Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Die sechs beliebtesten Bildungs-Irrtümer

Gute Bildung, Schulen, Universitäten sind die wichtigsten Zukunftsinvestitionen. Über diesen Satz besteht heute weitgehender Konsens. Über sonst aber nichts. Denn im Schatten dieses Satzes werden zahllose Ideologie-Spiele betrieben. Diese reichen von ideologischer Gleichmacherei von Ungleichem bis zur kurzschlüssigen Argumentation, dass mehr Geld automatisch bessere Bildung bedeutet.

Viele oft aufgestellte Behauptungen sind schlicht ebenso falsch wie teuer:

  1. Verkleinert die Schulkassen!“ Eine Detailauswertung der Pisa-Studie zeigt, dass das keinen besseren Schulerfolg bringt.
  2. Wir brauchen mehr Akademiker und Maturanten.“ Spanien oder Italien haben von beidem einen viel höheren Prozentsatz als Österreich. Beide stehen aber nicht nur gesamtwirtschaftlich viel schlechter da, sondern haben auch eine viel höhere Jugendarbeitslosigkeit. Die lag etwa in Spanien schon vor der Krise bei 40 Prozent und erreicht nun 50 Prozent.
  3. Erhöhen wir die Akademikerquote!“ Das ist auch deshalb ein Irrweg, solange so viele Uni-Absolventen vom Markt überhaupt nicht nachgefragte Studien absolvieren, wie Publizistik, Politologie, Kunstgeschichte, Pädagogik, Psychologie, Geschichte. Der Wohlstand Österreichs braucht Techniker und Naturwissenschafter sowie einige andere als schwer verschriene Studien. Zugleich braucht er insbesondere mehr gut ausgebildete Facharbeiter. Deren Zahl wird aber zwingend durch eine (erstaunlicherweise auch von der Industriellenvereinigung geforderte) Erhöhung der Akademikerquote noch geringer.
  4. Unser Bildungssystem bevorzugt die Reichen.“ In einer leistungsorientierten Gesellschaft haben die leistungs- und bildungsorientierten Menschen ein höheres Einkommen. Diese Menschen haben aber auch schulisch erfolgreichere Kinder, da sie diesen in der Regel auch den Wert von Leistung und Bildung vermitteln.
  5. Es ist zu früh, wenn Bildungsentscheidungen schon mit zehn Jahren fallen.“ In Wahrheit sind die wichtigsten Bildungsentscheidungen schon beim vierten Geburtstag eines Kindes gefallen. Die liebevolle Zuwendung, die Menge der vorgelesenen Bücher, die Zahl der von Vater und Mutter zum Kind gesprochenen Worte sind zusammen mit dem genetischen Anteil der Intelligenz (der den Genetik-Wissenschaftlern zufolge sehr hoch ist) entscheidend für den ganzen weiteren Lebensweg. Wenn man ein Kind mit solchen idealen Voraussetzungen in den folgenden zehn Jahren nicht spezifisch fordert, unterfordert man es. Damit wäre aber die im Wettbewerb entscheidende Elite – Wissenschaftler, Manager, Richter, Lehrer, Ärzte usw. – qualitativ nicht mehr wettbewerbsfähig.
  6. Die Zentralmatura stellt sicher, dass jede Matura gleich viel wert ist.“ Auch das stimmt nur oberflächlich. Denn wenn etwa für die Matura einer naturwissenschaftlichen AHS die gleichen Aufgaben gestellt werden wie bei einem humanistischen Gymnasium mit viel weniger Mathematikstunden, wird die Vereinheitlichung absurd und kann nur eine Senkung des Niveaus auslösen.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung