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Guttenbergs Abtritt

Letztlich ist der nunmehriger Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers zu gleich überraschend wie unvermeidlich gewesen: Wieder muss ein Strahlemann der Politik gehen. Er war zu ehrgeizig, hat an der Universität massiv geschwindelt und ist jetzt im Nachhinein erwischt worden.

Der Rücktritt ist für ihn sicher eine Befreiung, wohl auch für die deutsche Regierung. Denn die Vorwürfe wären immer heftiger geworden. Von Tag zu Tag haben emsige Ameisen immer mehr Stellen zusammengetragen, die zeigen, dass Karl-Theodors zu Guttenbergs Dissertation eine unglaubliche Summe von Abschreibarbeiten ist.Was ihm wohl selber am Anfang gar nicht bewusst gewesen ist, denn - so muss man heute wohl überzeugt sein - der wackere Freiherr hat die Dissertation von Anfang bis Ende fremdarbeiten lassen. Und er hat sich dabei so schlampiger Helfer bemüht, die unzählige Passagen abgeschrieben haben, ohne eine Quelle zu nennen und ohne sich die Mühe zu machen, gestohlene Gedanken wenigstens durch eigene Formulierungen zu tarnen. Wäre das Ganze nicht ein Betrug mit ihm als Haupttäter, könnte Guttenberg wohl jetzt das Honorar zurückfordern, dass er seinen Helfern gezahlt hat.

Vom moralischen Standpunkt aus ist es zweifellos richtig, dass er zurücktritt. Für die schwarz-gelbe Regierung ist es jedoch - trotz der anhaltenden Unterstützung für Guttenberg durch die "Bild"-Zeitung - eine Katastrophe. Begann sie sich doch endlich von den Rückschlägen zu erholen, die sie erlitten hat, als Angela Merkel im vorigen Mai allzu leichtfertig den deutschen Steuerzahler für die griechische Schuldenwirtschaft und dann auch noch für jene anderer Länder in die Pflicht genommen hat. Dazu kommt, dass beim nächsten EU-Gipfel bald der nächste Image-Verlust für Merkel droht, weil die Deutschen (wie die Österreicher, denen das aber offenbar wurscht ist) noch mehr Geld für Rettungsschirme und ähnliche Dummheiten zahlen müssen.

Das ist in Wahrheit viel problematischer als die Frage, wieweit ein Minister auf der Uni oder in der Schule geschwindelt hat. Denn das haben schon Tausende in ähnlicher Weise getan. Man studiere nur die Anzeigen, mit denen "Hilfe" beim Erarbeiten einer Diplomarbeit angeboten wird.

Wenn CDU/CSU und FDP nicht ganz unprofessionell sind, dann werden sie jetzt mit großer Energie auch die Lebensläufe und Dissertationen von roten und grünen Politikern unter die Lupe nehmen. Denn die Recherche-Attacke auf Guttenberg kam von einem in der SPD aktiven Sozialdemokraten auf einem Lehrstuhl, sie war also alles andere als ein Zufall.

Das Ergebnis? Wir werden nur noch graue Mäuse in der Politik haben. Denn der perfekte Mensch, der noch nie gesündigt hat, der nie geschwindelt hat, der nie sein Kind geohrfeigt hat, der seiner Frau immer treu war, der noch nie einen Schwarzarbeiter oder eine solche Putzfrau beschäftigt hat, der aber gleichzeitig zu Führungsaufgaben imstande wäre: Ein solcher Mensch ist noch nicht geboren.

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