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David gegen Goliath. Luxemburg gegen Deutschland. Der Kleinste gegen den Größten der EU – da hat normal der Kleine immer viele Sympathien auf seiner Seite. Vor allem, wenn er so verbissen kämpft wie Luxemburgs Premier Juncker für die Einführung von Euro-Bonds. Also für Anleihen, für die alle EU-Staaten haften.
Diese Anleihen würden den am heftigsten verschuldeten Ländern Europas helfen, gegen niedrigere Zinsen als zuletzt an neues Geld heranzukommen. Die relativ disziplinierten Länder würden freilich deutlich mehr zahlen müssen als heute. Wirklich disziplinierte Länder gibt es in der EU zwar ohnedies keine – denn die wären so solide wie die Schweiz oder hätten überhaupt keine Schulden. Was ja angesichts der niedrigen Kinderquote aller europäischen Länder durchaus zwingend wäre. Und nicht so blauäugig, wie es klingen mag.
Aber zurück zu den „relativ disziplinierten“ Europäern wie den Deutschen, den Niederländern und Österreichern. Die zeigen kein Interesse an diesen Euro-Bonds und der Haftung für die Schulden aller anderen, auch wenn Herr Juncker es ihnen mit viel Seelenmassage zu verkaufen versucht.
Sie haben damit im Prinzip recht. Denn die Euro-Bonds würden als Signal aufgefasst, dass sich Deutschland & Co überhoben haben und langfristig nicht mehr stabil sind. Umgekehrt würden die ausgabenfreudigen Südeuropäer glauben, dass sie weiterhin über ihre Verhältnisse leben können; dass sie nicht bankrottgehen, auch wenn ihre Regierungen ständig den oft unverschämten Forderungen der Gewerkschaften oder den utopischen Vorstellungen der Sozial- und Interessenpolitiker nachgeben.
Doch halt: In Wahrheit unterscheiden sich die Euro-Bonds kaum von dem 750 Milliarden teuren Rettungsschirm, den alle Europäer im vergangenen Mai gemeinsam aufgespannt haben. Dieser hat Griechenland und Irland vor dem Bankrott gerettet. Er wird wohl auch noch für den nächsten auf der Liste reichen, also Portugal. Für Spanien freilich kaum mehr, und ganz sicher nicht für die übernächsten Pleitekandidaten Italien, Belgien, Ungarn und auch Frankreich, die allesamt Probleme haben, ihre Schulden und Defizite in den Griff zu bekommen. Daher wird ja auch schon von einer Verdoppelung des Schirms geredet.
Bringt das aber nicht haargenau die gleichen Gefahren, die man in Berlin und Den Haag als Folge der Euro-Bonds fürchtet (in Wien denkt man da ja nicht so viel nach)? In der Tat, der Unterschied ist klein. Dementsprechend ziehen die Zinsen neuerdings ja auch schon für Musterschüler Deutschland kräftig an.
Der schwere Fehler vom vergangenen Mai rächt sich nun fürchterlich. Und lässt sich auch kaum noch rückgängig machen. Denn wie erklärt man es Rom oder Madrid – sobald es auch dort soweit ist –, dass es Geld für die griechischen Obersünder gegeben hat, dass aber nichts mehr da ist, wenn die relativ harmloseren Sünder die Hand aufhalten?
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.