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Die Wiener ÖVP hat nach langen Mühen einen neuen Obmann gefunden, einen weiter nicht sehr bekannten Mann. Was noch nicht viel heißt, da von den Bekannten ohnedies keiner brauchbar UND willig gewesen ist. Der neue hat immerhin den einen Vorteil, bisher im Gegensatz zu seiner Vorgängerin keine erkennbaren Fehler begangen zu haben. Jetzt hat er sich allerdings einen Ratgeber geholt, wie er verkündet: Der Ratgeber heißt Erhard Busek.
Kann man Manfred Juracka seither noch immer zubilligen, fehlerlos zu agieren? Ich zweifle. Denn Busek hat nachweislich den steilen Abstieg der Wiener ÖVP ausgelöst. Busek ist zwar ein brillanter Intellektueller, aber zugleich auch ein immer wieder heftig polarisierender Politiker. Eines hat er aber geradezu genial verstanden: Er verkauft bis heute seine Wiener Zeit als Erfolgsgeschichte. Was sie aber nicht war.
Busek hat die Partei tief gespalten, was jahrzehntelang tiefe Wunden hinterlassen hat. Denn er hat alle Konservativen ständig als „Stahlhelmfraktion“ verhöhnt, er hat ständig gegen seinen relativ arglosen Parteiobmann Alois Mock intrigiert und er hat viele junge Bürgerliche, die sich um ihn geschart haben, geistig zu den Grünen geführt. Das Alles soll für eine bürgerliche Partei nicht sonderlich gesund sein.
Und jedenfalls sprechen die harten Fakten gegen Buseks Erfolgsmär. Zwar hat er bei den Wahlen 1983 mit 34,8 Prozent das drittbeste Nachkriegsergebnis der Stadtschwarzen erzielt. Aber er hat vier Jahre später, also 1987, auch mit 28,4 Prozent das bis dahin zweitschlechteste Wiener VP-Ergebnis seit 1945 erzielt. Worauf er sich dann verständlicherweise bald aus der Kommunalpolitik verabschiedete. Weniger verständlich ist, wie es Busek gelingen konnte, dieses schwere Niederlage aus der Überlieferung in Medien und Politik auszuradieren.
Klarerweise muss man hinzufügen, dass auch nach seiner Periode der weitere Abstieg der Wiener Schwarzen offenbar unaufhaltsam geworden ist. Diese bewegen sich heute nur noch im einstelligen Prozentbereich. Manches spricht dafür, dass auch da einige Langfristfolgen der Busek-Politik wirksam waren: wie etwa die Vertreibung der Konservativen, das Heranrücken an grünes Gedankengut, die Ohne-Wenn-Und-Aber-Bindung an die SPÖ, innere Spaltungen und die Ignoranz gegenüber dem damals von Jahr zu Jahr für bürgerliche Stadtmenschen drängender werden Ausländerthema. Dass an diesem Zusammenhang vieles dran sein muss, zeigen jedenfalls die weiteren Wahlergebnisse: Die Verluste von Rot und Schwarz halfen vor allem einer Partei, den Freiheitlichen, die genau das auffingen, was Busek aus seiner Partei vertrieben hat – plus dem der SPÖ davonlaufenden Subproletariat.
Der neue ÖVP-Chef täte jedenfalls gut daran, die Geschichte seiner Partei sorgfältig zu studieren. Nicht jeder der sich selbst gut verkaufen kann, kann auch die Umsätze der Partei wieder erhöhen.