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Von Somalia über Faymann und Spindelegger bis zur TU: Positives wurde gefunden

Endlich findet es wieder Platz im Tagebuch: das Positive! Nicht nur weil Pfingsten und nettes Wetter ist, sondern auch weil‘s wahr ist. Nicht immer darf die Bösartigkeit und Borniertheit die guten Ansätze übertönen. Daher ist das heutige Tagebuch ganz dem Positiven gewidmet. Es findet sich nicht nur von Somalia bis in den Persischen Golf, sondern ebenso in Österreichs Nachbarschaft, aber auch durchaus in der Alpenrepublik selber. Sonntägig gestimmt wollen wir all die für die Positivmeldungen Verantwortlichen vor den Vorhang holen. Und Claudia Schmied & Co heute total hinter diesem verstecken.

Trotz Pfingsten fangen wir mit guten Nachrichten von Kriegsfronten an: Sowohl in Somalia als auch in Afghanistan schaut die Lage für die Kräfte der Mäßigung und Vernunft heute viel positiver aus, als noch vor ein oder zwei Jahren angenommen werden konnte. Politisch korrekte Menschen werden sich  empören, dass mich ein Kriegsbericht freut. Ihnen ist es ja offenbar lieber, wenn die Kräfte des globalen Terrorismus, der Piraterie, der Abschaffung aller Meinungs-, Religions- und Frauen-Freiheiten kampflos obsiegen. Über die Ursachen dieser erfreulichen Kriegserfolge kann man im übrigen nur rätseln: Ist es die technische Überlegenheit der vom Westen unterstützten UNO-, AU- und Nato-Kräfte? Haben die Menschen dort erkannt, dass auch für einen gläubigen Moslem nicht unbedingt Al Kaida die Antwort sein muss? Sind die Geldgeber der radikalen Kräfte etwa in Saudi-Arabien zur Vernunft gekommen? Was auch immer der Grund ist: Vorerst ist jedenfalls ein erleichtertes Durchatmen am Platz.

Genauso viel Freude macht ein damit entfernt verwandter Vorfall im Persischen Golf: Ein amerikanischer Frachter hat bei einer Attacke von Piraten ausgerechnet von der iranischen Marine Hilfe erhalten. Oft sind es solche Details, die am Rande der Kriegsgefahr ein Umdenken zeigen. Immerhin sind zugleich auch die im Vorjahr noch sehr lauten iranischen Drohungen viel leiser geworden. Immerhin scheinen die westlichen Sanktionen gegen Iran unerwartet starke Wirkungen zu haben. Das heißt freilich noch nicht, dass ich schon endgültig dem ixten iranischen Versprechen traue, auf Atomwaffen nun wirklich zu verzichten.

Neidvolle Bewunderung löst der israelische Ministerpräsident Netanyahu aus: Sein Land wird gerade von einer Welle illegaler Immigranten aus Schwarzafrika überrollt, was aggressive Gegenreaktionen der Bevölkerung auslöst. Netanyahu reagiert darauf dreifach richtig: Er geht scharf gegen ausländerfeindliche Ausschreitungen vor; er schickt aber zugleich alle Illegalen sofort in ihre Heimat zurück; und er baut binnen weniger Monate nun auch an der Grenze zu Ägypten einen unüberwindlichen Sperrwall. Im Vergleich: Die EU scheitert schon seit vielen Jahren daran, die griechisch-türkische Grenze gegen den Massenzustrom illegaler Einwanderer zu sichern. Und bei uns werden sogar Drogenhändler nicht abgeschoben.

Wechseln wir nach Europa: In der Schweiz wird nun im Familienrecht genau das zur Regel, was in Österreich die Frauenministerin blockiert: das gemeinsame Sorgerecht von Vätern und Müttern nach einer Scheidung. Zum Unterschied von Frau Heinisch-Hosek wissen die Schweizer: Wenn sie es nicht freiwillig tun, würde die Judikatur des europäischen Menschenrechts-Gerichtshofs binnen kurzem genau diese gemeinsame Obsorge erzwingen.

Interessantes tut sich noch in einem anderen Nachbarland. In Tschechien verliert man nämlich künftig den Führerschein, wenn man keine Alimente zahlt. Das schmerzt fast so wie die bisher in solchen Fällen drohende Haft: Das hat aber den Vorteil, dass die Väter (um die es ja meist geht) ihren Job behalten und - zumindest theoretisch - den Unterhalt zahlen können. Was sie vielleicht aus Sehnsucht nach dem begehrten Schein dann auch eher tun werden.

Aber auch in Österreich gibt es lobenswerte Entwicklungen. Auslöser ist eigentlich das drohende Scheitern der deutschen Energiewende. Diese war dort panikartig nach dem japanischen Tsunami beschlossen worden. Nun bahnt sich nach einem Besuch Michael Spindeleggers in München eine ernsthafte Zusammenarbeit zwischen Bayern und Österreich auf dem Energie-Sektor an. Dazu sollen nun auch Ungarn und Baden-Württemberg eingeladen werden. Das ist immerhin ein erster Ansatz einer strategischen und konkreten Außenpolitik.

