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Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:
In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.
Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).
Und sie bewegt sich doch!", soll vor rund 500 Jahren ein berühmter Mann trotzig gerufen haben. Gegen den damaligen Zeitgeist. Galileo Galilei sollte recht behalten. Und sie bewegt sich doch - die österreichische Politik. Nachdem das Männerwahlrecht vom damaligen Reichstag eingeführt wurde, kämpften in Massendemonstrationen ab 1911 die Frauen für das Recht, ebenfalls wählen zu dürfen. „Heraus mit den Frauenwahlrecht", lautete der jahrzehntelange Schlachtruf. Erst nach dem Untergang der Monarchie und einem verlorenen Weltkrieg kam es 1919 im Parlament zu einem entsprechenden Beschluss.
Und jetzt bewegt sie sich halt doch wieder einmal ein wenig - die österreichische Welt. Die Frauen, die es sich seit dem Untergang der Hitlerei gefallen lassen müssen, dass in der Bundeshymne nur die Heimat „großer Söhne" besungen wird, können und wollen diese männliche Aufgeplustertheit im Text der Paula Preradovic nicht mehr hören. Die ÖVP-Abgeordnete Maria Rauch-Kallat brachte daher einen Antrag auf Änderung der Bundeshymne bei der letzten Sitzung das Nationalrats ein. Sture Langweiler in ihrer und in anderen Fraktionen verhinderten durch Filibusterei, dass ihr Antrag durchging. Nun haben die Herren Sturschädel erst recht den Scherben auf, weil ein breiter Diskussionsprozess in Gang gekommen ist. Das soll angeblich in den besten Familien und sogar in Demokratien vorkommen. Vor zwei Tagen verkündeten die Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ und Grünen, Dorothea Schittenhelm, Gisela Wurm und Judith Schwentner, die Mehrheit für den Antrag auf Änderung des Textes sei gesichert. Abgestimmt wird im Herbst. Daher einen schönen Urlaub: Gemeinsam können mann/frau/kind ja den neuen Text der neuen Bundeshymne, in der auch große Töchter eine Heimat finden, üben.
Andreas Unterberger
Die ÖVP-Männer hätten sich im Parlament ruhig einer offenen Debatte um den Hymnentext stellen können. Sie hätten sich damit ihre heimtückische Feigheit in der Antwort auf die heimtückische Aktion zweier ÖVP-Frauen erspart, die ohne die übliche fraktionsinterne Absprache einen gemeinsamen Antrag mit den Linksparteien zur Änderung der Hymne eingebracht haben.
Denn Maria Rauch-Kallat und Genossinnen haben in der Hymne eine Diskriminierung erfunden, die dort nie vorhanden war. Die - zum Glück wenigen - Krampf-Feministinnen in diesem Land sind auf der verzweifelten Suche nach irgendwelchen doch noch vorhandenen Schlechterstellungen von Frauen. Sie brauchen das, um damit ihre eigene Notwendigkeit behaupten können. Und ihren Anspruch, konkurrenzfrei viele Parlaments- und Aufsichtsratssitze zu besetzen.
Selbstverständlich waren in den „Söhnen" der Hymne immer große Österreicher jeden Geschlechts gemeint. Dafür bürgt schon die Autorin, die von Maria Theresia bis Angelika Kauffmann um viele große Frauen gewusst hat. So wie eben - bis zum Auftritt der Krampf-Feministinnen - auch immer klar war, dass sowohl Frauen wie Männer zu den „Österreichern" gehören. Das grammatische Geschlecht hat nämlich mit dem biologischen absolut nichts zu tun: „der" Star Marylin Monroe, „die Muttersprache", „das Idol", „die Persönlichkeit". Das grammatische Geschlecht ändert sich ständig, das biologische bleibt immer gleich.
Den Hymnen-Zerstörerinnen fehlt auch sonst jedes Sprachgefühl. Ich kenne niemanden, der die „Töchtersöhne" schön finden würde. Aber wenn sie schon Hand an die Hymne legen, warum nur halb? Haben sie die „Ahnentage" übersehen? Die müssten ja in ihrem kulturlosen Neusprech folgerichtig „Ahnen- und Ahninnentage" heißen. Oder unaussprechliche AhnInnentage. Oder Ahnenahninnentage.