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Lange haben sich Österreichs Universitäten vehement dagegen verwehrt, dass die höheren Ausbildungen in Hinblick auf ihren wirtschaftlichen Nutzen überprüft werden. Heute hat sich ihre Argumentation ins Gegenteil verkehrt. Heute wird vor allem mit dem wirtschaftlichen Nutzen argumentiert, um mehr Geld für die Unis zu fordern. Und nicht mehr mit einem angeblichen Grundrecht. Je höher die Akademikerquote, umso höher das Wirtschaftswachstum, lautet die Botschaft.
Stimmt dieser Zusammenhang – der ja nicht ganz zufällig vor allem von (Uni-)Professoren betont wird – wirklich so? Ist nicht eine funktionierende Infrastruktur, ist nicht eine bessere qualitative Auswahl der Zuwanderer, ist nicht Deregulierung, ist nicht die Flexibilität des Arbeitsmarktes, sind nicht gute Facharbeiter, sind nicht forschungs- und standortfreundliche Steuern, sind nicht viele Patente, sind nicht ausgeglichene Budgets viel wichtiger und relevanter dafür, ob Österreich seinen Wohlstandsvorsprung halten kann?
Dennoch ist auch bessere Bildung wichtig. Nur ist die Akademikerquote da wirklich nicht der Maßstab. Es gibt beispielsweise keinerlei Beweis oder auch nur Indiz, dass etwa die Kinderbetreuung besser würde, wenn Kindergärtnerinnen statt einer Berufsbildenden Höheren Schule ein langes und teures Studium absolvieren müssen. Im Gegenteil: Dann werden Menschen voller wirklichkeitsfremder Theorien, aber mit deutlich weniger Empathie auf unsere Kleinsten losgelassen werden.
Meine Zweifel am Sinn einer Akademikerquote stiegen noch mehr, als ich dreimal hintereinander Magister diverser geisteswissenschaftlicher Studien auf Sekretariatsposten engagierte. Sie hatten alle eine längere Phase prekärer Beschäftigung bei Projekten hinter sich und waren froh, eine fixe Anstellung zu erhalten, auch wenn dort eine Handelsschülerin ihre Chefin war (die trotzdem in jeder Hinsicht tüchtiger war). Noch mehr stiegen meine Zweifel am volkswirtschaftlichen Sinn eines Akademikerbooms, als ich in Gesprächen mit drei verschiedenen Historikern – durchwegs Magister! – daraufkam, dass sie weder mit den österreichischen Jahreszahlen 1927 oder 1934 noch mit den deutschen Kaisern irgendetwas anfangen konnten.
Was wir im Bildungssystem wirklich brauchen – das hat dieser Tage auch Voestalpine-Chef Wolfgang Eder zu Recht betont –, wären Schulen, die einmal allen Kindern Grunddisziplinen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Pünktlichkeit und Grüßen beibringen. Das wären funktionierende Volksschulen, sodass nicht mehr wie heute sogar schon an AHS(!) rund 30 Prozent der Erstklassler funktionelle Analphabeten sind. Das wären deutlich mehr Techniker und Naturwissenschaftler mit internationalem Spitzenniveau. Das wäre Qualität statt Quantität an den Universitäten.
Aber nur zu rufen „Mehr Geld für die Unis“,heißt lediglich, nur noch mehr von dem nicht vorhandenen Geld in den Bach schütten zu wollen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.