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Pannen, Pech und Peinlichkeiten allüberall

Pannen können jedem passieren – und sind doch meist überaus verräterisch. Ob sie nun zuletzt etwa der Europäischen Union, der Volkspartei oder der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung oder Alfred Gusenbauer passiert sind.

Europa: Die spektakulärste Panne der letzten Tage war zweifellos der Kalender der EU-Kommission, der mit 3,2 Millionen Exemplaren an europäischen Schulen verteilt worden ist. Der Kalender soll den Europagedanken fördern. Wobei freilich das Gegenteil erreicht worden ist. Denn in dem Kalender sind die Feiertage aller möglichen Religionen verzeichnet – nur die christlichen nicht.

Anfangs dachte ich, peinliche Fehler sind schon jedem passiert, das kann ja nicht Absicht gewesen sein. Aber die seltsame Reaktion der europäischen Kommission lässt mich meine eigene Reaktion als zu milde erkennen. Denn der Kalender wurde bis heute weder eingestampft noch zurückgezogen. Auch die Österreicher Hundstorfer und Hahn, die da im Vorwort zu finden sind, haben das nicht verlangt.

Man stelle sich vor, was passiert wäre, wäre ein ähnlicher Affront gegenüber einer anderen Religion passiert. Etwa durch den Abdruck einer Karikatur. Dann wäre es zu viel dramatischeren Reaktionen gekommen. In Österreich und Deutschland wären die Schuldigen unter dem hier besonders schlimmen Diktat der Political correctness vielleicht sogar vor dem Strafrichter gelandet. Aber Europas Christen ärgern sich nur und machen keine gewalttätigen Demonstrationen wie andere, angeblich friedfertige Religionen.

Die EU-Kommission hat bisher lediglich einen gewundenen Brief an die europäische Bischofskonferenz zustandegebracht. Aber weder ist der zuständige Kommissar zurückgetreten noch sind die ob Unfähigkeit oder Subversivität schuldigen Beamten gefeuert worden. Auch das sonst bei linken Themen so wortgewaltige Parlament schweigt desinteressiert.

ÖVP: Die ÖVP hat vor einigen Tagen ein neues Bildungskonzept präsentiert. Das wurde aber offenbar so rasch aus dem Ärmel geschüttelt, dass es nicht einmal der eigene Pressedienst verstanden hat. Wie eine Aussendung unter „ÖVPStandpunkt“ klarmacht. Nachdem darin von der zur Neuen Mittelschule mutierten Hauptschule und von der Rettung der Gymnasien die Rede war, heißt es wörtlich: „Am Ende beider (sic) Schulformen soll eine neue Mittlere Reife mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen ermöglichen.“

Also jetzt wissen wir endlich, was am Ende des geretteten Gymnasiums steht: die Mittlere Reife. Was diese eigentlich ist, wird auch nach dieser seltsamen Passage noch weiter verschwurbelt: Sie sei keine „Momentaufnahme in Form einer Prüfung“, sondern eine „Standortbestimmung als Empfehlung für den weiteren Bildungsweg“. Jetzt ist wohl endgültig alles klar oder?

Aber vermutlich haben die schwarzen Parteijournalisten Frau Karl um Auskunft gefragt, die bekanntlich schon jeden Standpunkt in totaler Unklarheit vertreten hat.

Industriellenvereinigung: Auch deren Bildungssprecher hat schon mehrfach seinen Standpunkt geändert. Denn nun schreibt er namens der Vereinigung: „Dass die Gymnasien jedenfalls erhalten bleiben sollen, ist positiv.“ Das ist in der Tat positiv, das gilt auch für diese Haltung der Industriellenvereinigung. Nur bleibt die Frage offen: Welche bösen Doppelgänger haben mehr als ein Jahr lang namens der Vereinigung und ihres Bildungssprechers das genaue Gegenteil verkündet? Was naturgemäß ja auch die SPÖ mehrfach genussvoll zitiert hat.

Oder stimmt gar das Gerücht, dass sich die Vereinigung, die einst der letzte Hort von Leistungsorientierung und Ordoliberalismus in diesem Land gewesen war, einfach ein Jahr lang von einer Villacher SPÖ-Gemeinderätin umdrehen hat lassen? Nur weil sich SPÖ-nahe Betriebe am Schwarzenbergplatz eingekauft haben?

