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Griechenland: Das Gewitter geht los

Das wird jetzt spannend: Die Griechen machen eine Volksabstimmung, ob ihnen die Resteuropäer in ihrer Schuldenkrise auch helfen dürfen. Die Stimmung im Land ist so verzweifelt, dass die Regierung keinen anderen Ausweg mehr weiß. Und was es noch spannender macht: Alle Umfragen deuten zumindest derzeit darauf hin, dass die Griechen in klarer Mehrheit Nein zum Rettungsschirm sagen werden. Ohne zu wissen, wozu sie damit Ja sagen.

Ein griechisches Nein würde freilich von den meisten Miteuropäern – wenn auch nicht deren Regierungen – mit Erleichterung aufgenommen werden. Dann könnte man die für Griechenland bereitgestellten Gelder zur Stabilisierung der eigenen Banken verwenden und sich den Rest doch noch sparen. Dann wäre auch für die in alter Manier herumlavierenden Italiener die Stunde der Wahrheit gekommen. Dann wäre endlich Klarheit geschaffen, dass wir keine Eurokrise, sondern eine der staatlichen Schulden haben. Dann wäre das Tabu gebrochen, dass ein europäischer Staat nicht in Insolvenz gehen könne. Dann müssten sich die helfende Miteuropäer nicht mehr ständig beschimpfen und nachsagen lassen, dass die Annahme ihrer Hilfe eigentlich eine Gnade ist.

Für die Griechen wäre das freilich weniger erfreulich. Dann würden griechische Pensionen und Beamtenbezüge zumindest zum Teil ausfallen, weil niemand mehr der Regierung Geld borgt. Dann würden die Banken gestürmt und müssten nach wenigen Stunden schließen (wenn das nicht ohnedies schon vor dem Referendumstag angesichts der Entwicklung der Umfragen passieren sollte). Dann müsste die griechische Regierung noch härtere Maßnahmen durchziehen, als sie das „Rettungspaket" von ihnen verlangt hat. Dann wäre auch endlich klar, dass man durch ständiges Protestieren, Demonstrieren und Streiken sein eigenes Los nicht wirklich verbessert, sondern nur durch Sparsamkeit und Anstrengung. Aber das wissen viele Völker offenbar immer erst im Nachhinein.

Freilich ist auch durchaus möglich, dass den Griechen in den nächsten Wochen noch – für sie – rechtzeitig klar würde, was ein Nein zum bösen Griechenland-Rettungspaket bedeutet. Dann würde nämlich niemand mehr Griechenland retten. Dann kann kein europäischer Regierungschef mehr so selbstmörderisch sein, seine eigenen Bürger noch mehr zugunsten der reformunwilligen Griechen zu belasten.

Ein Ja würde für Premier Papandreou aber – endlich – bedeuten, dass er dann auch wirklich die versprochenen Sparmaßnahmen durchziehen und wieder ein wenig Vertrauen ins Land bringen könnte.

Manches mal schürzen sich historische Entscheidungen lange so wie dunkle Wolken zu, bis es dann plötzlich in einem Gewitter zur Entladung kommt. In einem zerstörerischen – oder einem reinigenden Gewitter. In den nächsten Wochen wird Europa jedenfalls gespannt auf den Wetterbericht vom Balkan achten.

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