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Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:
Soll es eigene Lohnrunden für Frauen geben?
In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.
Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).
Seit Dienstag arbeiten Österreichs Frauen bis zum Jahresende gratis. Der 4. Oktober war heuer der „Equal Pay Day" und somit jener Tag, ab dem Frauen bis Jahresende ohne Bezahlung arbeiten müssen, um auf das gleiche Lohnniveau wie Männer zu kommen.
Oder anders formuliert: Vollzeitbeschäftigte Männer haben am 4. Oktober bereits das Einkommen erreicht, wofür vollzeitbeschäftigte Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssten. Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind in der Alpenrepublik nach wie vor extrem hoch. Der durchschnittliche Jahresbruttobezug eines Mannes in Österreich macht 44.119 Euro, der einer Frau 33.415 Euro aus. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und gleichwertiger Arbeit somit um rund ein Viertel weniger als Männer.
Die Einkommensdiskriminierung der Frauen ist in allen Branchen und in allen Karrierestufen feststellbar. Im internationalen Vergleich ist die Platzierung zum Schämen. Laut Gender Gap Report 2010 nimmt Österreich weltweit den 92. Platz hinter Bolivien, Ecuador oder Sri Lanka ein. Innerhalb der EU-27 rangiert Österreich an drittletzter Stelle.
Da Appelle an Gerechtigkeit und Fairness seit 100 Jahren versagen - so lange nämlich gibt es bereits die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit -, müssen tauglichere Mittel zur Beseitigung der Lohndiskriminierung her. Eine Möglichkeit sind eigene Lohnrunden für Frauen. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen könnten Extra-Erhöhungen der Bezüge für weibliche Beschäftigte vereinbart werden. So lange, bis die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern wirklich geschlossen ist. Dieser Vorschlag ist keineswegs entwürdigend für die Frauen, wie dies seine Gegner behaupten. Dass die Arbeit von Frauen schlechter entlohnt wird - diese Ungerechtigkeit entwürdigt.
Andreas Unterberger
Die Vorschläge der Linken werden immer skurriler - oder sie wollen Österreich bewusst zu einem Griechenland machen. Dort haben ja die „Erfolge" der Gewerkschaften die Löhne seit dem Euro um 30 Prozent steiler steigen lassen als in Deutschland (von Asien gar nicht zu reden). Heute aber ist Griechenland bankrott und nicht etwa Deutschland, obwohl Gewerkschafter immer behaupten, steile Lohnzuwächse wären gut für Wachstum und Konjunktur.
Unabhängig von der Finanzierungsfrage sind die angeblich niedrigeren Frauenlöhne eine manipulative Missinterpretation einer Statistik. Wirklich benachteiligt sind nur die Mütter. Aber gerade für die kämpfen die Linke und die meist kinderlosen feministischen Politikerinnen nicht.
Das verbleibende Lohnminus kinderloser Frauen ist sehr klein und hat bekannte Ursachen: etwa die größere Zahl von Arbeitsstunden der Männer; die Berufswahl vieler Frauen (Friseurin, Verkäuferin, Publizistik, Pädagogik, Kunstgeschichte usw.); und das gerade von den Feministinnen verteidigte frühe Pensionsalter. Aufgrund vieler - von der Gewerkschaft erkämpfter - Kollektivverträge verdient man in den letzten Berufsjahren ja am besten. Das versäumen die Frauen aber durch die frühe Pension.
Wer noch immer an den Lohnunterschied glaubt, der möge mir einen schwachsinnigen Unternehmer zeigen, der einem Mann nur des Geschlechts wegen um ein Viertel mehr bezahlt als einer Frau, die wirklich die gleiche Leistung erbringt. Gäbe es ihn, wäre er längst so bankrott wie Griechenland.