Erfreulich ist auch, dass sich sowohl Bundes- wie auch Vizekanzler getraut haben, den Dalai Lama zu treffen. Das ist ein erstaunliches Anzeichen von Charakter. Immerhin legen sich die beiden durch die symbolische Unterstützung für den Führer eines seit Jahrzehnten unterdrückten Volkes mit den Hütern der größten Devisenreserven der Welt an. Dieses Lob ändert übrigens nichts daran, dass ich die Lobpreisung des Dalai Lama als großen spirituellen Führer für eine gewaltige Überschätzung halte. In drei längeren persönlichen Begegnungen im Laufe der Jahre bin ich immer auf einen zwar sehr netten, aber zugleich sehr banalen Menschen getroffen. Keine Fehleinschätzung gibt es hingegen zu Heinz Fischer: Niemand war überrascht, dass er sich mit den üblichen gewundenen Erklärungen um die Begegnung mit dem Dalai Lama gedrückt hat.

Selbst beim Sorgenkind Technische Universität kann man – sonntägig positiv gestimmt – Positives finden. Sie ist zwar schwer verschuldet, verzichtet aber dennoch auf die Einhebung von Studiengebühren, was ja alles andere als lobenswert ist. Sie tut das nur, weil sich die Professoren vor den linken Studenten fürchten. Die TU sekkiert überdies die Studenten mit – für eine technische Uni besonders skurrilen – Gender-Veranstaltungen im Stile der einstigen Marxismus-Leninismus-Pflichtvorlesungen in Osteuropa. Aber sie macht auch Lobenswertes: Sie nimmt in den meisten Fächern keine neuen Lehramtsstudenten mehr auf und will diese Studienart weitestgehend auslaufen lassen. In Zeiten knapper Budgets möchte sich die TU auf ernsthafte Ausbildungen konzentrieren. Was in den Augen der Techniker das Lehramts-Studium keineswegs ist. Vielleicht kann sich da auch die Hauptuni etwas abpausen und beispielsweise darauf verzichten, um viel Geld 5000 von niemandem benötigte Publizisten auszubilden. Diese absolvieren ja nicht nur ein Leichtstudium, sondern haben zum Unterschied von Lehramtsstudenten auch keine guten Berufsperspektiven. Vielleicht wird jetzt auch die Möglichkeit reduziert, allein in Wien an drei Unis Architektur zu studieren – darunter auch an der TU selber. Haben wir doch einen größeren Überschuss an Architekten als an Mathematik-Lehrern.

Eine besonders kluge Initiative hat last, not least Wissenschaftsminister Töchterle gestartet: Er kämpft nun dafür, dass der Lehrerberuf nicht mehr eng an Dienstrecht und Ausbildung geknüpft wird. Das wäre eine absolut richtige Politik – wenn auch das Gegenteil der derzeitigen Mode. Töchterle will, dass jede Schule, jeder Kindergartenbetreiber selbst weitestgehend frei entscheiden kann, wer am besten als Lehrer und Erzieher passt. Die sonstige Politik steuert ja hingegen den absoluten Wahnsinn an, nämlich dass Volksschullehrer wie Kindergärtner künftig ein akademisches Vollstudium samt Master haben müssen. Das würde nicht nur zu enormen personellen Knappheiten und unnötigen Kosten führen. Das würde auch viele hervorragend etwa für die Arbeit in einem Kindergarten geeignete Menschen künftig in andere Richtungen lenken, für die sie weniger gut passen. Dieser Schwachsinn wird aber von einer sehr lauten Lobby und natürlich auch dem Androsch-Volksbegehren vertreten. Das Ziel der Lobbyisten ist eindeutig, in großer Zahl selbst Universitätsprofessoren zu werden. Töchterles Plan geht hingegen in eine ganz andere Richtung: Der Gesetzgeber soll nur noch grobe Rahmenanforderungen festlegen, ansonsten soll frei vor Ort entschieden werden. Um in Volksschulen oder Kindergärten pädagogisch zu arbeiten, brauche es keineswegs einen Master-Titel. Wie recht der Mann doch hat! Ich bin auch sicher: Fast jede Mutter, deren Kinder erwachsen geworden sind, wäre nach einem maximal zweisemestrigen Lehrgang eine bessere Kindergärtnerin als Menschen, die fünf oder sechs Jahre lang an einer Uni mit Theorie vollgestopft worden sind, die sie nie im Leben brauchen.

Jetzt muss man freilich hoffen und bangen, dass sich Töchterle und all die anderen guten Ansätze auch dauerhaft durchsetzen. Denn das Böse und das Dumme sind immer und überall. Der heutige Applaus des Tagebuchs soll daher eine kleine Hilfe beim Durchsetzen sein.

 

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