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Hinter dem Schleier muss die Unfreiheit wohl grenzenlos sein

Und schon haben die Gutmenschen wieder einen neuen Anlass, sich zu erregen. Frankreich hat das Tragen von allen Formen eines Ganzgesichts-Schleiers verboten. Das ist ein richtiger und notwendiger Schritt, gegen den aber nun von allen progressiven Seiten gefeuert wird – obwohl auch die französischen Sozialisten zur Rettung ihrer Wahlchancen dafür gestimmt haben.

Von manchen wird nun behauptet, dass dadurch die Religionsfreiheit eingeschränkt würde. Als ob jede Religion ihre Gesetze und Regeln in die Allgemeinheit transferieren könnte. Als ob man künftig auch gewissen Sekten Sex mit Kindern erlauben müsste, nur weil das halt deren „Religion“ ist.

Auch der von Frankreich gewählte Grund des Schleier-Verbots ist eigentlich schon überflüssig: Denn diese Schleier seien ein Zeichen der Unterdrückung von Frauen. Das Argument ist aber nicht wirklich stichhaltig. Denn es wird sicher auch einige Frauen geben, die den Schleier freiwillig tragen.

Nein, es geht ganz einfach darum, dass Gesellschaften das Recht haben, Regeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit zu setzen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Europäische Frauen müssen sich ja im Iran oder in Saudiarabien auch an die dortigen Bekleidungsvorschriften halten, so mittelalterlich die auch sein mögen.

Das Recht, Regeln zu setzen, gilt beispielsweise auch genauso für das andere Extrem, etwa das Verbot, in der Öffentlichkeit nackt herumzulaufen. Was ja eine Zeitlang einige besonders progressive Linke als provozierendes Zeichen der Verachtung für die bürgerliche Gesellschaft getan haben.

Es hätte absolut nichts mehr mit Liberalität zu tun, würde man auf all diese Regeln verzichten, sondern es wäre nur noch als ein dekadenter Verfall einer sich selbst aufgebenden Gesellschaft zu werten. Gleichgültig ob es um Nacktheit oder Vermummung geht.

Wobei klar ist, dass beides natürlich seinen Platz hat. Das eine etwa in der Sauna. Die Vermummung ist beim Sport, beim Motorradfahren oder eventuell aus medizinischen Gründen legitim und sinnvoll. In der normalen Öffentlichkeit ist es aber das Recht der Mehrheitsgesellschaft, Vermummungen zu verbieten. Gleichgültig ob es nun um politische Demonstrationen geht (wo vermummte Teilnehmer immer jene sind, die dann auch gerne gewalttätig werden) oder um islamistische Demonstrationen (und nichts anderes sind die Schleier). Menschen, die sich hinter etwas verbergen, werden zu Recht als bedrohlich oder unheimlich angesehen. Wer mir nicht sein Gesicht zeigen will, führt Übles im Schild, sagt uns unsere Instinkt, auch wenn man es im Einzelfall sicher nicht nachweisen kann. Aber selbst in Israel ist die Verschleierung ja schon als perfekte Tarnung zur Vorbereitung eines Terroranschlags gebraucht worden.

Der französische Schritt ist absolut richtig. Woran auch die Tatsache nichts ändert, dass er wahrscheinlich mit nahenden Wahlen zu tun hat. Was soll aber a priori daran schlecht sein, auch auf den Willen der Bürger zu achten? Wäre es nach den Wahlen richtig, wenn es vor den Wahlen falsch sein sollte?

Eine spannende Frage ist, ob und wann auch andere europäische Länder folgen. In Österreich heißt es etwa in einer der üblichen billigen Ausflüchte: Es gäbe eh fast keine Frauen, die sich ganzkörperverschleiern würden. Aber gerade das würde es ja eigentlich leichter machen, ein solches Verbot einzuführen. Will man warten, bis man auf heftigen Widerstand stößt? Dann würde halt wegen des Widerstandes auf ein Schleierverbot verzichtet werden.

Oder wird das Schleierverbot gar vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof unterbunden? Das ist nicht auszuschließen. Schließlich haben die Europäer ja freiwillig einige mittelasiatische islamische Diktaturen zu Mithütern und Richtern der Menschenrechte gemacht. Ein solches Verbotsverbot wäre aber nur ein weiterer Grund, den gesamten Menschenrechtsgerichtshof in Frage zu stellen. Mischt sich doch diese Ansammlung von politischen Protektionskindern in Richterroben von Jahr zu Jahr mehr in die Geschicke der einzelnen Länder ein. Längst ist der Gerichtshof ja schon weit über die ursprünglichen Aufgaben hinausgegangen, die Menschen vor ungerechtfertigter Verhaftung, Folter oder ähnlichem zu schützen.

In Österreich gibt es im übrigen eine besonders absurde Fußnote zu dem Thema: Hier werden christliche Sekten vom Kulturministerium unter der sattsam bekannten Claudia Schmied strenger überwacht als der Islam. Der ist hierzulande tabu. In all seinen sektiererischen Ausformungen.

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