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Hymnenmurkserei oder: Der Selbstmord einer Partei

Gewiss, Selbstmord ist nicht strafbar. Dennoch erfüllt er immer mit großer Trauer und der verständnislosen Frage: Warum?

Das ist auch bei einem politischen Selbstmord nicht anders. Insbesondere wenn ihn eine große und einst staatstragende Partei begeht. Diesem ist die Volkspartei nun mit einem weiteren großen Schritt nähergerückt, nämlich mit der Zustimmung zum Linksprojekt einer Genderisierung der Bundeshymne. Sie gewinnt damit keine einzige Stimme, vertreibt aber weitere Zehntausende angewiderte Wähler, die einst noch eine ganz andere Volkspartei gewählt haben.

Der Text der Hymne hat bisher niemanden gestört –  bis auf ein paar neurotische Berufsfeministinnen in Politik und Medien, die verzweifelt nach irgendeiner Existenzberechtigung für sich selbst suchen. Umfragen zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Österreicher für die Beibehaltung der bisherigen Hymne sind. Tut nichts, die politische Klasse tut, was sie will.

Vom Duden bis zur Autorin der Hymne, also einer Frau, war immer klar, dass mit „Heimat bist du großer Söhne“ natürlich alle Österreicher beiderlei Geschlechts gemeint waren. Weil aber der politischen Klasse Sprachbeherrschung und -gefühl abhanden gekommen ist, ist das offenbar für sie nicht mehr klar.

Besonders schmerzhaft für jedes Sprachgefühl ist auch, dass die parlamentarischen Dummköpfe einfach eine zusätzliche Silbe in diese Hymnenzeile schieben. Dort soll es nämlich künftig heißen: „Heimat großer Töchter und Söhne.“ Stil? Versmaß? Den AbgeordnetInnen völlig unbekannt. Genauso wie der Respekt vor dem Werk einer Dichterin.

Natürlich könnte man jetzt noch spötteln: Warum haben sie nicht auch die „Ahnentage“ gegendert? Will das Parlament durch dieses Versäumnis auch der nächsten Generation von Feministinnen noch ein Betätigungsfeld zum Wichtigmachen lassen? Politisch korrekt müsste es ja „Ahnen- und Ahninnentage“ heißen. Aber eigentlich ist einem die Stimmung zum Spötteln längst vergangen.

Wer hätte das gedacht: Jetzt gibt es sogar schon Gründe der kulturellen Sensibilität, zu Blau oder Orange zu wechseln.

Zur Verteidigung wird dann angedeutet, die ÖVP stimme dem Schwachsinn nur deshalb zu, weil man im Gegenzug den Feministinnen eine Abschaffung des privilegierten Frauenpensionsalters abringen will. Das hat aber erstens wirklich nichts miteinander zu tun. Und zweitens gilt die Wette, dass die SPÖ trotz einiger vager Andeutungen am Ende keiner substantiellen Änderung des Pensionsalters zustimmen wird, oder höchstens einer Vorverlegung der Hinaufsetzung um ein oder zwei Jahre. Was angesichts einer Übergangsfrist bis 2033 angesichts der Lage der Staatsfinanzen nur noch grotesk ist.

Und irgendwie ist es symbolisch, dass dieser rotgrünschwarze Hymnenkonsens ausgerechnet am gleichen Tag erzielt worden ist, da dasselbe Parlament neuerlich ohne Not ein Budget mit einem saftigen Defizit beschlossen hat. Welches der finanziellen Stabilität des Landes genauso schaden wird wie die Hymnenmurkserei seiner kulturellen Identität.

 

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