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Die Post hat viel Geld in die Hand genommen, um mit anonymen Mystery Shoppern die Probleme der Kunden in den Postämtern zu analysieren. Und Überraschung, Überraschung: Die Menschen sind extrem unzufrieden. Das hätten die Postobermeister freilich von mir auch gratis erfahren können. Das Problem in einem Satz: Die Postämter sind nach wie vor Ämter im wahrsten Sinn des Wortes. Also Plätze, wo nicht nur am Tag der Arbeit nicht ordentlich gearbeitet wird.
Mitschuld daran ist auch das Postmanagement, das sind nicht nur die Beamten. Das zeigt etwa das aktuelle Beispiel der Portoerhöhungen, die an diesem Wochenende in Kraft treten. Diese Erhöhungen sind natürlich nur deshalb möglich, weil es der Post in Tateinheit mit der Verkehrsministerin gelungen ist, die private Konkurrenz so sehr zu schikanieren, bis diese entnervt aufgegeben hat. Dabei haben viele darauf gehofft, dass dank der EU eigentlich ab heuer völlige Konkurrenz auch bei der Zustellung von Briefen herrscht.
Die Tarife hinaufzuschnalzen wäre der Post bei einer funktionierenden Konkurrenz natürlich viel schwerer gefallen. Eine solche Konkurrenz würde es aber nur geben, wenn ihr die zuständige Verkehrsministerin durch einen effizienten Regulator wie einst beim Telephon das Überleben ermöglicht hätte. Aber Konkurrenz ist ja nicht gerade das, was Gewerkschaft und damit SPÖ wollen.
Aber sei‘s drum: Irgendwie wird alles teurer. Völlig unverständlich ist aber, dass die Post außerstande war, die Filialen noch vor dem 1. Mai auch mit den nötigen Briefmarken zu den neuen Tarifen zu versorgen. Gleichzeitig waren aber vielerorts schon seit Wochen die alten Marken ausgegangen.
Umso logischer wie notwendiger wäre es gewesen, schon längst die neuen Marken anzubieten. Warum fürchten sich die Postbürokraten davor? Dass jemand schon vorzeitig ein paar Cent zuviel auf einen Brief klebt? Das Ganze ist ein post-typischer Planungs-Schwachsinn, der lebhaft an den real existierenden Sozialismus des einstigen Ostblocks erinnert.
Das Ergebnis war klar: Viele Tausende Kunden mussten frustriert wieder abziehen. Und ab nun werden deshalb die Schlangen auf den Postämtern noch viel ärger sein, als sie ohnedies immer sind.
Aber es ist ohnedies geradezu heiliges Prinzip der Post, dass in einem Postamt die Kunden Schlange stehen müssen, weil lediglich ein Schalter geöffnet ist. Was noch viel ärger ist: Man muss während seines Schlange-Daseins vor einem einzigen umständlich hantierenden Postbeamten voll geballtem Zorn den anderen Postlern beim gelangweilten Ausfüllen irgendwelcher Listen zuschauen. Diese anderen Postler positionieren sich mit Vorliebe geradezu demonstrativ im Blickfeld der Kunden, pardon Bittsteller. Offenbar um diesen die ganze Verachtung eines Pragmatisierten für normale Werktätige zu zeigen.
Bei einem anderen meiner Besuche auf einem Postamt waren am einzigen offenen Schalter sogar drei Beamte damit beschäftigt, voll Staunen ein Bawag-Sparbuch zu begutachten. Ein solches kann ja seit der Fusion auch auf einem Postamt eingelöst werden. Nur überfordert es ganz offensichtlich die völlig ungeschulten Postmenschen. Denn sie haben wirklich gezählte 17 Minuten über dieses interessante Objekt konferiert.
Staunenswert sind aber auch die Aufschriften in allen Ämtern, dass die Post neuerdings weder Kreditkarten noch Bankomat-Zahlungen akzeptiert. So etwas sieht man heutzutage schon sehr selten. Ein Vorschlag an die Marketing-Abteilung der Post (falls es so etwas gibt): Vielleicht könnte man noch ein wenig mehr retro werden, indem man nur noch Zahlungen in Münzen akzeptiert und das neumodische Papiergeld ablehnt. Das wäre dann wenigstens wirklich konsequent.
Während er da so wartet, stellt sich der kleine Kunde vor, was los wäre, wenn ähnliche Kundenfeindlichkeit in einem Supermarkt passieren würde. Dort würde der Filialleiter mit Garantie sofort und mit lauter Stimme seine Mitarbeiter darauf hinweisen, wer in einem solchen Unternehmen der eigentliche König ist.
Aber wer ist bei der Post der König? Die Betriebsräte, die Ministerin, der Vorstand? Jede Antwort mag richtig sein. Nur einer ist dort sicher nicht König, nämlich der Störenfriede Kunde.