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Im Tagebuch sind die Pensionistenverbände oft als hemmungslos egoistisch gegeißelt worden, weil sie ständig auf Kosten der Jugend verantwortungslose Forderungen stellen, die langfristig nur in einer Zahlungsunfähigkeit der Republik enden können. Und die überdies eine durch keinerlei Leistungsgerechtigkeit legitimierte Umverteilung zu jenen Pensionisten forcieren, die fast nie Beiträge einbezahlt haben. Nun muss man das Urteil revidieren. Zumindest im ersten Punkt, und zumindest für einen der Verbände.
Denn beim schwarzen Seniorenbund scheint in letzter Zeit wieder Vernunft eingekehrt zu sein, zumindest in wichtigen Teilbereichen. Offenbar hat man dort erkannt, dass hemmungslose Leistungslizitation nicht unbedingt das ist, was – gerade auch ältere Menschen – unter bürgerlich verstehen.
Der Bund hat sich in den letzten Tagen immerhin in drei wichtigen Punkten überraschend mutig und deutlicher denn je neupositioniert:
Erstens verlangt er laut ein rasches Ende des Frauenprivilegs, schon mit 60 Jahren in Vollpension gehen zu können. Dabei übergeht man freilich elegant, dass dieses Privileg 1991 auch mit der Stimme des heutigen Seniorenbund-Obmannes Andreas Khol per Verfassungssondergesetz eingeführt worden ist, weil es ja eigentlich der Gleichheitsregel der Bundesverfassung massiv widerspricht.
Zweitens ist der Seniorenbund nun auch deutlich gegen die Hacklerregelung, die ja durchaus arbeitsfähige Menschen in eine gut dotierte Frühpension lockt. Nicht zuletzt infolge solcher Frühpensionsmöglichkeiten hat sich seit 1970 die durchschnittliche Pensionsbezugszeit der Männer von 14 auf 22 Jahre erhöht (bei Frauen ist sie noch länger), während sich das durchschnittliche Arbeitsleben von 42 auf 35 Jahre reduziert hat.
Und drittens wenden sich die schwarzen Pensionisten gegen die roten Pläne, das Institut der Altersteilzeit noch mehr zu erleichtern, die ja ebenfalls eine versteckte Frühpension ist. Und die vor allem im öffentlichen Bereich konsumiert wird.
Würde solche Vernunft endlich auch bei den roten Pensionisten-Politruks einkehren, dann könnte man ja viel mehr Verständnis für die Wünsche der Pensionisten haben. So lange dort ein Karl Blecha mit seinem autoritären Auftreten agiert, ist freilich jede Hoffnung vergebens. Obwohl Blecha letztlich den Pensionisten sehr schadet.
Wären alle Pensionistenverbände vernünftiger, würde nämlich ihr Verlangen nach einer Inflationssicherung der Pensionen (die umso wichtiger ist, je intensiver Europa und Österreich durch Schulden und Gelddrucken eine heftige Inflation vorbereiten) auf viel mehr Verständnis treffen; Pensionisten stehen einer Inflation ja besonders hilflos gegenüber. Ebenso wäre der Seniorenkampf gegen die Streichung des Alleinverdienerfreibetrags auch bei jenen Ehepaaren, die mehrere Kinder großgezogen haben – und wo die Frauen daher nicht lange genug arbeiten konnten –, dann viel verständlicher.
Aber es ist nicht nur der rote Pensionistenverband, der sich mit einer an die 70er Jahre gemahnenden Lizitationsmentalität der bei der Konkurrenz langsam einkehrenden Vernunft in den Weg stellt. Auch der eigene Parteiobmann der ÖVP hat sich ja ausweglos und anscheinend völlig unkritisch an einen Werner Faymann gebunden, obwohl dieser immer stärker und beinahe krankhaft totale Realitätsverweigerung betreibt.
Bei allem Lob: In einem Punkt fehlt bei den schwarzen Pensionisten auch weiterhin jedes Gefühl für Gerechtigkeit: Sie haben kein Problem damit, dass im letzten Jahrzehnt – also auch während der schwarz-blauen Zeit – unter den Pensionisten immer jene benachteiligt wurden, die ihre Pensionen zum weitaus höchsten Prozentsatz selbst durch Beiträge finanziert haben.
Statt dessen fallen auch die schwarzen Pensionistenvertreter nach wie vor auf den alten Sozialschmäh hinein, mit dem die Bevorzugung von Kleinpensionisten und Ausgleichszulagenbeziehern verteidigt wird. Aber in Wahrheit sind Kleinpensionen in hohem Ausmaß Zweit- und Drittpensionen, also keineswegs Bezüge besonders armer Menschen. Und Ausgleichszulagen wiederum werden besonders häufig von jenen kassiert, die ihr zum Teil stolzes Lebenseinkommen an der Sozialversicherung vorbei finanziert haben, etwa durch Pfusch. Warum die alljährlich privilegiert behandelt werden, hat mir noch kein Pensionistenpolitiker erklären können.