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Bundeskanzler H.C.

Es ist fast rührend, wie sich Rot und Schwarz neuerdings wieder aneinanderklammern, wie Werner Faymann mit Hilfe von heftigem Videotraining den Staatsmann zu mimen versucht, wie der knieweiche Kompromiss in Sachen Uni-Zugang oder die Karikatur einer Verteidigungsdiskussion als notwendige Reformen verkauft werden. Die neuesten Meinungsumfragen zeigen freilich, dass sich die beiden Parteien damit erst recht in den Untergang treiben.

Die SPÖ hat ganz offensichtlich wie alle anderen Sozialdemokraten Europas mit ihrem zentralen Konzept keine Chance mehr auf einen Wiederaufstieg: Wem nur einfällt, die Gymnasien zu zertrümmern und ansonsten ständig neue Schulden zu machen, um Wählergruppen zu bestechen, um alles Unangenehme auf die Zukunft zu übertragen, der kann nicht reüssieren. Zumindest nicht in Zeiten, wo ganz Europa vor dem Verlust der Kreditwürdigkeit bangt, wo alle wissen, dass gute Schulen das Match um die Zukunft entscheiden. Eine solche Partei wird nur noch von den absoluten Unterschichten gewählt.

Auch die ÖVP hat in fast allen politischen Bereichen bis auf die Finanzen ihre inhaltliche Kompetenz verloren. Und in sämtlichen Bereichen gilt: Kuscheln mit einem reformunfähigen Partner und immer noch weiteres Nachgeben gegenüber sozialistischen Ideen (Grundeinkommen, Neue Mittelschule, Steuererhöhungen, Hacklerregelung-Verlängerung, Gleichbehandlungsgesetz usw.) sind genau das Gegenteil jenes Kurses, den bürgerliche Wähler von einer bürgerlichen Partei verlangen.

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die SPÖ in allen Fällen ursprünglich noch viel Schlimmeres verlangt hat. Denn es wäre in jedem Fall besser gewesen, gar kein Gesetz zu machen als lauter halbsozialistische. Für Österreich und für das Überleben der Volkspartei. Dies ist vor allem deshalb schmerzhaft, weil die ÖVP im Gegenzug keine einzige sinnvolle Reform durchgebracht hat.

Daher sind Schwarz und Rot heute bei der jüngsten IMAS-Umfrage exakt halb so groß wie in ihren besten Zeiten: Die SPÖ mit 26 und die ÖVP mit 25 Prozent. Daher boomt die Opposition. Dies tun vor allem die Freiheitlichen, die nun ebenfalls schon 25 Prozent haben. Und wenn man davon ausgeht, dass auch in Zukunft die FPÖ am Wahltag immer besser abschneidet als bei den Umfragen (wo die Menschen nicht immer ehrlich antworten, was besonders eine öffentlich ständig so heruntergemachte Partei wie die FPÖ trifft), dann kann H.C.Strache mit guter Wahrscheinlichkeit demnächst den Anspruch auf den Bundeskanzler-Sessel erheben. Ganz unabhängig davon, ob er diesem wirklich besser gewachsen ist als seine Vorgänger; ob er erstens durchdachte Ideen und zweitens die nötige Gestaltungskraft hat.

Die Grünen liegen mit 13 Prozent in der üblichen Umfragegunst (womit die Linke, die praktisch alle Medien beherrscht, nur noch 39 Prozent hat!). Erstaunlich ist das BZÖ, das sich bei stolzen 8 Prozent hält.

Noch erstaunlicher sind die soziologischen Detaildaten: Die SPÖ ist die absolute Unterschichtpartei: Sie hat ihre besten Prozentsätze bei den ungelernten Arbeitern, bei jenen, die nie über einen Hauptschulabschluss hinausgedrungen sind, und bei der ältesten Altersgruppe. Die FPÖ punktet vor allem bei den Facharbeitern: Dort hat sie 35 Prozent, während die SPÖ in ihrem einstigen Kernbereich nur noch 29 hat. Damit ist eindeutig die SPÖ die Partei des absteigenden Subproletariats und nicht, wie von vielen Linksmedien behauptet, die FPÖ.

Die FPÖ punktet vor allem bei einer Gruppe: Bei den Unter-30-Jährigen. Dort hat sie unvorstellbare 42 Prozent (einen höheren Prozentsatz hat keine Partei bei irgendeiner anderen Untergruppe außer die ÖVP bei den Bauern). Bei den Jungen geht es hingegen der ÖVP mit 12 Prozent besonders schlecht, aber auch die SPÖ hat dort nur 20 von hundert. Die jungen Österreicher sind eben die ersten Opfer von jungtürkischen Macho-Banden in allen Bereichen zwischen Schule und Diskothek. Die Jungen erleben das fast täglich oder hören es zumindest von anderen, auch wenn Politik und Medien das verzweifelt herunterzuspielen versuchen.

Interessant sind auch die Geschlechter-Unterschiede: Die FPÖ hat ein massives Männer-Übergewicht und die Grünen eines bei den Frauen (während sich Männer und Frauen bei den anderen drei Parteien gleich verhalten). Dennoch schlägt die Männerpartei FPÖ auch bei den Frauen die Grünen mit 20 zu 15. Was zeigt, dass der von allen anderen Parteien praktizierte Feminismus am Ende der politischen Bilanz nichts bringt.

Schwarz und mit deutlichem Abstand dahinter Grün sind die klassischen Oberschichtparteien: Sie werden vor allem dann gewählt, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft: Matura, Uni, Selbständigkeit, leitende Funktionen.

Dem - auch von mir - schon totgesagten BZÖ verhelfen Bauern, Leitende Angestellte und Facharbeiter zum Überleben, zumindest bei der Umfrage (bei Wahlen war das ja seit Haiders Tod immer ganz anders). In der Gruppe "Selbständige/Freie Berufe" hat das BZÖ hingegen Null Anhänger. Was bei einer Gruppe doch erstaunlich ist, die behauptet wirtschaftsliberal zu sein.

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