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SN-Kontroverse: Strache-Aufregung

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Berechtigte Aufregung um HC Strache?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Unzumutbare Vergleiche

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Irgendwie wiederholt er sich immer. Einmal sollen es nur „drei Krügerl Bier" gewesen sein, die er bestellt habe will, als er bei einem Treffen des Wiener Korporationsrings mit drei erhobenen, gestreckten und gespreizten Fingern der rechten Hand, dem „Kühnengruß", eine von dem deutschen Neonazi Michael Kühnen erfundene Variante des Hitlergrußes, fotografiert wurde.
 
Strache meinte zunächst, die Geste sei der alte „Gruß der Südtiroler Freiheitskämpfer". Nachdem Südtirolaktivisten erklärten, ihnen sei ein solcher Gruß unbekannt, erfand er die Bierkrügerl-Variante. Fotos, die seine Teilnahme an neonazistischen Wehrsportübungen belegen, waren für ihn zunächst nur Bilder über eine „Paintball-Übung".
 
Der Anlass für die jüngste Aufregung um seine Personen ist für ihn eine „Verdrehung" seiner Aussagen. Sein Vergleich der tanzenden Burschenschafter mit den „neuen Juden" sei falsch eingeordnet und dargestellt worden. Was daran falsch verstanden werden kann, ist schleierhaft. Schließlich fielen die Worte im Zusammenhang mit Straches Empörung über die Demonstrationen gegen den „Wiener Korporationsball", an dem regelmäßig Rechtsextreme teilnehmen und der heuer ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag in der Hofburg über die Bühne ging.
 
Die Proteste gegen den Ball sind in Straches Wahrnehmung „wie in der Reichskristallnacht". Das ist die verquere Welt des FPÖ-Obmanns. Obwohl Strache natürlich über den Novemberpogrom 1938 Bescheid weiß, bei der die Nazis Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt, Wohnungen geplündert und Geschäfte verwüstet haben. Mindestens 400 Juden und Jüdinnen wurden in dieser Nacht ermordet; 30.000 in Konzentrationslager deportiert. 
 
Die Protestes und Empörung über Straches unzumutbare Vergleiche sind berechtigt, nachvollziehbar und durchaus angemessen.

 


Ich fürchte keine falschen Vergleiche

Andreas Unterberger

 

Ich habe Null Sympathie für Gruppen, die ihre Identität primär aus den Napoleonischen Kriegen ableiten, die sich pubertärem Kampfsport hingeben. Eine Bedrohung stellen diese Burschenschaften aber nicht dar. Das tun auch nicht falsche historische Vergleiche. Verbale Irrtümer bedrohen niemanden, vor allem dann nicht, wenn sie in einem Privatgespräch gemacht werden, wenn sie eindeutig nicht antisemitisch sind (schließlich hat ja Strache die „Reichskristallnacht" eindeutig als etwas Abstoßendes zitiert), und wenn sie im Zeitpunkt einer nachvollziehbaren subjektiven Erregung fallen.
 
Eine fundamentale Bedrohung unserer demokratischen Regeln stellen aber sehr wohl jene dar, die gezielt Gewalt etwa gegen Besucher eines ihnen unsympathischen Balles ausüben. Das tun auch jene Parteien, die Gewalt mit offener und nicht bloß klammheimlicher Sympathie begleiten. Das tun auch Medien, die diese Gewalt erst thematisieren, als bekannt wurde, dass auch ein SPÖ-Politiker von einem mutmaßlichen Rechtsradikalen verletzt worden ist. Das tun jene staatsmonopolistischen Firmen wie die Casinos Austria, die unter Druck der Straße einen Ball verbieten.
 
Selbstverständlich muss man aufpassen, dass es keine neuen nationalsozialistischen Tendenzen gibt. Das wär ebenso katastrophal wie ein Erstarken des totalitären Kommunismus. Nur ist es geradezu lachhaft, wenn ausgerechnet die SPÖ Neonazi-Tendenzen entdeckt. Denn sie ist jene Partei, die mehr als jede andere hochrangige Altnazis in Regierungs-Funktionen gebracht hatte. Denn aktuellen Antisemitismus hört man heute vor allem bei den von Grün und Rot bejubelten „Occupy"-Demonstranten, während die letzten alten Nazis nur noch in Siechenheimen anzutreffen sind. Aber in Wahrheit will die Linke ohnedies mit solchen pseudomoralischen Gewaltaktionen nur vom offenkundigen Scheitern ihrer Schuldenpolitik ablenken.

 

 

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