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Ein deutscher Kardinal und die österreichischen Bischöfe

Ein deutscher Kardinal hat seinen Bundespräsidenten zum Rücktritt aufgefordert. Wann schickt uns die Kirche wieder einmal einen Bischof mit ähnlichem Mut auch nach Österreich?

Der lange verheimlichte Privatkredit eines Unternehmerehepaares an den deutschen Bundespräsidenten Wulff ist zumindest ein ethischer Grenzfall. Er erfolgte zwar vor Wulffs Präsidentenzeit. Aber in Deutschland ist so wie in Österreich der Ministerpräsident (Landeshauptmann) eines Bundeslandes ohnedies einflussreicher als das zeremonielle Staatsoberhaupt, das nur regelmäßig predigen kann.

Es gibt zwar keinen Hinweis, dass der Unternehmer irgendwelche Gegenleistungen Wulffs – korrekter oder unkorrekter Natur – erhalten hat. Aber ein Politiker sollte doch nicht so naiv sein zu glauben, dass die Freunde, die ihn plötzlich so zahlreich umgeben, in der Regel völlig uneigennützig sind. Sie versorgen Politiker oft auch „nur“ deshalb mit guten Gaben, also beispielsweise einem Kredit zu besonders guten Konditionen, um sich die Politik zumindest langfristig für den Eventualfall gewogen zu machen. „Anfüttern“ nennt man das. Politikerkontakte sind so gesucht, dass mir ein Berater einmal zugegeben hat, dass auch nur die Vermittlung eines Gesprächstermins bei einem Ministersekretär mit fünfstelligen Euro-Summen in Rechnung gestellt wird. Ganz legal.

Das erinnert mich an die Einführung durch einen altgedienten Journalisten in meinen allerersten Tagen im Schreibberuf: „Glaube ja nicht, dass irgendwelche der freundlichen Worte, die du hören wirst, mit echter Freundschaft zu tun haben. Sie gelten immer nur der vermeintlichen Macht, die du hast. Ob sich unter den vielen neuen Beziehungen auch nur irgendeine echte Sympathie verbirgt, wirst du erst erfahren, wenn du keine journalistische Funktion mehr hast.“

Dieses Prinzip gilt mit Sicherheit noch viel mehr für Politiker.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat Christian Wulff jedenfalls nicht dessen langjährige Naivität geglaubt. Wenn Meisner selbst in einer vergleichbaren Lage wäre, so sagte er vor einigen Tagen, "dann müsste ich meinen Hirtenstab abgeben, dann müsste ich resignieren".

Wechseln wir nach Österreich. Hier spielen sich in der Politik noch viel üblere Dinge ab. Denn bei Werner Faymanns Finanzaktionen kann nicht einmal die potenzielle Ausrede angeblicher Naivität gelten. Wer in die Staats-, Gemeinde- und ÖBB-Kassen greift, um sich die Unterstützung von einigen Medien zu kaufen, der kann nur vorsätzlich gehandelt haben.

Keiner der österreichischen Bischöfe – oder sonstigen Religionsführer – hat jedoch bisher auch nur ein einziges Wort, eine einzige Andeutung zu diesem Thema gefunden. Das ist doch ziemlich merkwürdig. So weltfremd kann man doch hinter den Mauern der bischöflichen Palais nicht leben. Oder hängt das Schweigen etwa damit zusammen, dass der Vorsitzende der Bischofskonferenz in zwei der solcherart angefütterten Zeitungen regelmäßige Kolumnen schreibt? Die dort zur Abwechslung von den sehr drastischen und nicht im eigentlichen Sinn familienfreundlichen Inseraten der (meist importierten und eher unfreiwilligen) Prostitutierten beziehungsweise ihrer Vermarkter dienen.

Während er all das ignoriert, hat Kardinal Schönborn zu Weihnachten wieder einmal einen Spruch der SPÖ-Propaganda aufgegriffen: Man solle jetzt „nicht bei den Ärmsten sparen“. Mit dieser besonders zu Weihnachten ans Gemüt gehenden Argumentation hat uns in diesen Tagen auch die ganze SPÖ beglückt, von Fischer über Prammer bis Faymann.

Wie das? Aus welchem aktuellen Anlass dieser seltsame Gleichklang? Ist das nicht bei der SPÖ nur ein Propagandaschmäh, um wieder nicht wirklich sparen zu müssen? Oder will etwa jemand die Ausgleichszulagen abschaffen (was niemand tut, obwohl diese in den letzten Jahren steiler gestiegen sind als irgendein anderer Parameter, etwa der Verbraucherpreisindex oder die durchschnittliche Pensionserhöhung, von den Verlusten der Sparer gar nicht zu reden)? Will etwa jemand die arbeitslose Grundsicherung abschaffen (obwohl diese ohnedies für viele nichts anderes als die erweiterte Lizenz zum Pfuschen bedeutet)?

Wenn Schönborn sein „Nicht bei den Ärmsten sparen“ ernst nähme, dann müsste er seit Jahren täglich, ja stündlich gegen die Staatsverschuldung wettern. Denn die ist die größte Umverteilung aller Zeiten – zu den Gläubigern, die ganz überwiegend reich und im Ausland daheim sind. Denn deren ärmsten Opfer sind die Kinder und Ungeborenen, die all das einmal zurückzahlen müssen, was die Politik unter Wegschauen aller Religionsgemeinschaften an angeblich unverzichtbaren Wohltaten unter die Wähler streut. Die einzige Alternative zu diesen Opfern stellt eine noch größere Gefahr für diese Kinder und Ungeborenen dar: nämlich in den katastrophalen Folgen einer Megainflation aufwachsen zu müssen (siehe die Zwanziger und Dreißiger Jahre), wenn die Politik wirklich auf diesem schon begonnenen Weg ihre Schulden abbauen will.

Dabei hätte Schönborn mit durchaus gutem Gewissen auf die ärgste Ursache hinweisen können, mit denen diese Kinder belastet werden: auf das kriminell niedrige Pensionsantrittsalter. Gehen doch Bischöfe in der Regel erst mit 75 Jahren in Pension, obwohl sie meist ein durchaus stressiges Leben führen. Das ist doch ein auffallender Unterschied zu den 58 Jahren des Durchschnittsösterreichers oder den 54 eines Eisenbahners, den man nicht schamhaft verschweigen braucht.

Daher der Wunsch zum Ende der Weihnachtstage: Lieber Gott, schick Deiner Kirche – Deinen Kirchen – doch gelegentlich auch nach Österreich wieder Hirten, die den Mut haben, zumindest die allereinfachsten Wahrheiten auszusprechen.

 

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