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Auf den Tag genau vor einem Jahr musste ich meinen Arbeitsplatz in der Wiener Zeitung räumen. Und gleichzeitig startete das Tagebuch im Internet. Das ist doppelter Anlass, eine amüsierte wie dankbare Bilanz zu ziehen.
Das Datum meiner Abberufung war zweifellos kein Zufall: Ganz offensichtlich hatte die Partei die Weisung ausgegeben, dass ein Jahr vor der Wiener Wahl die Wiener Zeitung auf SPÖ-Linie gebracht werden müsse. Auch wenn niemand wagte, mir auch nur einen einzigen Grund meiner Ablöse zu nennen (für welche das republikseigene Blatt mir immerhin sieben Monate weiter meinen Bezug ohne Gegenleistung zahlen musste), kann kein Zweifel bestehen, dass das der Grund war.
Die in der Redaktion seither geltenden Vorgaben bestanden insbesondere darin, dass ab meinem Abgang kein Skandal aus dem Rathaus-Bereich mehr aufgedeckt oder veröffentlicht werden durfte. Der dadurch ausgelöste steile Sinkflug der Auflage der Zeitung stört zwar viele journalistisch orientierte Menschen in der verbliebenen Mannschaft, aber ganz offensichtlich niemanden bei den politischen Auftraggebern: Die Zeitung hat seither schon mehr an verkaufter Auflage verloren, als der Zuwachs in den davorliegenden viereinhalb Jahren unter meiner Führung betragen hatte. Ich hatte diesen Wert um acht Prozent steigern können.
Große Freude macht mir hingegen die seither eingetretene Entwicklung des Tagebuchs. Vor allem die treue Unterstützung der zahlenden Partner hat das Überleben dieser neuartigen Konstruktion eines Internet-Blogs unter vollprofessionellen Rahmenbedingungen ermöglicht. Dazu ein herzliches wie demütiges Dankeschön.
Der gleiche Dank gilt einem guten Dutzend – überwiegend unbezahlter – Helfer im Hintergrund, die mich administrativ unterstützen, die meine Texte auf Fehler lesen, die die ganze Maschinerie programmieren und technisch in Gang halten.
Das Echo zeigt die große Nachfrage an liberalkonservativen Stimmen in Österreich – vor allem an Stimmen, die total unabhängig von Parteien, Subventionen und Inserenten sind. Da mir diese Unabhängigkeit absolut entscheidend ist, habe ich vorerst auch das Print-Projekt nicht vorangetrieben, das mir anfangs durch den Kopf gegangen war. Denn offene Taschen für dieses – bei aller Sparsamkeit millionenschwere – Unterfangen hätte es nur dort gegeben, wo auch ausgesprochen oder unausgesprochen inhaltliche Auflagen damit verbunden gewesen wären. Die ich aber noch nie in meinem Leben akzeptiert habe.
Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt weit mehr gelesen werde als in den Jahren davor. Was sich auch statistisch gut untermauern lässt. In diesem ersten Jahr gab es:
263.000 Besucher,
1,1 Millionen Besuche,
3,1 Millionen Seitenaufrufe,
80.000 Kommentare,
670 Beiträge,
92 Links, die aufs Tagebuch verweisen (Das ist übrigens der einzige Wert, mit dem ich eher unzufrieden bin. Das sei auch als bescheidene Bitte angemerkt).
Besonders erfreulich ist, dass im Schnitt jeder Besucher pro Besuch 5,23 Minuten lang die Beiträge und Kommentare gelesen hat (wobei die Zahl in Wahrheit viel größer ist, denn es gibt eine relativ große Zahl von Besuchen, die nur wenige Sekunden gedauert haben – wo man also nur nachgeschaut hat, ob es etwas Neues gibt).
Verblüffend ist, dass die Besuche laut der Google-Statistik aus nicht weniger als 138 Ländern gekommen sind: 85.000 etwa aus Deutschland, 12.000 aus der Schweiz, und jeweils 5000 aus den USA und Großbritannien. Was wohl ein Zeichen für den Informationsbedarf vieler Auslandsösterreicher ist.
Unter jenen, die den Blog via Twitter verfolgen (wo ich also die Namen der Mitleser kenne) befinden sich neben vielen anderen bekannten Namen auch Vertreter aller relevanten politischen Kabinette. Wo offensichtlich Interesse an Feindbeobachtung besteht.
All diese Daten sollen nun nicht der Eitelkeit dienen, sondern die eigene Unsicherheit und jene mancher Partner widerlegen, dass nur Gedrucktes etwas Dauerhaftes wäre. Jedoch habe ich in diesem Jahr gelernt: Ein Tagebucheintrag bleibt auch am nächsten Tag prominent platziert (und sogar für Nichtzahlende zehn Tage lang); eine Zeitung landet – leider – in dieser Zeit schon oft beim Altpapier.
Daher kann ich den Freunden und Feinden des Tagebuchs versichern: Es geht weiter. Mit gleichem Schwung. Und vielen Ideen, deren Umsetzung bisher primär an meinem Zeitbudget gescheitert ist.