Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Wien schafft das Glücksspiel ab. Damit wird es in der Hauptstadt – wie in einigen anderen Bundesländern – Spielautomaten nur noch in den wenigen staatlichen Spielkasinos geben. Gut oder schlecht?
Nun, mir persönlich wird nichts abgehen. Ich selbst habe nur zweimal in meinem Leben solche Glücksspiele betrieben, einmal, als mich jemand zur freiwilligen Deppensteuer an den Finanzminister bei einem Lotto-Jackpot überredet hat, und einmal, als ich bei einem Besuch in Las Vegas einen Vierteldollar in einen Automaten geworfen habe, sozusagen als Tribut an den Geist des übrigens durchaus faszinierenden Ortes.
Auch halte ich die zahllosen Spielsalons, die sich in absteigenden Vierteln und Straßen der Stadt breit machen, für städtische Pestbeulen, trotz oder gerade wegen der Chrom- und Glas-blinkenden Fassaden. Vor allem aber ruiniert die Spielsucht alljährliche Tausende Menschen und Familien. Das sieht man manchem schon auf den ersten Blick an, der vor einem dieser Spielsalons herumlehnt.
Also scheint alles klar. Auch der satte zweistellige Millionenbetrag, den dadurch die Gemeinde Wien verliert, scheint diese gesellschaftlichen Kosten nicht wert. Freilich wird das schon ein wenig problematischer, wenn am gleichen Tag eine unglaubliche Sparwelle in den Wiener Spitälern bekannt wird. Dort müssen nach Angaben der Wiener Ärztekammer die planbaren Operationen um 20 Prozent reduziert werden. Was halt heißt, dass Menschen immer länger – beispielsweise – auf die Hüft- oder Knieoperation warten müssen, trotz oft unerträglicher Schmerzen.
Die Gemeinde spart ja offensichtlich lieber bei den Gesundheitsausgaben als bei den Inseraten aus dem Gemeinde-Imperium zur Erhaltung der Wohlmeinung von „News“, „Heute“, „Österreich“, „Falter“ oder „Kronenzeitung“ (und vieler anderer, wenn auch in geringerem Umfang).
Noch problematischer wird es, sollte etwa auch der Bund alle Spielautomaten und Internetwetten, Lotterien und Casinos schließen. Denn es ist eine absolute Illusion, dass dann Spiellust und Spielsucht aus der Welt sein werden. Die gibt es wohl, seit die Menschen leben.
Ein solcher totales Verbot wird daher zwei ganz andere Folgen haben: Erstens wird dann unglaublich viel Geld an ausländische Internet-Anbieter möglicherweise dubioser Spiele führen. Was die Republik sehr teuer kommen wird. Immerhin sind derzeit allein die Casinos Austria der zweitgrößte Steuerzahler des Landes.
Und zweitens wird dann mit Sicherheit das passieren, was in den USA nach dem totalen Alkoholverbot der Zwischenkriegszeit passiert ist (das dann ausgerechnet in der Depression 1933 aufgehoben worden ist): Die Organisierte Kriminalität wird sofort den Markt erobern und dicke Gewinne machen. Beim Alkohol geschah das durch gewaltige Preiserhöhungen während der Prohibition, beim Spielen wird das zusätzlich durch betrügerische Manipulationen in privaten Spielklubs erfolgen.
Also ist es wahrscheinlich doch nicht so klug und ethisch wertvoll, was da Grüne und die SPÖ-Basis derzeit in Wien durchsetzen. Sollten sie wirklich ehrliche Gutmenschen sein, dann hätten sie im übrigen ein viel wichtigeres Kampffeld: den Kampf gegen die Drogensucht. Diese ruiniert die Menschen nicht nur wie das Spielen finanziell, sondern auch körperlich. Wobei die 8000 Toten jährlich allein in Europa ja nur die Spitze des Eisbergs an ruinierten Drogenopfern ist. Drogenkonsum und Drogenhandel – insbesondere jene Zuwanderer-Gruppen, die ihn weitgehend kontrollieren, – stehen aber unter dem eisernen Schutz der Grünen, damit auch automatisch immer der SPÖ und der Medien.
PS.: Damit mir nur ja niemand gleich eine Lüge vorhält: Ein Spiel um Geld betreibe ich schon mit großer Leidenschaft, nämlich das Tarock. Dieses Spiel macht nämlich nur dann einen Sinn, wenn es dabei um – wenn auch wenig – echtes Geld geht, da sonst nicht ernsthaft gespielt wird. Wie viel Prozent am Tarock aber nun mit Können, mit Psychologie, mit Gedächtnisfähigkeiten, mit Erfahrung, mit Risikoeinschätzung und wie viel mit reinem Glück zu tun haben, wird sich nur schwer klären lassen. Diese Frage bietet aber jedenfalls den Fans des Spiels langen Gesprächsstoff in einschlägigen Kaffeehäusern.
Und jedenfalls gilt eines: Durch Tarock vernichtete Existenzen sind mir nicht bekannt.