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Irgendwie ist das Ausland ziemlich böse. Kann man sich doch dort nicht die hierzulande in Massenblättern übliche freundliche Berichterstattung für Werner Faymann einfach kaufen. Oder eine solche – noch einfacher – anordnen (lassen), worauf in dieser Woche beispielsweise ein handzahmes Interview des sonst so bösen Armin Wolf mit dem SPÖ-Vorsitzenden schließen ließ. Aber in solchen Lagen hat ein echter Faymann immer einen Ausweg.
Er hat einfach die Auslandspresseschau, die der Bundespressedienst seit vielen Jahrzehnten erstellt hatte, über Nacht einstellen lassen.Die bisher weltweit jeder über Internet anschauen oder über Mail beziehen konnte.
Bin ich nicht schön genug, dann zerschlage ich halt den Spiegel. Ähnliches tun ja auch Diktatoren, in deren Ländern nur noch die regimetreuen Zeitungen verbreitet werden dürfen.
Daher ist es auch recht bezeichnend: Meinem Überblick nach hat keine einzige österreichische Zeitung darüber berichtet.
Lakonischer, als es der Bundespressedienst, die zuständige Sektion des Bundeskanzleramtes, den Beziehern der Auslandspresseschau mitgeteilt hat, geht es kaum mehr: „Auf Grund von Umstrukturierungen im Bundespressedienst wird die Auslandspresseschau mit Ende des Jahres in der vorliegenden Form eingestellt.“ Wie fast zu erwarten war, „liegt“ dieser Pressespiegel seither auch in keiner anderen Form „vor“.
Faymann hat ganz offensichtlich keine Lust mehr, die zunehmend höhnischer werdenden Kommentare von Auslandsjournalisten zu lesen oder gar verbreiten zu lassen. Auch wenn „Süddeutsche“, „Zeit“ und leider sogar die „Zürcher Zeitung“ (in ihrem politischen Teil) parteifromme Korrespondenten in Wien haben, hat sich Faymanns internationales Medienecho zunehmend verschlechtert. Von den Jubelartikeln, mit denen 2006 die Wirtschaftspolitik Schüssels und Grassers begleitet worden ist (übrigens auch von jenen Zeitungen, die 2000 noch den Ausbruch des Faschismus prophezeit haben), oder von den intensiven außenpolitischen Reflexionen über Österreich unter Bruno Kreisky kann die heutige Regierung überhaupt nur noch träumen.
Vor Jahren hat mir einmal ein Sektionschef, der diesen „Dienst“ leitete, gesagt: Man könne aus dem Stand ein Drittel der Mitarbeiter abbauen und es würde überhaupt niemand merken. Der Mann hat dabei die Relevanz der anderen zwei Drittel einschließlich seiner eigenen Person noch maßlos übertrieben. Mir taten die dort tätigen Beamten ja oft geradezu leid: Außer Heurigen-Besuchen und dem Ausstellen von Akkreditierungen für Korrespondenten habe ich nie ein Aktivitätssignal dieser Sektion entdecken können. Da muss man ja eine existenzielle Sinnkrise bekommen.
Wolfgang Schüssel hat in seiner Zeit daher prompt die Sektion aufgelöst (für die paar Tätigkeiten wie eben eine Auslandspresseschau braucht es ja wirklich keine eigene Sektion). Sie wurde jedoch von Alfred Gusenbauer sofort wieder eröffnet. Und ein überaus parteinaher Journalist wurde als Sektionsleiter installiert, der seither sogar hie und da im Büro vorbeischaut.
Bilanz: Jetzt haben (und zahlen) wir also wieder eine volle Sektion – aber diese leistet nicht einmal mehr die einstigen Restbestände an Arbeit. Denn auch die Besuche von Auslandsjournalisten in der Republik sind sehr, sehr selten geworden. Was sollen sie auch hier in der tiefsten Gemeindebauprovinz, in der alkoholschwere Altpolitiker noch als politische Schwergewichte firmieren können?
Aber Faymann wird sich weiter mit allem Selbstbewusstsein kleiner Männer vor die Mikrophone stellen und behaupten: Man kann doch nicht Zehntausende Staatsbedienstete abbauen.
Was freilich gerade in noch viel, viel größerem Ausmaß andere Regierungen von Kuba bis Großbritannien können.