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Das Spannendste an der Irland-Krise findet nicht in Dublin statt, sondern in Berlin. Dass die Iren eine Regierung empört hinwegfegen, die ein Desaster ausgelöst hat, gehört hingegen zu den Normalitäten einer Demokratie. Auch wenn Irland nur wenige Fehler gemacht hat.
Der eine war das ungebremste Wachstum der Banken – zum Teil Folge zu niedriger EZB-Zinsen; der viel größere die Staatshaftung für alle maroden Banken. Dadurch verlor Irland seine Kreditwürdigkeit – auch wenn irgendwann einmal so manche faulen Kredite seiner Banken wieder „fleißig“ werden dürften.
Damit wurde der Erfolg des irischen Modells weitgehend vernichtet. Die Iren hatten durch niedrige Steuern viele Investoren ins Land holen können und trotzdem eine geringe Staatsverschuldung. Ähnlich versuchen übrigens auch viele der neuen EU-Mitglieder im Osten Europas zu agieren. Das ist da wie dort vernünftig. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass es in jedem System immer wieder Krisen geben wird. Irland hat sein Rekorddefizit von über 30 Prozent (die freilich erschreckend genug sind) nur ein einziges Mal in der Bilanz; die Disziplinlosigkeit der Griechen und Portugiesen erzeugt hingegen ständig strukturelle Defizite.
Das alles löst in Berlin logischerweise Panik aus. Denn nach Griechenland und Irland wird Portugal eine zig-Milliarden-Spritze brauchen. Auch das wäre noch erträglich. Sollten sich aber überdies die Gewitterwolken über Italien und Spanien mit ihren wackeligen Regierungen entladen, dann wird die Situation explosiv. Für Deutschland, die Niederlande – und das in seine Nabelbeschau versunkene Österreich.
Vor allem in Italien droht eine längere Krise: Silvio Berlusconi hatte zwar die früher üblichen Defizite durch seine – von einer feindlichen Medienlandschaft nie gewürdigte – Reformpolitik drücken können; er hat sich aber durch skandalöse private Eskapaden seinen politischen Gegnern selbst ans Messer geliefert – ohne dass diese aber bessere ökonomische Rezepte oder einen politischen Konsens hätten.
An den absoluten GAU wollen wir gar nicht denken, dass danach die hässlichen Finanz-Zahlen Belgiens (das ethnisch gespaltene Land hat seit sechs Monaten keine Regierung), Ungarns und Frankreichs(!) auch deren Kreditwürdigkeit demolieren.
In dieser Stunde beginnt nun die deutsche Regierung immer stärker an ein Prinzip zu denken, das sie schon im Frühjahr hätte realisieren sollen: Wenn ein Staat zahlungsunfähig ist, dann sollte das ein Problem seiner Gläubiger sein. Und nicht jener Staaten, die viel sparsamer gewirtschaftet haben. Berlin hat im Frühjahr jedoch unter großem Druck vor allem aus Paris dem 750 Milliarden schweren Hilfspaket für die griechischen Bankrotteure zugestimmt.
Seither hat sich für die noch relativ gesunden Länder die Gefahr signifikant erhöht, ebenfalls die griechisch-irische Krankheit zu bekommen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.