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Sie haben zwar wohlweislich bis nach Mitternacht gewartet, bis sie den blamablen Beschluss veröffentlicht haben. Aber dennoch werden die Beschlüsse dieses EU-Gipfels nicht untergehen. Man sollte man sich die Namen der Täter gut merken. Denn es kommt nach diesen Beschlüssen mit absoluter Sicherheit der Tag, an dem ganz Europa im Schuldenstrudel ertrinken wird.
Man weiß nur das Datum noch nicht genau. Und man weiß nicht, ob an dem Tag, da ganz Europa zahlungsunfähig geworden sein wird, einfach wieder ein – diesmal freilich völlig ungedeckter – Papier-Schilling gedruckt wird; oder ob Anleihen und andere Schuldscheine halt für wertlos erklärt werden; und in welchem Ausmaß das Ganze von massenweisem Vermögens- und Arbeitsplatzverlust begleitet sein wird. Wodurch in aller Regel auch Demonstrationen, Unruhen und manchmal auch Kriege ausgelöst werden.
Die nächtens verkündeten EU-Beschlüsse heißen: 17 Euroländer stellen 700 Milliarden zur Verfügung, um Griechen, Iren, (höchstwahrscheinlich) Portugiesen und wohl noch ein paar andere Schuldenländer ein paar Monate vor dem Konkurs zu retten. Davon müssen – erstmals! – sogar 80 Milliarden in bar fließen. Der Rest sind „nur“ Garantien, von denen man so tut, als müsste man sie nicht ernst nehmen. Mit anderen Worten: Im Glauben, die Passagiere eines sinkenden Bootes dadurch zu retten, steigen Österreich, Deutsche und andere auch noch in das gleiche Boot.
Dabei sind sie ja selbst alles andere als sicher unterwegs. Sie haben sich die jüngste Konjunkturkrise viel Geld kosten lassen. Sie verletzen hinten und vorne alle selbst definierten Stabilitätsziele. Und sie haben alle paar Wochen neue – angeblich völlig unabdingbare – Gründe, um noch mehr Geld auszugeben.
Da lassen sie sich vom Boulevard in eine lachhafte Atompanik hineintreiben (die Fellner-Zeitung titelte jetzt sogar schon „Atomwolke über Österreich“), von der vor allem Windmühlbauer profitieren. Das wird etwa die deutschen Steuerzahler weitere Milliarden kosten, sollten wirklich acht Atomkraftwerke endgültig vom Netz genommen werden.
Wenige Tage später wird ein Krieg gegen Libyen begonnen, der Europa wirtschaftlich viel kostet, und die unmittelbar kriegführenden Länder noch viel mehr. Der Krieg wird begonnen, obwohl es kein klares Kriegsziel gibt, obwohl die libyschen Aufständischen (denen man helfen will) ein völlig chaotisches Häuflein sind, das offenbar nur mit Gewehren in die Luft ballern und „Allah akbar“ rufen kann. Diese Aufständischen stellen aber ganz offensichtlich keinerlei militärische Bedrohung für Muamar Gaddafi dar. Aber die naiven Europäer glauben, dass mit diesem Haufen in Libyen Rechtsstaat und Demokratie ausbrechen werden. Und bei uns wahrscheinlich Freibier für alle . . .
Der Name, den sich die Österreicher jedenfalls gut merken sollten, heißt natürlich Werner Faymann. Er trägt in österreichischer Perspektive die Hauptverantwortung für diese absurden Beschlüsse, auch wenn die seit vielen Monaten ohne geistige Führung dahintorkelnde ÖVP nicht aus der Mitschuld entlassen werden kann.
Faymann hat nicht einmal versucht, sich auch nur eine Sekunde dem Wahnsinn entgegenzustellen. Statt dessen hat er in den letzten Tagen wie ein Sancho Pansa zum Kampf gegen Atomkraftwerke gerufen. Ja, Faymann hat sich sogar gegen den verzweifelten Versuch Angela Merkels quergelegt, den Europäern zwingende Disziplin bei Lohn- und anderen teuren Forderungen aufzuerlegen. Das wäre aber die letzte Chance gewesen, den geschlossenen Gang des Kontinents zum Konkursrichter noch abzuwenden.
Faymann hat in einer einzigen Nacht - ähnlich wie an dem unrühmlichen 24. September 2008 - mehr als zwei Milliarden Bares beim Fenster hinausgeworfen. Von den noch viel größeren Haftungen gar nicht zu reden. Aber Faymann redet vom Atom.