oder der Lucona-Verbrechen im Dunstkreis der österreichischen Sozialdemokraten, die beide nur Hilfe honoriger Medien verfolgt werden konnten). Sondern um die Jagdlust bei der Durchbrechung aller Privatheits- und Vertraulichkeits-Schranken, um Eitelkeiten, um Geschäftemacherei, um Rache, um Intrigen. Und nie wurde Rücksicht auf Kollateral-Opfer geübt.

Daher hält sich mein Mitleid mit Assange ebenso wie mit dem Träger des päpstlichen Regenschirms oder dem einstigen Pressesprecher der Downing Street in engen Grenzen. Und schon gar kein Mitleid habe ich mit Staatsanwälten, die ihre parteipolitischen und/oder geldbringenden Spielchen spielen, obwohl sie jedes Mittel in der Hand haben, um selbst die Sauereien der Mächtigen zu verfolgen. Aber die schützen sich selber.

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