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Christentum dringender denn je gebraucht - nur wo ist es?

Zu Weihnachten sind die Kirchen voller denn je. Das heißt freilich noch nicht viel, werden sie doch von Jahr zu Jahr leerer. Dennoch haben die christlichen Kirchen mehr Chancen denn je, dass sich die Kirchen wieder füllen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen werden die Menschen empfänglicher für die christliche Botschaft. Aus anderen, recht rätselhaften Gründen nutzen die Kirchen diese Chance aber nicht wirklich.

Die Krise der Kirchen – der katholischen wie der protestantischen – hängt vor allem mit einer inneren Unsicherheit zusammen. Mit einer Unsicherheit gegenüber allen Herausforderungen. Mit Unsicherheit über die eigene Identität.

Hat das Christentum jahrzehntelang in und aus der Konfrontation mit Marxismus und Kommunismus sowie früher Nationalsozialismus Kraft und Stärke gewonnen, so finden sich heute in kirchlich finanzierten Institutionen die letzten Vertreter eines marxistischen Weltbildes. Das reicht von der Sozialakademie über die Spitze der Caritas und der Diakonie (was nichts daran ändert, dass an der Basis der letzten beiden Organisationen ganz ideologiefrei sehr viel Wertvolles gemacht wird).

Das christliche (und wohl auch naturrechtliche) Gebot der Nächstenliebe sieht freilich anders aus: Das ist eine sehr persönliche Aufgabe, die überhaupt nichts mit ständigen Forderungen an den Staat und an ein nur noch mit Schulden finanzierbares Wohlfahrtssystem mit Weltrekorddimensionen zu tun hat.

Solche Exponenten verunsichern und vertreiben viele Christen. Dasselbe tut der beinahe masochistische Hang der Katholiken zur ständigen Selbstbezichtigung. War die Kirche der Gegenreformation eine barock-triumphalistische, so ist die nachkonziliare Kirche eine der ständigen Selbstbeknirschung, die sich nicht mehr gegen Attacken und Untergriffe zu wehren wagt.

Wo wagt es etwa heute noch ein Christ, dem ständigen „Aber die Kreuzzüge!“ entgegenzutreten? Diese werden vielfach als unprovozierte Angriffskriege gegen einen überaus menschenfreundlichen Islam dargestellt. Mindestens genauso legitim ist es aber auch, die Kreuzzüge als eine defensive Antwort auf das davor erfolgte Vordringen des Islam in die bis dahin fast rein christlichen Regionen des Nahen Ostens zu sehen. Wo wird davon gesprochen, dass der Islam davor auch schon den ganzen Süden Europas erobert und bedroht hatte? Nicht durch Mission und Überzeugung, sondern durch blutige Angriffskriege! Wo ist die Rede davon, dass Süditalien generationenlang von islamischen Sklavenjägern als freies Beutefeld missbraucht worden ist?

Gewiss: Besonders fromme Menschen, die sich lieber töten oder versklaven lassen, als sich zu wehren und zurückzuschlagen, haben das Recht, die Kreuzzüge zu verdammen. Alle anderen aber nicht.

Genauso wenig wagt es die Kirche, festzuhalten, dass Hexenverbrennungen und Inquisition zwar zum Teil Exponenten der Kirche anzulasten sind, dass aber der überwiegende Teil dieser Untaten von weltlichen Herrschern gegen den erklärten Willen des Papstes praktiziert worden ist. Das wird zwar von etlichen neuen Forschungen klar gezeigt, wird aber von der Kirche in ihrem Drang zur Selbstbezichtigung nie angesprochen.

Fast dasselbe spielte sich im abgelaufenen Jahr rund um die Missbrauchsfälle in der Kirche ab. Erstens sind durch diese plötzlichen Massenanschuldigungen viele dubiose Menschen aktiv geworden, die einfach die Chance auf leichtes Geld gesehen haben. Zweitens sind manche der Vorwürfe mehr als problematisch: War wirklich Missbrauch dahinter, wenn vier Jahrzehnte später ein Mann über – angebliche – lebenslange Traumatisierung klagt, weil ein Pater einem Buben beim Duschen zugeschaut hat? Sehen nicht pubertierende Jugendliche hinter Vielem eine oft gar nicht vorhandene sexuelle Dimension, weil sie eben selbst mit ihren Hormonstürmen nicht fertig werden?

Wie auch immer: Etliche Angehörige der Klasnic-Kommission zur Untersuchung der Missbrauchsvorwürfe, die sich in privaten Gesprächen über so manche Anschuldigungen (und Geldforderungen) wundern, bleiben öffentlich stumm. Denn die vorgegebene Linie ist, nur ja großzügig zu erscheinen und keinen Versuch eines kritischen Hinterfragens zu unternehmen.

