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Grasser-Treibjagd als Jahrhundertprogramm

Hausdurchsuchungen an zehn Wohnsitzen Karl-Heinz Grassers: Vielleicht findet die Staatsanwaltschaft ja endlich doch etwas.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie jedenfalls Liebesbriefe, Seidenhemden und andere Intimitäten finden. Wir werden diese ja bald in Falter, Profil, News, Format und ähnlichen Qualitätsmedien lesen können, wo schon bisher viele peinliche Enthüllungen über Grasser gestanden sind, die freilich alle eines nicht bedeutet haben: einen Schuldbeweis gegen den Ex-Finanzminister. Dennoch kann es keine Frage sein: Wenn Grasser vielleicht doch etwas Strafbares angestellt hat (außer für die falschen Parteien gearbeitet zu haben, zu populär gewesen zu sein und ein mehr als dummes Privatleben geführt zu haben),  ist er streng zur Rechenschaft zu ziehen.

Das erklärt freilich nicht, weshalb die Staatsanwaltschaft so unendlich lange für ihr Vorgehen braucht. Und schon gar nicht, warum sie so absolut desinteressiert ist an all den rauchenden Pistolen mit sozialdemokratischen Fingerabdrücken, die da in der Landschaft herumliegen:

  • Die schachtelweisen Bawag-Akten mit Parteifinanzierungs-Beweisen;
  • Franz Vranitzkys Honorare für nichts und wieder nichts;
  • Die wundersame Über-Nacht-Sanierung der SPÖ-Finanzen unter Alfred Gusenbauer;
  • Fritz Verzetnitsch, der ganz eindeutig in Sachen Bawag eine viel relevantere Rolle gespielt hat als so manche Statisten, die im Elsner-Prozess auf der Anklagebank gesessen sind;
  • Die seltsamen Klienten-Werbeaktionen im Umfeld des Abgeordneten Jarolim.

Um nur jene Dinge zu nennen, die mir spontan einfallen.

PS: Soeben wird bekannt, mit welcher Begründung die Staatanwaltschaft eine Anzeige wegen des grünen Plakats "Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein" eingestellt hat: "Das bei der Staatsanwaltschaft Wien geführte Ermittlungsverfahren wurde .... abgebrochen, weil trotz intensiver Erhebungen nicht geklärt werden konnte, wer das inkriminierte Plakat angebracht hatte." Gehts noch eine Spur plumper?

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