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SN-Kontroverse: Zieglers Ausladung

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wurde Jean Ziegler zurecht als Festspielredner ausgeladen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Bankrotterklärung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen, Haltung auch nicht und der aufrechte Gang ist nicht jederfraus Sache. Dies zeigt sich rund um die Salzburger Festspiele, die sich so gerne als DAS große Weltfestival sehen und seit geraumer Zeit in diesem Sinne eifrigst an Sponsoren vermarktet werden. Verschwiegen wird von den Vermarkterinnen in diesem Kontext gerne, dass durch ein Bundesgesetz (Salzburger Festspielfondsgesetz 1950), die Öffentlichkeit die Ausfallshaftung hat. Hauptdarstellerinnen in diesem öffentlich-privatem Sponsordrama sind Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Wobei Burgstaller in diesem Fall die Hauptrolle zukommt. Ihr rascher Umfaller im Zusammenhang mit der Ein- und späteren Ausladung des Schweizer Soziologen Jean Ziegler als Eröffnungsredner bei den Festspielen ist besonders ungustiös.

Nicht weniger ungustiös ist auch die scheinheilige Argumentation der sich in anderen Fällen gern als so „weltoffen" gerierenden Festspielpräsidentin, die sich in der Debatte auf halbseidene formale Argumente zurückzieht und – eh klar, natürlich und überhaupt nicht – in concreto Einfluss auf die Ein- und Ausladungspolitik hatte. Dass aber die erste sozialdemokratische Landeshauptfrau Österreichs den Schweizer Menschenrechtsaktivisten, der seit vielen Jahrzehnten den Hunger in der Welt anprangert, der mit seinen Publikationen wie z. B. „Die Schweiz wäscht weißer" die Machenschaften der Kapitalindustrie aufgedeckt hat, der sich im Auftrag der UNO für Menschenrechte einsetzt, der unermüdlich gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Welt durch multinationale Konzerne auftritt, ohne nachvollziehbaren Grund als Eröffnungsredner ausgeladen hat, ist eine Bankrotterklärung nicht nur gegenüber der Idee der Festspiele.


Kein Platz für Gaddafi-Propagandisten

Andreas Unterberger

Die Einladung der Salzburger Landeshauptfrau an Jean Ziegler war von Anfang an fragwürdig gewesen. Ziegler ist so voller emotionalem Hass auf die gesamte westliche Welt, dass er auch für die (bekannt linken) Schweizer Sozialdemokraten längst untragbar geworden ist. Da ist es schon recht rätselhaft, warum so jemand überhaupt eingeladen wird. Wer bitte soll einen Mann als Autorität akzeptieren, der reihenweise Drittwelt-Diktatoren und Massenmörder wie Fidel Castro, Robert Mugabe oder Che Guevara beweihräuchert hat? Und der schon viele Prozesse wegen unwahrer Behauptungen über westliche Unternehmen verloren hat?

Die Ausladung war dann eine Notbremsung im letzten Augenblick. Sie wurde indirekt ausgelöst durch Muamar Gadafis brutales Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung. Deshalb hat man letztlich doch einen Gadafi-Propagandisten als untragbar erkannt.

Jean Ziegler war zwanzig Jahre Vizepräsident einer Stiftung, die der libysche Gewaltherrscher mit zehn Mill. Dollar in der Schweiz gegründet hatte. Diese verlieh jährlich einen Gadafi-„Menschenrechtspreis". Das ist ein mehr als zynisches Propagandainstrument eines Diktators, der sogar Passagier-Flugzeuge in der Luft sprengen lässt (an Lockerbie können sich zumindest die Briten noch gut erinnern). Noch 2008 lobte er Gadafi in einem Interview als „rational, zweckgerichtet, vernunftgeleitet". Kritik an Gadafi äußert er hingegen erst seit wenigen Tagen, da Gadafis Stern untergeht.

Salzburg ist mit Zieglers Ausladung einer argen Peinlichkeit entkommen. Zugleich ist es bezeichnend für den linksradikalen Standort der österreichischen Grünen, dass sie ihm nun ein Ersatz-Forum anbieten.

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