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Die Grünen sind zweifellos jene Partei, die in der Summe die weitaus höchste Unterstützung unter Österreichs Journalisten genießt. Während sich die SPÖ diese Unterstützung erst mühsam mit unserem Steuergeld und dem direkten Einfluss im ORF erzwingen muss, geht das bei den Grünen von ganz allein.
Daher werden Dinge, die bei anders gesinnten Menschen zum demokratiegefährdenden Skandal werden, bei den Grünen medial huldvoll heruntergespielt. Dies trifft etwa auf Pius Strobl zu, den grünen Mastermind und Chefintriganten im ORF. Dieser hat es bei den Turbulenzen der Vorwoche tatsächlich gewagt, eine Spionin mit Tonband private Hintergrundgespräche mitschneiden zu lassen, die Angehörige der ORF-Führung in der Vorwoche mit Journalisten geführt haben.
Die Aufregung darob ist erstaunlich klein. Und der Generaldirektor ignoriert sie überhaupt gänzlich. Ist doch Strobl der höchstrangige (deklarierte) Grüne im linken ORF-Imperium. Und die SPÖ braucht im ORF-Kuratorium jedenfalls auch die Grünen, um über die anderen Parteien, die ja „nur“ bei den demokratischen Wahlen regelmäßig die Mehrheit erringen, drüberfahren zu können.
Eine ganz andere, aber ebenso bezeichnende grüne Geschichte kann man jetzt etwa in Hamburg beobachten. Und sie gibt einen klaren Vorgeschmack auf das, was Wien unter der künftigen Regierungsteilhabe der Grünen erwartet. In Hamburg werden nämlich mit offizieller Unterstützung der auch dort mitregierenden Grünen am Stadtrand 162 alte Buchen für eine große Sozialbau-Wohnanlage gefällt. Was den Nachbarn absolut nicht gefällt. Und den Grünen gefällt wieder nicht, dass das den Nachbarn nicht gefällt. Die FAZ zitiert dazu eine grüne Politikerin Hamburgs: „Man baut hier 66 Wohnungen, und das Abendland geht unter.“
Die für Grünpolitiker offenbar so lächerliche Ablehnung des Projekts durch eine Bürgerinitiative erhielt im betreffenden Bezirk Hamburgs immerhin 85 Prozent Zustimmung. Was die Grünen dennoch ignorieren wollen. Ebenso wie zuletzt die deutliche Ablehnung des Ideologieprojekts Gesamtschule durch die Hamburger.
Umso heftiger sind sie anderswo in Deutschland, wo sie also nicht an der Macht sind, gegen ökologisch viel sinnvollere Projekte: Etwa gegen „Stuttgart 21“, also gegen die Tieferlegung und Beschleunigung der umweltfreundlichen und von den Grünen – theoretisch – immer geliebten Eisenbahn, obwohl durch diese Tieferlegung im Zentrum Stuttgarts große begrünbare und in anderen Formen nutzbare Flächen entstehen. Oder gegen ein neues Speicherkraftwerk, das absolut notwendig ist, um den immer zur völlig falschen Zeit erzeugten (und noch dazu sauteuren) Strom aus den grünen Solar- oder Windkraftwerken so lange speichern zu können, bis ihn die Konsumenten auch benötigen.
Aus beidem kann man eine zentrale Lektion für naive Bürgerliche ableiten, die bisweilen gerne auf die Grünen hereinfallen: Die Grünen sind nach wie vor eine linksextreme Gruppe, die sich nur in der Oppositionsrolle als umweltbewusst, Bürgerinitiativen-freundlich und liberal-grundrechtsorientiert tarnt. Aber kaum haben sie irgendwo ein Zipfelchen der Macht, dann missbrauchen sie diese weit brutaler und zynischer, als klassische Sozialdemokraten oder Konservative das meist tun.
Fast fühlt man sich an die brutale Differenz zwischen der Rhetorik beziehungsweise den vielleicht(!) wirklich edel gemeinten Zielen der Oktoberrevolution und der dann folgenden Realität erinnert. Oder auch an die Französische Revolution, die mit der wunderschönen obersten Forderung nach „Freiheit“ angetreten ist. Beide Male brachte das nach Erringung der Macht nur den Henkern die Freiheit zum Massenmord.
Nun soll nicht angedeutet werden, dass die Grünen ebenfalls zu Massenmördern werden, wenn sie nur einmal die ganze Macht haben. Aber allein der Fanatismus, mit dem sie allerorten die (Meinungs-)Freiheit für - immer blitzschnell zu Faschisten gestempelte - Andersdenkende bekämpfen, macht ebenso angst und bange wie der grüne Zynismus.