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Die Ideenwelt von Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer macht einem für die Zukunft Österreichs angst und bang. Hört doch die SPÖ unter einem Werner Faymann mehr denn je und fast ausschließlich auf diese beiden Arbeitnehmervertretungen. Und das auch wenn dort noch so absurde Forderungen gewälzt werden, die jeden Arbeitgeber künftig zu einem weiten Umweg um Österreich veranlassen müssen.
Alfred Gusenbauer hatte es noch gewußt: Mit dieser Gewerkschaft kann Österreich nicht mehr zukunftsfähig bleiben. Deswegen hat er insbesondere nach dem Bawag-Skandal (samt der bisher nie aufgeklärten Verantwortung der Herrn Hundstorfer und Verzetnitsch als oberste Eigentümer der Bawag!) den ÖGB aus der Partei hinauszudrängen versucht. Was ihm freilich nicht gut bekommen ist. Am Schluss war bekanntlich er draußen.
Ein Faymann hat hingegen nie versucht, den ÖGB zu mäßigen. Ganz im Gegenteil. Er lässt mangels eigener Kapazitäten sogar mit besonderer Vorliebe den Arbeiterkammer-Funktionär Werner Muhm für sich denken. Der übrigens in Sachen Bawag ebenfalls keineswegs unbelastet dasteht.
Daher muss man es viel ernster nehmen als in anderen Ländern, wo die Gewerkschaften meist nur noch Folklore bedeuten, was einer der mächtigsten ÖGB-Männer, nämlich der Privatangestellten-Boss Wolfgang Katzian, neuerdings fordert. Sobald Rot-Grün eines Tages doch einmal eine bundesweite Mehrheit zusammenbringt, besteht die große Gefahr, dass Katzians Vorstellungen gesetzliche Realität werden.
Zu diesen Vorstellungen gehört nicht nur die ständige Forderung nach noch mehr und höheren Steuern, sondern auch die seltsame Formel "40 - 40 - 40". Die er wie ein lebenslang auf der Linie 40 zwischen dem Wiener Schottentor und Gersthof pendelnder Schaffner repetiert. Das beweist zwar, dass sich Herr Katzian eine Zahl aus dem zweistelligen Zahlenraum merken kann. Wenn auch offenbar nur eine einzige.
Das beweist aber auch völlig Ahnungslosigkeit von wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen. Katzian meint damit nämlich: 40 Stunden Arbeit (in der Woche), 40 Wochen Arbeit (im Jahr) und 40 Jahre Arbeit (im Leben). Wüsste er er um die öknomischen Zusammenhänge, müsste er aber noch zwei weitere 40er anhängen: Denn wenn seine drei Mal 40 Wirklichkeit werden, gibt es nur noch eine Alternativen: Entweder wir nehmen als Endziel 40 Prozent Arbeitslosigkeit in Kauf oder ein Sinken des Reallohns auf 40 Prozent des heutigen Niveaus.
Schauen wir uns Katzians Forderungen im Detail an. Am harmlosesten klingen die 40 Stunden wöchentlich. Freilich sind auch die keineswegs problemlos: Denn die schikanöse Art, wie das Arbeitsinspektorat auch bei gut qualifizierten (und ebenso bezahlten) Arbeitsplätzen die Einhaltung der Arbeitszeit kontrolliert, zwingt schon jetzt viele Arbeitnehmer zu illegalen Konstruktionen. Nämlich alle jene, die Karriere machen wollen, die gut verdienen, die gerade an einem schwierigen Projekt arbeiten: Sie checken bei der Stechuhr aus und arbeiten dennoch weiter; und sie dunkeln sogar Außenfenster ab, weil manche Bürogebäude tatsächlich schon von den beamteten Spionen des knallroten Arbeitsinspektorats von außen beobachtet werden.
Das alles ist Folge einer Gesetzgebung, die jeden Arbeitnehmer für einen armen, zu schützenden Fließbandarbeiter hält. Und die nicht begreift, dass es vor allem jene fleißigen und ehrgeizigen Vielarbeiter sind, die Österreich im internationalen Wettbewerb noch eine kleine Restchance offen halten. Wenn man sie nicht total demotiviert. Diese Restchance wird aber zu jenem Zeitpunkt entscheidend sein, wenn in Österreich alle Fließbänder schon längst abmontiert sein werden.
Noch absurder ist die Forderung nach einem Arbeitsleben von nur 40 Jahren. Denn schon die gegenwärtige Hacklerregelung mit ihrem Pensionsanspruch nach 45 Jahren macht angesichts der rapide steigenden Lebenserwartung das Pensionssystem konkursreif. Dieses kann ja nur noch durch einen jährlich steil ansteigenden Beitrag aus dem Budget vor dem Kollaps bewahrt werden – was nichts anderes als Schulden zu Lasten der kaum noch vorhandenen Kinder und von anderthalb Millionen wenig produktiven Zuwanderern bedeutet. Derzeit kostet das den Steuerzahler nicht weniger als neun Milliarden Euro. Jährlich. Und die diesbezüglichen Kostenschätzungen müssen in halbjährlichen Abständen nach oben verändert werden.
Endgültig am Rande von Wahnvorstellungen bewegt sich Katzian im Bereich der 40 Jahreswochen Arbeit. Das heißt zwöf Wochen Urlaub sowie "Bildung und Gesundheit", wie er es nennt. Offenbar soll der bei ÖBB&Co herrschende Irrwitz zum Gesetz werden, dass jeder Mitarbeiter seinen jährlichen Krankenstand wie ein automatisches Pflichtpensum zu absolvieren hat. Und die Weiterbildung findet zwar in vielen Betrieben bei jenen Ehrgeizigen ohnedies längst statt, bei denen sie einen Sinn hat; sobald sie aber zum gewerkschaftlichen Anspruch wird, wird sie zur Perversion. Dann sitzt man halt die "Weiterbildung" ab und wartet in Wahrheit nur auf das Buffet nachher.
Trotz all seiner gemeingefährlichen Vorstellungen wird Katzian von niemandem aus SPÖ oder ÖGB unter Sachwalterschaft gestellt. Offenbar teilt man sie ja.
Nehmen wir einmal an, Katzian würde nicht mit der Zukunft der österreichischen Finanzen, sondern „nur“ mit denen einer Firma so umspringen, die das zweifelhafte Glück hat, ihn zu beschäftigen. Dann könnte nicht der allerlinkeste Arbeitsrichter seine fristlose Entlassung blockieren, und auch der allerlinkeste Strafrichter nicht eine Verurteilung wegen Untreue.
Aber mit Österreichs Zukunft darf man so umgehen. Straflos.