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Die drei Regeln der Korruption

Bei Korruption geht es nicht nur um Moral und Charakter, um Anständigkeit und Strafgesetz. Korruption, Sauberkeit und Transparenz haben vielmehr auch eine gewaltige wirtschaftliche Bedeutung. Denn Korruptions-Regel Nummer eins sagt: Je schlimmer die Korruption, umso geringer das Wachstum, umso schlechter sieht es auch für die  Finanz- und Börsenwelt aus. Daher sollten sich anstelle von vordergründigen Moralisten vor allem Menschen der Wirtschaft sorgen, welche Abgründe uns der Fall Ernst Strasser zeigt.

Gewiss: Die Falle, die Strasser gestellt wurde, war als Vorstoß eines namentlich nie genannten Finanzkonzerns getarnt, der angeblich eine investorenfeindliche Gesetzgebung bekämpfen wollte. Gewiss: In diversen Parlamenten macht sich ein unheilvoller Drang zur Überregulierung breit, der am Ende des Tages genauso schädlich für uns alle ist wie Korruption. Gewiss: In vielen Ländern der Dritten Welt hält an allen Ecken jemand die Hand auf, wenn ein westlicher Exporteur Waren oder Dienstleistungen anbietet. Gewiss: Selbst in den EU-Ländern Rumänien oder Bulgarien kann man sich nach wie vor Schulzeugnisse, Gerichtsurteile, Operationen, Bescheide durch Bestechungsgelder zu kaufen. Gewiss: Es ist für Politiker provozierend, wenn Lobbying-Agenturen – ganz legal! – Tausende Euros lediglich dafür kassieren, dass sie einem Industriellen einen Termin bei einem Ministersekretär verschaffen (obwohl dieser Sekretär den Industriellen auch ganz ohne den Anruf der Agentur empfangen hätte).

Die Überwindung solcher Hürden gelingt Einzelnen immer wieder mit Geld. Aber es ist letztlich stets verschwendetes Geld, das anderswo viel produktiver eingesetzt wäre.

Regel Nummer 2: Je mehr Bürokratie, je mehr Regeln, umso ärger die Korruption. Ein positives Beispiel ist da das kleine Land Georgien. Dort hat man 800 von rund 1000 bei diversen wirtschaftlichen Aktivitäten notwendigen Genehmigungen für überflüssig erklärt. Binnen kurzem hat Georgien im Antikorruptionsindex einen weiten Sprung nach vorne (von Platz 131 auf Platz 68) gemacht. Und einen noch weiteren bei den diversen Rankings als Investitions- und Wirtschaftsstandort.

Deregulierung und Privatisierung reduzieren die Möglichkeiten für Korruption also gewaltig. Aber auch im Idealfall bleibt immer ein Rest an staatlichen Aktivitäten und Regulierungen, bei denen immer Korruption möglich ist. Daher ist auch die Regel Nummer 3 sehr wichtig: Ein funktionierender Rechtsstaat und die Unbestechlichkeit von Richtern, Beamten und Gesetzgebern bilden die wichtigste Basis einer funktionierenden Wirtschaft. Dabei geht es immer auch um Charakter und Gewissen, um gesellschaftliche Kultur, um den nationalen Konsens tief in den Köpfen aller Akteure, dass man bestimmte Dinge einfach nicht tut. Zumindest dann, wenn man sich ohne Ekelgefühle in den Spiegel schauen will. Dieser Konsens scheint aber zunehmend verloren zu gehen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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