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Der Dummheit freie Bahn

Das ist  zweifellos ein schwerer Schock. Die „Erste Bank“ teilt uns Mitte Oktober plötzlich mit, dass sie heuer statt annoncierter Gewinne von 700 bis 800 Millionen plötzlich Verluste in der gleichen Höhe macht. Was noch eine optimistische Annahme ist, denn derzeit steht der Verlustmeter sogar über 900 Millionen Euro.

Zugleich ist es sehr wahrscheinlich, dass etliche andere Institute dem Beispiel der österreichische Paradebank bei gleicher Vorsicht und Ehrlichkeit wohl bald folgen müssen. Und niemand kann eine Garantie abgeben, dass das nun wenigstens alles gewesen ist.

Unter den Menschen grassiert seit einigen Wochen die gleiche Angst wie 2008/09, dass wir in eine lange Periode der Stagnation oder auch Depression verfallen. Und diese Ängste sind keineswegs unberechtigt. Der Double Dip, die an dieser Stelle schon mehrfach prophezeite Krise mit einem zweifachen Absturz, ist gerade dabei, wieder Wirklichkeit zu werden. Zum Unterschied vom letzten Mal können die Staaten aber kaum noch neue Schulden aufnehmen, um die Krise scheinbar wezuzaubern.

Beim jetzigen zweiten Absturz sind Ursache und Anlass noch viel eindeutiger zu identifizieren als beim ersten: Es ist die hemmungslose Ver- und Überschuldung vieler Staaten, die sich in den offiziellen Zahlen gar nicht zur Gänze widerspiegelt. Die Staaten haben jahrzehntelang – mit Erfolg – Wählerbestechung auf Schulden betrieben. Sie haben geglaubt, jedes auch nur scheinbare Problem, jede Forderung einer Lobby durch neue Ausgaben und damit neue Schulden decken zu können. Diese Schulden haben sie naturgemäß bei den Finanzinstituten gemacht, denen wir unsere Spargroschen anvertraut haben.

Diese Schuldenmacherei haben sich die Staaten mit Hilfe der angeblichen Währungshüter in den Notenbanken auch noch durch die sogenannten Basel-Abkommen erleichtert, die Staatsanleihen als absolut sicher hingestellt haben. Bis nun das Pyramidenspiel halt leider zusammengebrochen ist. Zuerst in Griechenland, und dann und dann und dann . . .

Das einzige, wozu die Politik heute noch imstande ist, ist auf die Banken zu schimpfen, ihnen „Gier“, „Spekulation“ oder gar „Casino-Mentalität“ vorzuhalten. Nur weil sie verliehenes Geld von den Staaten auch einmal zurückhaben wollen. Die Politik beschäftigt mit unserem Steuergeld einen gewaltig aufgeblähten Propagandaapparat, der mit Hilfe ahnungsloser und/oder bestochener Medien solche weitab der Wahrheit liegenden Dolchstoßlegenden verbreitet.

Den Banken sind durchaus auch Vorwürfe zu machen. Es sind aber zwei ganz andere Vorwürfe, als sie viele Medien verbreiten: Erstens, dass sie den Staaten (zu denen auch Gemeinden und Bundesländer gehören!) viel zu lange überhaupt etwas geborgt haben. Ein wirklich ordentlicher Kaufmann hätte eigentlich schon bei Überschreiten der offiziellen Maastricht-Schuldengrenze von 60 Prozent einem Land kein Geld mehr leihen dürfen (eine solche konsequente Haltung hätte zu Recht auch Österreich getroffen, mit Ausnahme des Jahres 2007, als sich die Härte von Sparmeister Schüssel in einem Schuldenrückgang niederschlug).

Der zweite Fehler der Banken: Sie haben in den letzten zwei Jahren ihre Öffentlichkeitsarbeit total eingestellt. Sie halten der demagogischen Denunziation der Politik nichts entgegen. Sie sind feig und untereinander zerstritten. Wer schweigt, beschuldigt sich selber. Das gibt der Dummheit und Bösartigkeit des politisch-medialen Komplexes total freie Bahn. Mit fatalen Konsequenzen.

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