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Es war und ist ein schreckliches Verbrechen, für das es Null Verständnis geben kann und darf. Nicht einmal einen Hauch an Verständnis. Der norwegische Herr B. ist ein gemeiner Massenmörder mit einer wirren Mischung von Ideen und Sympathien. Und selbst wenn von diesen der eine oder andere Gedanke kein absoluter Schwachsinn ist, so kann dadurch niemals eine Bluttat gerechtfertigt werden.
Nach Stunden und Tagen der absoluten Verwirrung und vieler voreiliger Spekulationen ist nun allen bekannten Fakten nach klar, dass die Mordtat nicht auf eine große Verschwörung oder ein Netzwerk zurückgeht, sondern dem wirren Kopf eines Einzeltäters entsprungen ist. Es ist die Tat eines seltsamen Menschen, der in Phantasieuniformen posiert, der Mitglied der Freimaurer gewesen ist (die ihn nach der Tat schnell ausgeschlossen haben), der alten deutschen Ritterorden nachhängt, der freilich auch die Sorgen vieler Menschen vor den Folgen der islamischen Immigration geteilt hat.
Ist man jetzt mitverantwortlich für diese Tat, wenn man auch solche Sorgen hat? Ganz gewiss nicht. Denn es gibt nur in totalitärer Propaganda das absolut Böse (das dann meistens einem anderen Totalitarismus in die Schuhe geschoben wird). Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen eine Autobahn benutzen, obwohl Massenmörder Hitler solche zu bauen begonnen hatte. Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen die Weltraumfahrt als einen tollen Triumph der Wissenschaft mit vielen segensreichen Konsequenzen – bis hin zur stark gewachsenen Präzision der Wettervoraussagen (auch der vielen zuletzt sehr schlechten) – begrüßen, obwohl es die kommunistischen Massenmörder waren, die den ersten Sputnik ins Weltall geschickt haben.
Ebenso sicher ist freilich auch, dass es nun nicht gerade leichter geworden ist, die Sorgen über die Folgen der größten Migration der Geschichte in sachlicher Weise zu artikulieren. Denn durch die wahnsinnige Tat des Herrn B. werden nun viele dieser Sorgen massiv denunziert werden. Der ORF hat ja in diesen Stunden prompt sofort einem linksradikalen „Wissenschaftler“ aus Deutschland eine Bühne gegeben, der gleich den österreichischen Freiheitlichen eine Mitschuld an der norwegischen Tat zugeschoben hat.
Wer wirklich mit der Größe und Menge der politischen Gewalt und des Terrorismus argumentiert will, der muss immer noch klarmachen, dass die islamistische Gewalt global weit an der Spitze liegt. Und der deutsche Verfassungsschutzbericht zählt weit mehr linke als rechte Gewalttaten auf. Gerechtfertigt ist aber ganz gewiss keine einzige davon. Mir fällt seit dem gescheiterten Juli 1944 auch kein einziger politischer Mordversuch mehr ein, der positiv zu beurteilen wäre.
Zu den vielen widerlichen Seiten des norwegischen Massenmordes gehört aber nicht nur die Instrumentalisierung durch die Linke, sondern auch der lächerliche Versuch des österreichischen Verfassungsschutzes, mit der norwegischen Doppeltat jetzt die lange geplante Verschärfung der Gesetze zu begründen. Herr B. hat nämlich an keinem Terrorcamp teilgenommen (auch wenn in diesem einen Punkt eine Strafbarkeit wahrscheinlich sinnvoll wäre). Und auch die massive Ausdehnung der Strafbarkeit von Meinungsdelikten hätte niemals seine Tat verhindert. Wenn die österreichischen Staatspolizisten sowie zwei ihnen hörige Ministerinnen die Meinungsfreiheit dennoch weiter einschränken wollen, dann untergraben sie genau jenen demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaat, dessen Verteidigung sie als ihre Absicht behaupten.
Zum Unterschied von der 68er Bewegung darf es unter anständigen Menschen keinerlei „klammheimliche“ Sympathie für den Herrn B. geben. Damals sind ja die Serienmorde der Baader-Meinhof-Bande von vielen Linken – auch solchen, die heute in wichtigen medialen und universitären Positionen sind – mit großer Sympathie, aber auch oft konkreter Hilfe begleitet worden. Erst wenn es in der immigrationskritischen Szene zu einer solchen Sympathie käme, wäre sie auf dasselbe verachtenswerte Niveau wie die 68er abgesunken.
Ich nenne den Täter zum Unterschied von allen anderen Medien übrigens nur „Herrn B“., weil ich nicht einmal einen symbolischen Beitrag dazu leisten will, dass die narzisstische Profilierungssucht jenes Mannes bedient wird. Die schon geschehene menschliche Tragödie würde nämlich zusätzlich zu einer geistigen, wenn sein Name auch noch zu einer Marke, zu einem Symbol für was auch immer werden sollte. Herr B. gehört in die gleiche Kategorie wie jene Menschen, die in den letzten Jahren auf amerikanischen und deutschen Schulhöfen sinnlose Massaker angerichtet haben, und deren Namen auch nicht wert sind, festgehalten zu werden.
Wir sollten uns aber über noch etwas ins Klare kommen. Solche Taten können traurigerweise immer und überall passieren, seit es die moderne Waffen- und Sprengstofftechnik gibt. Man kann natürlich, wie es einige Länder angekündigt haben, den Handel mit bestimmten Produkten wie Kunstdünger einschränken und kontrollieren. Übertriebene Hoffnungen sollte man aber nicht in den Erfolg solcher Gesetzesänderungen setzen. Auch wird die in Norwegen nun begonnene Diskussion über schnellere Polizeieinsätze kein Allheilmittel bringen können. Und geradezu blöd sind jene Kommentare, die so gerne spezifische nationale Erklärungsversuche bemühen: Etwas sei typisch für Norwegen, für die USA, für Deutschland, für Österreich . . .
Übrigens können auch nur nostalgietrunkene Menschen glauben, dass frühere Zeiten weniger gewalttätig gewesen waren. Lediglich die Tatinstrumente waren andere, von den staatlichen Serienverbrechen wie Folter, Leibeigenschaft, Sklaverei oder Hexenverbrennungen ganz zu schweigen (unabhängig davon, dass sie bisweilen auch von katholischen oder protestantischen Potentaten gutgeheißen worden waren).
Kann nicht bisweilen ein großes Ziel solche Mittel rechtfertigen, mögen nun manche fragen. Gewiss ist die philosophisch-naturrechtliche Diskussion über das Widerstandsrecht gegen Gewaltherrscher eine sehr ernsthafte. Es ist aber völlig absurd, in einer Demokratie, wie sie Norwegen zweifellos ist, über ein solches Gewalt eventuell legitimierendes Widerstandsrecht auch nur nachzudenken. Die Demokratie bietet eindeutig immer noch genügend Mittel, sich zu artikulieren, zu organisieren und Gesetze zu ändern. Aber eben nur, wenn man die Mehrheit überzeugen kann, und nicht wenn man sich zum einzelgängerischen Retter des Abendlandes erklärt.