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Und neuerlich ist die ÖVP ein weiteres Stück umgefallen: Jetzt vergisst sie auch wieder auf die „Mittlere Reife“, die sie erst vor wenigen Wochen von allen 14-Jährigen verlangen wollte. Und wieder begründet Umfallkaiser Josef Pröll sein Verhalten damit, dass er auf den Koalitionspartner zugehen wollte. In den Annalen ist hingegen seit langem nichts verzeichnet, wo im Gegenzug die SPÖ auf die ÖVP, auf eine konservative, auf eine wirtschaftsliberale oder auf eine christliche Position zugegangen wäre
Die Vermutungen werden immer dichter, dass es Prölls emotionales Gleichgewicht und Konsensbedürfnis stört, wenn er im Konflikt mit der SPÖ liegt. Denn wenn die ÖVP-Wähler ständig noch näher auf die SPÖ zugehen wollten, dann hätten sie wohl gleich diese gewählt. Dieses ständige Zugehen mag vielleicht die Weltsicht von Prölls Paten Christian Konrad und seinen Medien sein, es ist aber ganz sicher nicht der Grund, warum bei der letzten Wahl (noch) 26 Prozent die ÖVP gewählt haben. Oder warum einst jahrzehntelang deutlich über 40 Prozent hinter der großen konservativ-christlich-liberalen Sammelpartei gestanden sind.
Das neuerliche Nachgeben in Sachen Schule – nach der Sprengung der Hauptschule, obwohl diese erfolgreicher ist als alle Gesamtschulen, – ist dadurch doppelt bestürzend, dass die ÖVP gleichzeitig auch beim Thema Bundesheer die eigenen Positionen räumt, wo es nur noch der Klubobmann wagt, den SPÖ-Vorgaben zu widersprechen. Und dass sie nun auch beim Thema Frauenquote in die Knie geht.
Gewiss: Die nun zu einer freiwillig-unverbindlichen Übung degradierte Mittlere Reife war bisher eine eher unausgegorene Idee. Vor allem bestand die Gefahr, dass das dabei verlangte Niveau unter jenem liegen wird, das einst von 10-Jährigen vor der Aufnahme in eine AHS verlangt worden war. Dass die Leistung der Unterstufe auf drei Gegenstände reduziert wird, dass der Rest uninteressant wird, dass auch in diesen drei Gegenständen die Latte extrem tief gelegt wird.
Der Verdacht ist wohl begründet: Denn das Unterrichtsministerium und seine Helfershelfer – die ja diese Mittlere Reife definieren hätten müssen – sind seit vielen Jahren heftig bemüht, die Anspruchs- und Leistungsniveaus zu senken. Das hat nicht erst unter Claudia Schmied begonnen.
Aber trotz dieser Sorge klang das Konzept der obligatorischen Mittleren Reife noch irgendwie nach einer Leistungsmessung. Nun aber ist die Partei wieder dem Konzept der Frau Karl nähergerückt: Matura für alle.
Nur Sadisten kann es freuen, einer einst für Österreich so wichtigen Partei beim Selbstmord mit Anlauf zusehen zu müssen.