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Es sind oft die kleinen Dinge, welche die Bürger empören. Aber sie summieren sich im Lauf der Zeit zu großem Ärger. Zu größerem Ärger, als ihn die wirklich großen Sünden auslösen.
Ein Ärgernis ist etwa die Kurzparkzone im 20. Bezirk. Denn von dieser gibt es eine geheimgehaltene Ausnahme, obwohl öffentlich immer von einer flächendeckenden Zone die Rede ist: Ganz im Nordwesten des Bezirks findet sich ein verstecktes Eck, in dem die Zone nicht gilt. So weit so scheinbar unbedeutend – nur führt von diesem Eck ein Fußgängersteg in den 19. Bezirk. Und genau gegenüber, in der Muthgasse, befindet sich ein großes Amtsgebäude der Stadt Wien, zu dem viele Beamte mit dem Auto anreisen, das dann ganztägig geparkt wird. Ein eigenartiger Zufall …
Oder der Wirtschaftsminister: Er hat einen neuen Chef der Burghauptmannschaft bestellt, also jenes wichtigen Amtes, das von der Hofburg bis zum Belvedere 74 historisch besonders wertvolle Gebäude der Republik verwaltet (also solche, die nicht der BIG zur kommerziellen Nutzung übertragen worden sind). Zum neuen Chef der Burghauptmannschaft wurde aber nicht der bestbewertete Kandidat genommen, sondern ein anderer. Was schon merkwürdig genug ist. Und ganz zufällig kommt der neue Mann so wie Minister Mitterlehner aus Oberösterreich. Ein doppelt merkwürdiger Zufall. Noch merkwürdiger aber ist, dass dieser neue Burghauptmann angekündigt hat, er würde künftig primär von Oberösterreich aus amtieren. Obwohl sein Amt in jenem Bundesland nur vier – noch dazu recht unbedeutende – Objekte hat. Das ist Provinzialismus zum Quadrat.
Oder die Wissenschaftsministerin: Sie will nun Studienberatung für angehende Studenten obligatorisch machen. Was schon reichlich naiv klingt. Denn Maturanten, die sich nicht selbst ein Bild von dem Studienangebot zu verschaffen versuchen, sollten eigentlich einen Bogen um alle Universitäten machen. Noch viel naiver ist aber, dass diese Studienberatung primär durch die Hochschülerschaft erfolgen soll. Als ob der wirre Haufen namens ÖH, der sehr stark von brotlosen Politologen und Publizisten mit dem großen Binnen-I geprägt wird, imstande wäre, auch nur einem einzigen jungen Menschen hilfreich zur Seite zu stehen. Als ob bei der ÖH auch nur irgendwer eine Ahnung von den Bedürfnissen und Anforderungen des Arbeitsmarktes hätte. Wenn man den jungen Menschen wirklich helfen und die Realitäten des künftigen Berufslebens vermitteln will, sollte man ihnen Personalchefs als Gesprächspartner vorsetzen – oder ehemalige Manager, die sich schon in etlichen Vereinen organisiert haben, um der Gesellschaft auch nach dem Rückzug ihr Können und Wissen anzubieten. Aber was erwartet man sich von einer Ministerin, die ja selbst bis zum Wechsel in die Politik nie aus der eigenen Uni hinausgekommen ist und die weder im Ausland noch in der Privatwirtschaft Karriere machen konnte? Aber manche bezeichnen halt schon den Aufstieg in den akademischen Mittelbau als Karriere.
Oder der Nationalrat: Fast schon in jeder Sitzung stören irgendwelche Studentengruppen von der Galerie aus – oder halten Abgeordnete dümmliche Sprüche in die Höhe. Weil halt die Medien immer geil nach Action-Bildern sind, werden sie bedient. Der Würde des Gesetzgebers und dem Respekt vor ihm dient das aber nicht. In anderen Ländern werden Störer auf den Galeriebänken zumindest mit einer saftigen Geldstrafe belegt. Abgeordnete, die Transparente halten, bekommen anderswo meist Ordnungsrufe oder werden mancherorts sogar ausgeschlossen. In Parlamenten zumindest, die halt noch auf ihr eigenes Ansehen und damit jenes der Demokratie Wert legen.
Oder die Datenschützer: Das jüngste Beispiel über deren fast schon kriminelles Treiben kommt aus Stockholm. Dort hat eine private Überwachungskamera den Täter des vorweihnachtlichen Terroranschlags filmisch festgehalten. Die Konsequenz? Die Kamera muss entfernt werden, weil sie nicht ordnungsgemäß genehmigt war. Blöder geht es wohl nimmer. Auch wenn es immerhin trostreich ist, dass die Politik anderer Länder zumindest genauso blöd ist wie die heimische.
Oder die Kultur: Da erfährt man vom Rechnungshof, dass das Volkstheater entgegen den ständigen Unwahrheiten des Direktors (die schlichte Kulturjournalisten immer gerne nachschreiben) eine Auslastung von bloß 60 Prozent hat. Während die anderen beiden großen Häuser (Burg und Josefstadt) fast zu 90 Prozent und die Staatsoper gar fast zu 100 Prozent ausgebucht sind. Das nie sehr volle Volkstheater hat sich unter dem jetzigen Direktor rapide geleert und leert sich ständig weiter. Der Direktor hat ja schon durch die Montage des roten Sterns der Kommunisten auf dem Theater gezeigt (also von dem Symbol, das dem Hakenkreuz der ebenso verbrecherischen Nazis entspricht), welch Ungeistes Kind er ist. Solche Typen sind natürlich für die in Bund und Stadt zuständige SPÖ absolut unantastbar. Daher wird der Herr Schottenberg weiterhin alljährlich zehn Millionen an Subventionen aus Steuergeld bekommen und 59(!) Vereine - über deren politische Orientierung man nicht lange rätseln sollte - mit billigen Karten versorgen, damit nicht die armen Schauspieler zahlreicher sind als die wenigen Zuschauer auf den Plätzen. Wie lange werden wir es uns eigentlich angesichts der erdrückenden Schuldenlast noch leisten können, gänzlich auf die Möglichkeit zu verzichten, ein erfolgloses Theater zuzusperren?