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Es ist die Frage, die mir in letzter Zeit wohl am häufigsten gestellt worden ist: Soll man einen Frankenkredit jetzt umwandeln, wie allerorten geraten wird, oder nicht? Ich habe das lange mit einem Topexperten für den Schweizer und europäischen Finanzmarkt erörtert. Das hat uns zu folgender Wahrscheinlichkeits-Analyse gebracht – die natürlich in keiner Weise eine Empfehlung ist.
Erste Frage: Kann die Schweizer Nationalbank auf Dauer den Wechselkurs von 1,20 Franken für einen Euro verteidigen? Hier ist die Antwort relativ klar ein Ja. Eine Aufwertung der Währung verhindert man, indem man Franken druckt und Euro kauft. Das geht grundsätzlich unbeschränkt (umgekehrt gäbe es natürlich Grenzen, wenn man eine Abwertung verhindern will, da man dafür ja nur die bestehenden, nicht vermehrbaren Währungsreserven verwenden kann). Das Drucken von Franken dürfte in der Schweiz keinen oder nur geringen Inflationsdruck ausüben, sofern der Franken als Reservewährung dient, vom Ausland gehalten wird und den Schweizer Inlandskonsum daher nicht anheizt.
Zweite Frage: Will die Schweiz den Kurs auch auf viele Jahre verteidigen? Da kommt es auf die Inflation im Euroraum an. Sollte diese stark zunehmen, würden die Schweizer Inflation importieren, wenn sie (durch das Franken-Drucken) weiterhin den Wechselkurs stabil halten. Dass die Inflation im Euro-Raum anspringt, ist sowohl aufgrund der hohen Staatsschulden als auch der heißlaufenden Gelddruckmaschine in Frankfurt ein realistisches Szenario. Dadurch könnte die Schweiz eines Tages vor der Wahl zwischen Pest und Cholera stehen. Entweder sie importiert die Inflation oder sie lässt den Euro abwerten, was die Schweizer Wirtschaft unter starken Druck bringen wird.
In diesem Fall könnten die Eidgenossen wieder auf einen "Managed float" umsteigen. Das heißt, sie würden eine laufende leichte Aufwertung des Franken, aber keine massiven Kurssprünge akzeptieren.
Das Risiko ist also im wesentlichen das einer Inflation im Euro-Raum. Diese würde die Rückzahlung eines Euro-Kredit billiger machen, während ein Franken-Kredit hingegen relativ teurer wird. Wenn eine derartige Inflation mit ähnlichen Einkommenssteigerungen und Wertsteigerungen des Vermögens, also etwa einer Wohnung verbunden ist, ist das Risiko etwas abgesichert.
Könnte sich der Franken auch wieder abschwächen? Theoretisch ja. Dazu bräuchte es aber ein Krisenszenario, das die Schweiz stärker trifft als den Euroraum. So etwas ist im Moment schwer zu sehen.
Auch wenn sich durch den starken Eingriff der Schweizer Nationalbank das Risiko eines Frankenkredits vorerst reduziert hat, macht er langfristig etwas anderes fraglich: Bleibt die Zinsdifferenz zwischen Euro und Franken eine dauerhafte, zu der ja auch die zusätzlichen Gebühren kommen? Es lohnt daher auf jeden Fall, sich ein Angebot für eine Umschuldung machen zu lassen, um zu sehen, ob der Frankenkredit noch nennenswerte Vorteile hat.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.