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Frisches Geld für den ORF oder: Bürgerlicher Masochismus

Ist der ÖVP noch zu helfen? Sie hat – nach verlässlich klingenden Informationen – zugestimmt, dass der ORF seine Gebühren um sieben Prozent erhöht. Die SPÖ und die Grünen sind natürlich sowieso für die Erhöhung. Und auch die beiden Rechtsparteien haben eine große Tradition darin, sich vom Rundfunksystem Wrabetz-Rudas-Faymann-Pelinka erpressen zu lassen.

Dabei hat sich die versprochene Gegenleistung am Ende immer in Luft aufgelöst. So übel es überhaupt ist, dass rund um den ORF mit politischen Gegenleistungen gedealt werden kann.

Nichtlinke Parteien mit Selbstachtung haben jedenfalls in Zeiten des drohenden Staatsbankrotts absolut keinen einzigen logischen Grund, dem ORF mehr Geld zukommen zu lassen. Vor allem nicht, solange die Fernsehinformation innenpolitisch eine dumpfe rote Verlautbarungsplattform ohne jeden journalistischen Impetus auf Berlusconi-Niveau ist; solange die Außenpolitik so schwach ist wie noch nie in der Geschichte des ORF; solange jede einzelne Diskussionsrunde in deutschen Sendern von den Teilnehmern wie auch der Moderation her spannender, niveauvoller und mutiger ist als im ORF; solange ein Raimund Löw wie ein Politkommissar jede kritische Befassung mit der EU unterbinden kann; solange dort tägliche Kirchenhatz betrieben wird (aber die Verbrechen in Heimen der Gemeinde Wien blitzschnell wieder unter den Teppich gekehrt werden); solange die meisten Sendeschienen von Ö1 überhaupt kommunistisch unterwandert sind; solange die Journalmoderatoren fast täglich schmerzhafte Dummheit demonstrieren.

Was aber noch viel schlimmer ist: Keine einzige der nichtlinken Parteien bekommt überhaupt mit, was sich so in der Summe im ORF abspielt. Sie wissen nicht einmal, was eine professionelle Medienbeobachtung ist. Und die sogenannten Medienpolitiker schauen meist nur die eigenen Auftritte an.

Wer auch immer das Gebührenthema angreift, dürfte die Schrauben nur in eine Richtung drehen: nämlich hin zu einem allgemeinen Gebührentopf, aus dem jeder österreichische Sender nach objektiven Maßstäben für jene Sendungen etwas bekommt, in denen er niveauvoll und umfassend informiert, in denen er alle geistigen Strömungen dieses Landes ihrer Größe entsprechend berücksichtigt, in denen nicht nur österreichische, sondern auch internationale Politik, Wirtschaft und Wissenschaft spannend wiedergegeben werden.

Aus diesem unabhängig verwalteten Topf kann und soll auch der ORF (neben seinen Werbeeinnahmen) zu Geld kommen. Verdienen würde er es derzeit immerhin für die nach wie vor qualitativen und relativ objektiven Journalbeiträge der Hörfunkredaktion, für die leider immer seltener werdenden Korrespondentenberichte im Fernsehen (worunter freilich nicht die ewigen Formate „Journalist interviewt Journalisten“ zu verstehen sind, die in der Fernsehaußenpolitik fast so peinlich wie in der dortigen Innenpolitik sind), für den exzellenten Fernsehwetterbericht  und für – ?

Die Gemeinde der Kommentatoren ist eingeladen nachzudenken, ob es noch sonstwo im ORF Edelsteine gibt, die mir entgangen sind. Hier wollen wir ihm ja nicht Unrecht tun, auch wenn er dem Land schon so viel antut.

 

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