Das heißt nun gewiss nicht, dass es nicht auch ganz schlimme Dinge gegeben hat, mit denen Kirchenmänner schwere Schuld auf sich geladen haben. Das heißt aber sehr wohl, dass es nach allen vorliegenden Fakten in kirchlichen Erziehungsanstalten keineswegs schlimmer zugegangen ist als in staatlichen Heimen. Die dafür verantwortlichen Bundesländer sind aber zum Unterschied von der Kirche nie monatelang ans Kreuz einer geilen Medienmeute genagelt worden.

Aber auch hier wieder tragen die Amtsträger kräftig Mitschuld. So wie viele von ihnen einst auf Grund des kirchlichen Sündenverständnisses den Fehler gemacht haben, sexuelle Triebtäter nach Schuldeingeständnis und Besserungsversprechen für geheilt gehalten und wieder auf Jugendliche losgelassen zu haben, so haben sie jetzt insbesondere in Österreich den umgekehrten Fehler begangen: Wenn der Kardinal ständig die Kirche als Täterin hinstellt, dann verwechselt er sich und seine Kollegen mit der Institution, die zumindest nach christlicher Auffassung von Gott gegründet worden ist. Und die noch nie in ihrer Lehre gesagt hat, dass man Kinder missbrauchen soll oder darf.

Die Eltern selber sehen das offensichtlich viel gelassener. Denn der Ansturm auf katholische Schulen hält völlig ungebremst an (woran natürlich der Verfall der öffentlichen Schulen durch zahlreiche leistungsfeindliche Reformen schuld ist und nicht ein religiöses Erwachen in der Bevölkerung).

Zu dieser inneren Unsicherheit zählt schließlich auch die oft recht eitle Anbiederung so mancher kirchlicher Würdenträger an die Politik. Die nicht einmal dadurch zu rechtfertigen ist, dass man in großen Geldnöten für alles Mögliche wie Kirchenrenovierungen Subventionen braucht.

All diese innere Verunsicherung lässt das Christentum die Chancen übersehen, welche sich ihm heute bieten.

Gerade in Zeiten eines moralischen Verfalls, einer zunehmend unglaubwürdigen Politik könnte eine selbstbewusst ihren Weg gehende Kirche an Attraktivität gewinnen. Wer innerlich sicher ist, Wahrheiten zu verkünden, der wird zum Gegenpol für den hohlen Zeitgeist. Wer auf geistige Werte setzt, der wird nach dem Zusammenbruch des marxistischen Materialismus, aber auch angesichts der unvermeidlichen Krisenanfälligkeit jedes anderen, etwa auch eines marktwirtschaftlichen Materialismus für die Menschen zunehmend anziehend.

Die größte Chance für ein neues Weihnachten der europäischen Christen ist aber absurderweise das neuerliche Vordringen des Islam. Denn das Christentum ist die Wurzel von fast allem, was heute den Wert der europäischen Kultur und Identität ausmacht. Auch die – wenigen – bekennenden Atheisten leben von diesen Wurzeln.

Christentum ist für die Europäer Heimat. Und die Angst vor einem Verlust von Heimat wird für die Europäer wohl bald die stärkste Motivation werden, da alle Analysen zeigen, dass noch in diesem Jahrhundert der Islam in weiten Teilen Europas die Mehrheit bilden wird.

Nur ganz naive Menschen können annehmen, dass das ohne tiefgreifende gesellschaftliche, rechtliche, politische, wirtschaftliche Folgen ablaufen könnte – wie in allen islamisierten Ländern der Erde. Insbesondere für die Nicht-Moslems. Aber von vielen Christen, Juden, Agnostikern und Atheisten Europas wird die Gefahr bewusst ignoriert. Die einen glauben, weil Abraham und Maria im Koran vorkommen, sei der Islam eine durchaus nette Religion. Die anderen sehen immer noch in den einstigen, aber längst entschwundenen Machtansprüchen der Kirchen die Hauptgefahr.

In Grobritannien plakatieren schon islamische Gruppen Hetzplakate gegen Weihnachten: "Die Übel von Weihnachten: Am ersten Tage von Weihnachten hat mich mein Liebhaber mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt." beginnt das Pamphlet, das den Christen sogar häusliche Gewalt (ausgerechnet die Moslems!), Heidentum, Heimatlosigkeit und die Behauptung, Gott hätte einen Sohn vorhält. Für Moslems sei es eine Pflicht, gegen Weihnachten zu kämpfen.

Ohne Rückbesinnung auf seine christlichen Wurzeln ist Europa aber sicher bald tot. Für diese Erkenntnis braucht man nicht einmal an Christus zu glauben. Denn sogar die Aufklärung hat ebenso wie alle wissenschaftlichen Revolutionen der letzten Jahrhunderte in christlich geprägten Ländern stattgefunden.

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