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Der Abwertungswettlauf

Früher lief in vielen Ländern Europas das Spiel folgendermaßen: Regierungen und Arbeitgeber gaben regelmäßig auch exorbitanten Forderungen der Gewerkschaft nach; der Wert der erkämpften Gehaltserhöhungen und Sozialleistungen wurde aber ebenso regelmäßig durch Abwertungen der Währung entwertet. Dadurch wurden Einkäufe aus dem Ausland teurer, die eigenen Exporte billiger.

Mit dem Euro sind nationale Abwertungen aber unmöglich geworden. Das hat jedoch die Gewerkschaften zwischen Griechenland und Portugal nicht gemäßigt, die weiterhin Forderungen weit über der Inflationsrate durchgesetzt haben. Was sowohl Staatsfinanzen wie auch Wirtschaft  gewaltig ins Schleudern bringt. Die keynesianische Behauptung der Gewerkschafter, überhöhte Lohnforderungen würden die Nachfrage und damit die Wirtschaft ankurbeln, ist längst als Milchmädchenrechnung entlarvt, weil sie den Außenhandel ignoriert: Das überschüssige Geld fließt nämlich gutteils in Importe, kurbelt also primär das Ausland an; und die Exporte schrumpfen, weil die Löhne zu hoch sind.

Daher triumphieren jetzt in Europa vor allem die disziplinierten (und fleißigen) Deutschen. Und ein wenig auch Österreicher, Niederländer und Skandinavier.

Nun wiederholt sich der Abwertungswettlauf auf weltweitem Niveau. Die USA werfen so viele frische Dollar in den Markt, dass der Wert des Dollar rasch sinkt. Gleichzeitig hält aber auch Peking seine schwer unterbewertete Währung niedrig. Sein Kalkül: Dadurch fließt nicht allzu viel Geld in ausländische Luxuswaren; dadurch kann China weiterhin zu günstigen Preisen exportieren. Denn es glaubt, nur so sein exorbitantes Wirtschafts- und Arbeitsplatz-Wachstum halten zu können. Der asiatische Riese fürchtet trotz seiner repressiven Polizei nichts mehr als soziale Unruhen von Arbeitslosen. Das, was etwa in Frankreich Routine ist, könnte in China den Funken an ein gefährliches Benzinfass legen.

Aber auch Europa druckt heftig Euro. Was diesen normalerweise entwerten müsste – täten nicht alle dasselbe. In den Schwellenländern wiederum führt man steuerliche Schranken gegen das Hereinströmen ausländischen Kapitals ein, um die Währung niederzuhalten. Denn der von der Regierung Obama und der Fed rauschartig produzierte Dollarsegen sucht überall verzweifelt neue Anlaufhäfen. Sogar China stapelt heute lieber andere Währungen in den Tresor als noch mehr Dollar. Ein Teil des Dollar(un)segens hat zwar die Aktienkurse getrieben, ein Teil geht schon wieder in den Konsum, aber gerade ins erhoffte Wirtschaftswachstum Amerikas fließt relativ wenig. Und in Immobilien wie beim letzten Boom investiert schon gar niemand. Verständlicherweise.

Wir haben also ein doppeltes Problem: Einerseits führt die Dollarproduktion zu neuen (gutteils noch unbekannten) Blasen. Andererseits schadet der Abwertungswettlauf allen: Denn er ist ein klassischer Handelskrieg.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“, die hier wiedergegeben wird.

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