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Der ÖVP ist auf den ersten Blick zu ihrem nach langen Geburtswehen entstanden Bildungskonzept einmal zu gratulieren – oder genauer den davon (hoffentlich) profitierenden Schülern und Eltern. Vier sehr kritische Fragen können ihr aber nicht erspart werden, die den Wert der Gratulation wieder stark vermindern.
Zu loben ist einmal, dass die ÖVP dem Schwachsinn einer Einheitsschule nicht nachgegeben hat, auch wenn das flächendeckende rot-grüne Bombardement samt deren „intellektuellen“ Vorfeld-Partisanen wie „Österreich“, Androsch&Freimaurerfriends sowie ORF schon manche Schwarze zeitweise eingeschüchtert hat. Vom BZÖ, das ebenfalls den Gesamtschul-Schwachsinn trompetet, das aber ohnedies immer mehr zu einer Heide-Schmidt-Reproduktion wird, wollen wir wegen seiner Bedeutungslosigkeit gar nicht reden.
Zu loben ist, dass die Beherrschung der deutschen Sprache zur Vorbedingung für den normalen Schulunterricht wird. Ebenso positiv ist, dass sich künftig die Direktoren die Lehrer selbst aussuchen sollen (Was ist mit dem Kündigen?).
Auch die Idee, dass man nur noch "modular" jene Fächer nachholen soll, in denen man negativ abschneidet, ist im Prinzip gut - die organisatiorische Durchführung wird aber noch sehr spannend und schwierig. Denn mit Schulklassen lässt sich das nicht mehr gut verbinden. Eine richtige Idee ist auch, die Pflichten der Eltern stärker zu betonen - nur traut sich die ÖVP noch nicht wirklich, das auch mit Konsequenzen zu verbinden, etwa einer Reduktion der Familienbeihilfe bei Schulschwänzen oder Aufgabenverweigerung.
Auch das Projekt einer „mittleren Reife“ für alle 14-Jährigen ist im Prinzip gut – selbst wenn es auf den ersten Blick gegenüber der bisher schlicht „Hauptschulabschluss“ genannten Qualifikation nicht wirklich etwas Neues zu bedeuten scheint. Dennoch könnte die mittlere Reife ein Element werden, das alle Schulen wieder ein Stück stärker ergebnis- und leistungsorientiert macht (auch den Gymnasien täte so etwas allemal gut).
Es kommt dabei nur ganz auf das Wie der Durchführung an. So wie ja jetzt schon das Wie der von Claudia Schmied gerade vorbereiteten Zentralmatura und Bildungsstandards die meisten Hoffnungen wieder zerstört, die man an diese Instrumente geknüpft hat. Denn wenn diese mittlere Reife nur bestätigen sollte, dass man halt acht Jahre mehr oder weniger eifrig zur Schule gegangen ist, dann ist sie das Papier nicht wert und das Wort „Reife“ schon gar nicht.
Jedoch kann man gleichzeitig der ÖVP vier kritische Fragen nicht ersparen:
Letztlich ist das wieder eine typische Josef-Pröll-Entscheidung, wie bei der Schwulenehe, wie beim Budget: Gute Absichten werden aus lauter Konsens-Sucht wieder weitestgehend zunichte gemacht. Und nützen wird das Pröll erst recht nichts. Die Linken werden das ÖVP-Bildungspapier als Teilsieg verbuchen und sofort weiter um den Endsieg kämpfen. Auch wenn dieser eine totale Niederlage für Österreichs künftige Schüler bedeuten wird. So wie sie beim Budget trotz der Pröllschen Nachgiebigkeit schon wieder neue Steuererhöhungen verlangen, so wie sie bei der Schwulenehe nicht aufgeben, bis auch die letzten Mini-Differenzierungen weggefallen sind.
Was Pröll einfach nicht begreift: Die Menschen respektieren nur Politiker, die auch in Konfliktzeiten zu ihren Überzeugungen und denen ihrer Wähler stehen. Er begreift auch nicht, dass die überwiegend linksgestrickten Medien die ÖVP erst dann loben werden, wenn sie das grünrote Programm wirklich ganz übernommen hat. Also wenn es die ÖVP nicht mehr gibt.