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Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:
In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.
Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).
So manche Errungenschaften brauchen eine Weile, bis sie sich über Berg und Tal in der Alpenrepublik als vernünftig und effizient herumsprechen. Doch mitunter gibt es Anlass zur Freude, selbst für die Enkelinnen der einst so heftig diffamierten und zur heutigen Ikone des Feminismus gewordenen ersten österreichischen Frauenministerin Johanna Dohnal, die vor einem Jahr gestorben ist.
Die Sozialdemokratin sorgte seinerzeit für gehörigen Wirbel, als sie eine verpflichtende Frauenquote bei der parteiinternen Vergabe der Mandate verlangte und wurde oft wegen ihres mit ungewöhnlichen sowie überraschenden Mitteln geführten Kampfs für die Würde und Autonomie der Frauen verspottet. Bei einem legendären Parteitag in Linz musste sie deswegen herbe Streichungen hinnehmen.
Dohnal gab nie auf, kämpfte hart für ihre Anliegen. Mit vielen Gleichgesinnten, intelligent, mit Witz und Schmäh, mit Hausverstand und wenn es sein musste mit Drohungen bis hin zum Veto im Ministerrat. Sie schmiedete Allianzen über alle Parteigrenzen hinweg. Jetzt kämpfen die Frauen wieder einmal - oder noch immer - um Gerechtigkeit. Wie stets geht es darum, Lasten und Pflichten fair zu verteilen, damit jeder einen gerechten Anteil am Kuchen bekommen kann.
Der „Kuchen" heißt diesmal die Besetzung der Führungsgremien in der Wirtschaft. Die deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat nun eine gesetzliche Quotenregelung in den Führungsgremien deutscher Unternehmen angekündigt. Freiwillige Appelle und Selbstverpflichtungsregelungen haben nämlich bis dato nichts genützt. Aufsichtsräte, die die Quote nicht erfüllen, sollen kein Sitzungsgeld erhalten. Zudem könnten deren Beschlüsse zwar gelten, aber die Wahl des Gremiums für ungültig erklärt werden. Also her mit der Quote - aber rasch!
Andreas Unterberger
Schmäh oder Flop: Als das hat sich die Frauenquote bisher in der Realität erwiesen. In den Niederlanden muss man das Nichteinhalten der Quote bloß vermerken. In Norwegen - dessen Ölreichtum fast jeden Unsinn erlaubt - hat der Quotenzwang für alle Aufsichtsräte börsenotierter Firmen Schaden angerichtet: Dort ist die Zahl der an der Börse notierten Aktiengesellschaften seit Quotenstart von 554 auf 362 gesunken; viele Firmen nannten offen die Quote als Fluchtgrund. Dennoch fanden sich auch beim Rest kaum Kandidatinnen: Gleich 70 Frauen besetzen rund 300 Aufsichtsratsposten. Und Kennzahlen zeigen ein Zurückbleiben des Kurses norwegischer Quotenfirmen.
Die Liste der Kritikpunkte an Quotenzwängen ist lang: Sollen wirklich die tüchtigen Frauen in Spitzenjobs ins Zwielicht einer Quotenfrau gerückt werden? Was ist eigentlich mit der Frauenquote auf Baustellen oder in Bergwerken? Oder geht's nur um (scheinbare)
Rosinenjobs? Hat sich die Politik der EU-Kommission verbessert, seit dort mehr als 50 Prozent Frauen sind? Sind die Quotenfrauen Bures, Bandion-Ortner, Schmied, Karl oder Marek eine Erfolgsstory? Warum keine Männerquoten bei Gleichbehandlungsstellen oder Volksschullehrern?
Sind unsere Schulen durch die fast totale Verweiblichung besser geworden? Warum boomen eigentlich die männerdominierten Freiheitlichen bei allen Wahlen und nicht die quotenfixierten Grünen? Und warum nur eine Frauenquote und nicht eine spezifische für Mütter (die sind ja oft wirklich benachteiligt)? Warum nicht für Migranten? Für Behinderte? Für sexuell anders Orientierte?
Im Gegensatz zu Politik und Bürokratie haben es die Unternehmen bisher ganz gut geschafft, sich die jeweils besten Mitarbeiter auszusuchen. Auch im Interesse von Jobs und Steuereinnahmen sollte man sie nicht durch immer noch mehr Zwänge lähmen.