Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Drei Friedensnobelpreise für Frauen: Das ist der Stoff, aus dem automatisch und zwangsläufig Jubel-Schlagzeilen der Medien und Politiker werden. Das ist auch der Stoff für jedes nur denkbare Vorurteil des Zeitgeistes. Mit Frauen gibt es Frieden, Männer machen Krieg. Das norwegische Nobelpreis-Komitee hat den perfekten Schlussstein gesetzt, um dieses schlichte Weltbild einzubetonieren.
Dass dieses Komitee lediglich eine Außenstelle der norwegischen Sozialisten ist, kann aufrechte Linke im Jubel über die Entscheidung natürlich nicht stutzig machen. Wer hingegen "links" noch nicht automatisch als Ausweis für Klugheit ansieht, wem das Geschlecht und das Nicht-Europäer-Sein für eine Bewertung noch nicht ganz genügen, der nimmt sich mit seinem Urteil über die Ehrung dreier wenig bekannter Menschen einige Tage Zeit. Dann aber kommen ihm arge Zweifel an der Weisheit dieser Nobel-Entscheidung.
So tritt Frau Ellen Johnson Sirleaf nur vier(!) Tage nach dem Bekanntwerden ihrer Nobel-Ehrung zur Wiederwahl als Präsidentin Liberias an. Diese zeitliche Nähe ist eine so plumpe und noch nie dagewesene Einmischung in einen – hoffentlich – demokratischen Wahlkampf, dass man den Friedensnobelpreis noch weniger ernst nehmen kann als schon in der Vergangenheit. Man denke etwa an die früheren Auszeichnungen für vietnamesische Kriegsherrn und Diktatoren; oder für Jassir Arafat, den einem Nahostfrieden nicht gerade förderlichen palästinensischen Korruptionisten; oder für Barack Obama unmittelbar nach seiner Wahl wegen einiger durchwegs unhaltbarer Wahlkampfversprechen.
Frau Sirleaf ist überdies bekannt als einstige finanzielle Unterstützerin des als internationaler Kriegsverbrecher verurteilten Massenmörders Taylor. Ein liberianisches Versöhnungskomitee hat auch prompt empfohlen, dass sie deswegen 30 Jahre zu keinem politischen Amt antreten sollte. Das alles ist aber offensichtlich kein Hindernis für einen Friedensnobelpreis. Dafür muss man heutzutage nur noch das richtige Geschlecht haben.
Genauso unerfreulich ist die Ehrung für die jemenitische Oppositions-Aktivistin Tawakkul Karman. Denn sie gehört den radikal-islamistischen Moslembrüdern an. Vor deren Machtergreifung in weiteren arabischen Ländern sollte sich freilich jeder vernünftige Mensch fürchten. Das gilt besonders nach einem Wochenende, an dem in Ägypten die heftigsten Christenverfolgungen seit Jahrzehnten ausgebrochen sind.
Da lobe ich mir die dritte Nobel-geehrte Frau: Über sie ist so gut wie gar nichts bekannt. Das ist doch schon was.
Nur der Friedensnobelpreis, der ist längst nichts mehr. Damit steht dieser Preis übrigens ganz im Gegensatz zu den extrem seriös vergebenen Preisen für Natur- und Wirtschaftswissenschaftler – auch wenn da bisweilen ein populistischer Kasperl wie Joseph Stiglitz durchrutscht.