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Im alten China wurden Ärzte zur Rechenschaft gezogen, wenn ihre Ratschläge falsch oder wirkungslos waren. Dasselbe wäre heute für die Ökonomen am Platz. Was haben sie uns nur immer für falsche Ratschläge gegeben!
Das gilt etwa für die ständig falschen Inflations- und Konjunkturprognosen oder die Fehler der Rating-Agenturen.
Das gilt nun auch für die von der EU-Kommission gewünschte Finanztransaktionssteuer. Die EU-Ökonomen glauben, damit die „Spekulanten“ melken zu können, die sie anstelle der Schuldenpolitik für die nun in die nächste Etappe schlitternde Krise verantwortlich machen. Was zwar populär, aber für Europa extrem schädlich wäre.
Die Kommission erhofft sich davon 57 Milliarden Euro Einnahmen. Gleichzeitig aber gibt sie selbst zu, dass diese Steuer zugleich die Europäer ein halbes Prozent ihres BIP kosten wird. Wer glaubt, das sei wenig, sollte sich bewusst machen, dass das nicht weniger als 76 Milliarden Euro sind.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Der Schaden für Europa ist um fast 20 Milliarden größer als der „Nutzen“ (wenn man schon bereit sein sollte, weiteres Geld für die ausgabenwütige Politik als Nutzen anzusehen). Dieses Plus an Steuern ist überdies reine Utopie. Denn ein Großteil der Finanztransaktionen wird dann halt nicht mehr stattfinden, zumindest nicht in Europa, sondern in Singapur, Hongkong oder New York. Auch in Schweden glaubte man auch an eine neue Goldader in Form dieser Steuer. Doch ließ deren Einführung die Finanztransaktionen in Wahrheit auf drei Prozent fallen.
Ein anderer Sündenbock für die Krise waren bei linken Ökonomen die Leerverkäufe, also der Verkauf von Aktien, die man noch gar nicht hat. Dieses zweifellos riskante Instrument wurde gerne als eine Hauptursache der Krise geoutet. Spanien wie Italien haben es deshalb verboten. Seltsam, seltsam: Denn auch ohne diese Leerverkäufe geht die Krise dort munterer denn je weiter.
Aber jedesmal sind Öffentlichkeit, Politik und Medien erneut bereit, auch den absurdesten ökonomischen Verschwörungstheorien zu glauben. Das zeigte sich auch, als ein verschuldeter Hochstapler als Börsehändler auftrat und von der BBC eilfertig interviewt wurde. Um dort als seriös zu gelten, genügt es bei den meisten Medien offenbar schon zu sagen: „Goldman Sachs regiert die Welt“.
Auch der SPÖ-„Ökonom“ Jan Krainer gehört in diese unseriöse Kategorie. Ihm zufolge seien die nun schon 21,5 Milliarden Haftungen Österreichs für die Schuldenstaaten billiger als deren Insolvenz. Diese beweisfrei aufgestellte Behauptung würde aber nicht einmal dann stimmen, wenn es bei diesem Betrag bliebe, der schon heute immerhin mehr als 2600 Euro pro österreichischem Kopf ausmacht. Er wird sich aber mit Sicherheit noch vervielfachen, da man den alten Schulden ständig weiteres Geld nachwerfen muss, seit man einmal damit begonnen hat.
Aber Politiker werden ja genauso wenig zur Haftung herangezogen wie Ökonomen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.