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Jeder politisch korrekte Politiker in Österreich wie Deutschland plappert es nach. Wirtschaftskammer und die vom Staat bezahlten Wirtschaftsforscher sagen es dauernd vor: nämlich dass wir dringend eine massive Zuwanderung von Fachkräften bräuchten, wenn unsere Industrie – das Herz jeder Wirtschaft – nicht große Probleme bekommen soll.
Deswegen wird in Österreich intensiv an einer Zuwanderungsförderung etwa in Form einer Rot-Weiß-Rot-Card geredet.
Und nun kommt das (größte) deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut, das DIW. Es hat das alles zumindest für Deutschland erstmals nachgeprüft – und als Unsinn entlarvt. Während die Arbeitgeberverbände davon reden, dass Deutschland jetzt schon mindestens 60.000 Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker (MINT) zu wenig habe, die nur durch Zuwanderung zu finden seien, hält das DIW diese Forderung der Wirtschaft für total unbegründet.
Die DIW-Experten haben die Zahlen der Beschäftigten in der Industrie vor und nach der Krise verglichen – und sehen dort noch immer 30.000 weniger beschäftigt. Vor allem zeige die Entwicklung der Gehälter, dass offensichtlich kein signifikanter Mangel an MINT-Experten bestehe. Denn gäbe es diesen, müssten deren Gehälter deutlich und rascher als alle anderen anziehen. Aber da gibt es überhaupt nichts zu sehen. Bei Investitionsgüterproduzenten mussten im zweiten Quartal leitende Mitarbeiter sogar Reallohneinbußen hinnehmen.
Die Studie habe sich auch die Absolventen der deutschen Unis angesehen: Dort wurden im Vorjahr mehr als 23.000 Maschinenbauer fertig – gleichzeitig sind aber nur 9000 mit dieser Qualifikation in Pension gegangen.
In Österreich wird so etwas sicherheitshalber gar nicht nachgerechnet. Es könnten ja politisch unerwünschte Ergebnisse herauskommen. War es doch schon peinlich genug, dass bei der Präsentation der Rot-Weiß-Rot-Card ausgerechnet Zimmermädchen als fehlende Fachkräfte genannt wurden.
Freilich sind Zimmermädchen und ähnlich schlecht qualifizierten Berufe wahrscheinlich ohnedies die einzigen Fachkräfte, die bereit sind zuzuwandern. Denn – ganz unabhängig von der Frage, wie groß der Bedarf nun wirklich ist – sind Naturwissenschafter und Ingenieure weltweit eine gesuchte Kategorie. Die kaum auswandern müssen – und wenn, dann tun sie es Richtung USA und Großbritannien. Wo sie die Sprache beherrschen, wo die Steuern viel niedriger sind, und wo ihnen die weltbesten Unis (also solche, die sich ihre Studenten aussuchen können und denen noch viel Geld abverlangen) tolle Forschungsmöglichkeiten bieten. Das haben Deutschland und Österreich ja schon in den Jahren bis 2001 erlebt, als Programmierer wirklich Mangelware waren, aber fast keiner der berühmten Inder trotz aller Werbungen nach Mitteleuropa gekommen ist.
Die einzige Basis für die Behauptung eines Fachkräftemangels sind Umfragen unter Unternehmen. Arbeitgeber haben aber natürlich immer ein großes Interesse an einem möglichst großen Reservoir an möglichen Mitarbeitern, sie werden daher bei Umfragen nie die volle Wahrheit sagen. Gibt es mehr Angebot an Mitarbeitern, hat man eine größere qualitative Auswahl. Und man muss keine höheren Löhne zahlen.
Das sind zwar legitime Ziele. Aber gleichzeitig müsste von der Politik bei der Zuwanderung auch der Wirtschaft gegenüber Kostenwahrheit eingefordert werden. Denn inzwischen ist längst klar, dass Zuwanderung erhöhte Kosten für die Allgemeinheit auslöst, die aber nicht von den jeweiligen Arbeitgebern bezahlt werden. Die problematischen Folgen einer Ghettobildung oder die zusätzlichen Kosten durch Sprach- und andere Probleme in Schulen, Kindergärten und Sozialdiensten fallen immer den Steuerzahlern auf den Kopf.
Wetten dass die Arbeitgeberumfragen ganz anders aussehen würden, wenn die Arbeitgeber jeweils für ihre Immigranten einen Anteil der Gemeinkosten tragen müssten?