Wirtschaftskammer: Diese wackere Institution lädt gerade zu einem „Forum Tunesien“. Und sie preist dieses Land als „ein verlässlicher Partner Europas in Nordafrika“ an. Irgendwie hat die Leitl-Truppe damit ja recht: Tunesien ist so verlässlich, dass es jetzt sogar von seinem Staatsoberhaupt fluchtartig verlassen worden ist.

Tunesien ist aber auch sonst eine Peinlichkeit der österreichischen Außenhandelspolitik, wie ein interessanter Internet-Fund dokumerntiert: Hat Österreich doch vor einem Jahr mit dem Land ein weiteres „Soft Loan“-Abkommen unterzeichnet. Das heißt auf Deutsch: Österreich hat der Diktatur neuerlich einen Kredit eingeräumt, der einen mindestens 35 prozentigen Schenkungsanteil hat. Wir habens ja. Und außerdem werden uns gleich ein paar Gutmenschen erklären, dass damit ein paar Tausend Menschen vor dem Verhungern gerettet worden sind.

Freilich müssen sich auch wegen der 65 restlichen Prozent weder das alte Regime noch die künftigen Machthaber Sorgen machen: Denn Österreich  hat gleich von vornherein auf Einklagbarkeit des Kredits verzichtet. Man will ja einem Diktator gegenüber nicht unfreundlich erscheinen.

Das Ganze erinnert übrigens sehr an die von der Partei viel bejubelten Exporterfolge der Kreisky- und Sinowatz-Jahre Richtung Osteuropa. In dieser Zeit hat die total parteipolitisch geführte und daher zunehmend marode verstaatlichte Industrie heftig nach Osteuropa exportiert – aber alles war durch später fast zur Gänze uneinbringliche Kredite Österreichs an die jeweiligen Oststaaten finanziert.

Apropos Kommunisten: Die deutsche „Linke“, die neuerdings in ehrlichen Momenten offen zugibt, die Wiedereinführung des massenmörderischen Kommunismus anzustreben, hat einen Parteichef (er ist eigentlich einer von gleich zweien) namens Klaus Ernst. Der Gute hat sich schon jetzt einen Lebensstil zugelegt, wie ihn einst im Osten nur die Nomenklatura-Funktionäre hatten: Er hat ein luxuriöses Feriendomizil und fährt einen Porsche.

Aber eigentlich gehört der Herr Ernst gar nicht in unsere Pannen-Aufzählung. Denn sein Lebensstil ist keine Panne, sondern durchaus beabsichtigt: „Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren“; und ein „Entbehrungssozialismus“ sei mit ihm nicht zu machen. Zumindest nicht ein solcher für Parteifunktionäre, darf man auf Grund der historischen Erfahrungen ergänzen.

Alfred Gusenbauer: Auch ihm ist eigentlich eine durchaus beabsichtigte Panne passiert: Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler dient nämlich künftig ganz freiwillig dem kasachischen Staatschef Nursultan Nasarbajew als Berater. Es ist nur unklar, worin ihn Gusenbauer eigentlich beraten wird. Etwa, wie man die in Kasachstan grassierende Korruption und die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen noch besser organisiert?

Was gleich noch ein paar Fragen aufwirft: Erinnert sich Gusenbauer noch an seinen pathetischen Moralismus beim Antritt der schwarzblauen Regierung, als er sich zum obersten Vorkämpfer des Guten und Anständigen machte? Erinnert er sich vielleicht auch noch der üblen Methoden, mit denen Nasarbajew seines Ex-Schwiegersohns und Ex-Botschafters zu Wien habhaft werden wollte? Sind die guten Rotweine wirklich schon so teuer geworden, dass Gusenbauer buchstäblich jeden noch so schmutzigen Klienten nehmen muss? Oder hält er es für schuldmildernd, dass noch weitere Linkspolitiker wie Schröder, Prodi und Kwasniewski den Kasachen beraten?

PS: Was hätten eigentlich die Linksaußen-Medien von „Falter“ bis ORF aufgeführt, wenn sich ein blauer oder schwarzer Politiker einem solchen Diktator an den Hals geworfen hätte? Eine Spitzenmeldung in der Zeit im Bild und ein Trauerrand im "Profil" wären das Mindeste gewesen. Bei Gusenbauer aber schweigt der ORF natürlich betreten. Und alle Linksmedien hetzen gegen ein ungarisches Gesetz, das sie bisher nicht gelesen haben.

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