Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Und sie bewegt sich doch noch

Das hätte kaum noch jemand erwartet: Wenige Stunden, bevor Muamar Gaddafi den letzten Widerstand ausrottet, hat sich der UNO-Sicherheitsrat zu einer starken Resolution durchgerungen.

Diese Resolution ist nach dem Völkerrecht eine Licence to shoot. Jetzt fehlen nur noch die Länder, die diese Lizenz auch nutzen – was keineswegs ohne Risiko für sie sein wird. Denn der schon fast ausgezählte Gaddafi hat sich in den letzten Wochen wieder stärken und vor allem internationale Verbündete anheuern können. Daher besteht nun durchaus die Gefahr ernsthafter Kampfhandlungen über dem Mittelmeer.

Ich habe es an diesem Ort ja mehrfach für leichtfertig gehalten, wie sich die Europäer, ohne eine echte Strategie zu haben, verbal an die Seite der Aufständischen gestellt haben. Mehr als jeder andere größere Akteur im globalen Mächtespiel hat sich die EU da von den Medien unter Druck setzen lassen.

Inzwischen hat aber Frankreichs Sarkozy richtig erkannt: Wenn sich Gaddafi nun doch durchsetzen sollte, dann wird es für die EU extrem ungemütlich. Dann droht eine neue Terrorwelle (wie schon zu den Zeiten, da Bruno Kreisky den Libyer hofiert hatte) und die gezielte Verschiffung von Millionen illegalen schwarzafrikanischen Einwanderern nach Europa. Und der ganze Kontinent wird als Lachnummer und Papiertiger verhöhnt.

Daher hatte Sarkozy mit seinem Drängen auf eine solche Resolution recht: Wenn Europa schon den ersten Schritt getan hat, dann muss es nun auch den zweiten tun. Auch wenn die libyschen Revolutionäre nur einen sehr chaotischen Eindruck erwecken. Die deutsche Bundeskanzlerin als Chefin des größten europäischen Landes zeigte hingegen keine wirkliche Führungskraft.

Nun ist inständig zu hoffen, dass sich auch noch andere Nationen finden, die ihre Abfangjäger nach Libyen entsenden (aber sicher nicht Israel). Denn sonst kann Gaddafi die Aktion noch als imperialistisch denunzieren. Was tut das führungslose Ägypten? Was tut Saudiarabien? Glauben sie der Gaddafi-Propaganda, dass er gegen die Al-Kaida kämpft?

Die Europer sollten in den nächsten Tagen jedenfalls viel mehr übers nahe Mittelmeer blicken, als sich vor radioaktiven Wolken aus Japan zu fürchten.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung