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Der designierte Wiener Rektor Engl droht nun also, Studiengänge zu schließen, wenn – wie im Finanzrahmen 2013 – 2015 vorgesehen – weniger statt mehr Geld für die Universitäten fließt. Denn der Studentenansturm nimmt nicht mehr zu bewältigende Ausmaße an. Im ideologischen Gebälk der SPÖ knirscht es angesichts der universitären Entwicklung hörbar. Das Wort Zugangsbeschränkungen kommt etwa Gabi Burgstaller schon leicht über die Lippen (kein Wunder, die Uni Salzburg wird erstmals mehr deutsche als österreichische Studienanfänger haben). Auch die Gewerkschaft beginnt sich zu bewegen. Darauf könnten die Rektoren ein bisschen Hoffnung setzen. Schreien sollten sie hingegen, wenn der Tiroler Landesfürst Platter seiner Partei rät, einen Abtausch Gesamtschule gegen Uni-Zugangsbeschränkungen einzugehen.
Die Hohen Schulen hätten nämlich allen Grund, sich kritisch in die Schuldebatte einzumischen. Sie wissen nämlich, dass die Uni-Misere nicht nur eine des Geldes, sondern auch eine der Qualität der Studienanfänger ist. Seit Jahrzehnten beklagen sie deren sinkendes Bildungsniveau. Natürlich müssen sie es bei den Klagen belassen, so lange sie noch selbst für die Ausbildung der Lehrer zuständig sind. Aber bei dem Ansinnen der flächendeckenden Gesamtschule dürften sie umso lauter schreien.
Wenn ein Schüler bis 14 unter dem ideologisch verordneten Leitstern der sozialen Integration unterrichtet wird, dann bleiben ihm nur mehr vier Jahre, um die ominöse Hochschulreife zu erlangen. Das soll gehen? Acht Jahre Wohlfühlpädagogik und dann in vier Jahren alles aufholen, was bis 14 nicht verlangt werden durfte, für ein Studium aber Voraussetzung wäre?
Kümmert es die Rektoren nicht, wie ihre Studienanfänger dann aussehen werden?
Wenn schon der urlaubende Vizekanzler und ÖVP-Chef, der das Wort Leistung permanent auf den Lippen führt, Günter Platter mit seiner Rosstäuscher-Mentalität nicht zurückpfeift, dann wäre das ein Fall für die zivilgesellschaftliche Verantwortung der Uni-Professoren – die ihnen leider ein Fremdwort ist.
Denn nicht einmal in eigener Sache stehen sie gemeinsam auf.
Es ist schlicht und einfach nicht zu verstehen, warum die Rektoren nicht ultimativ und mit Nachdruck fordern, Studiengebühren einheben zu können. 70 Prozent der Österreicher sind dafür, also müsste sich nicht einmal ein Werner Faymann fürchten, in dieser Frage – nein, nicht umzufallen, sondern umzudenken. Nicht deshalb, weil es gut für das Land wäre, sondern weil er sich mit der Mehrheit wüsste. Die Rektoren könnten ja mit Argumenten Entwicklungshilfe leisten. Das Stipendiensystem funktioniert gut. Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Studienbeiträge keineswegs eine sozial unerwünschte Auslese bewirken, dafür werden ohne sie nur die Kinder der Reichen subventioniert. Die Mehrheit der europäischen Länder hebt Gebühren ein. Die Drop-out-Quote sinkt etc.
Es ist auch nicht zu erklären, dass die Rektoren nicht aktiv werden und ein funktionierendes System vorlegen, wie der Uni-Zugang ohne zweifelhafte Aussiebungen wie Numerus Clausus oder Massentests geregelt werden kann. Verfügen sie denn nicht über die besten Bildungswissenschafter, Psychologen, Pädagogen, die längst das qualitativ beste Modell entwickelt haben müssten? Oder kümmern sie sich nur zu wenig um ihre eigene Angelegenheiten?
Ein hoch verschuldeter Staat kann besonders in schwierigen Zeiten nicht immer mehr Geld für alles ausgeben. Darum ist der Ruf „Mehr Steuergeld oder ich sperre zu“ unendlich kurz gegriffen. Und eines Rektors nicht würdig. Der könnte sich mit seinen Kollegen und seinen Konzepten, Daten und Argumenten so lange ins Kanzlervorzimmer setzen, bis er ihn überzeugt hat. Er dürfte sich des Applauses des ganzen Landes sicher sein.
Das wird es nur leider nicht spielen.
Dafür kündigen die Studenten bereits ihren „zivilen Ungehorsam“ an. Wir dürfen uns wohl wieder auf Hörsaalbesetzungen der Audimaxisten freuen, die die Universitäten Unsummen kosten (die sie nicht haben) und die SPÖ noch weiter in ihrer Ablehnung aller vernünftigen Studienplatz-Bewirtschaftungsmaßnahmen zementieren werden.
Und in dieser Situation darf Günter Platter ungestraft Schwachsinn reden. Schon schön, dass die Spindelegger-ÖVP eine leistungsorientierte Partei ist. Oder ist ihr das Wort Leistung nicht mehr als eine Platter-tüde?