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Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:
In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.
Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).
Österreichs Schulwesen ist wenig effizient und an Bürokratie kaum zu überbieten. Die Schulverwaltung ist ein willkürliches Kompetenzgefüge. Das Ministerium ist die oberste Aufsichtsbehörde, ist aber auch für die neun Landesschulräte zuständig. Dazu gibt es Bezirksschulräte. Die Länder haben noch Schulabteilungen in den Ämtern der Landesregierungen und Schulreferenten im Bezirk. Für die Schulgebäude sind Bund wie Länder und Gemeinden zuständig. Welche Behörde welche Entscheidung für wen trifft ist eine Wissenschaft. Der Kompetenzdschungel ist sehr teuer. Regelmäßig kritisiert der Rechnungshof das System der Landeslehrerverwaltung, das über den Finanzausgleich erfolgt, und empfiehlt die gesamte Schulverwaltung durch den Bund.
Das derzeitige System lädt zu politischem Missbrauch ein. In kaum einem anderen Bereich tobt sich der parteipolitische Machtwahn mehr aus als bei der Bestellung von Lehrern und Schulleitern. Vor allem die Landeshauptleute greifen gern auf Postenschacherei zur Schaffung politischer Abhängigkeiten zurück. Dieses politische Deformationsystem zur Perfektion gebracht hat das schwarze Niederösterreich. Ausgerechnet von dort ertönt nun der Ruf nach Ausweitung des Deformationsmodells am lautesten. Selbst aus den Reihen der ÖVP wird das Vorhaben mit Kopfschütteln kommentiert. Bernd Schilcher, Leiter zahlreichen Schulexpertenkommissionen der ÖVP, sieht darin einen „Rückschritt ins 18. Jahrhundert". Die derzeitige Schulmisere werde nur noch verstärkt.
Österreich braucht ein Schulwesen das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Das bedeutet mehr Schulautonomie und gleiche Qualitätsstanders für alle durch bundeseinheitliche Richtlinien. Denn Schule ist nicht zur Befriedung der Machtgelüste von Landesfürsten da.
Andreas Unterberger
Mein Gott, was streiten sie jetzt wieder um Macht und Einfluss! Offenbar nur, um in der Debatte, ob Lehrer nun alle dem Bund oder alle den Bundesländern unterstellt werden, die zwei entscheidenden Fragen zu vermeiden.
Erstens: Was ist besser für unsere Kinder, was ist menschlicher, was führt zu besseren Bildungsergebnissen? Zweitens: Welche Variante ist billiger? Immerhin haben ja erst die Schuldenkatastrophe und die Tatsache, dass Österreich mehr Geld pro Kind ausgibt als andere Länder, die Debatte überhaupt auf die Tagesordnung gebracht.
Zur zweiten Frage sollte man von Frau Schmied ebenso wie von Herrn Pröll einmal die Vorlage genauer Modelle und Berechnungen verlangen. Sicher ist ja nur: Sparsamer als die Gegenwart, in der die Länder bestimmen und der Bund zahlt, sind beide Varianten.
Zur ersten Frage: Ein Schritt Richtung Länder zeigt in die richtige Richtung. Eine wirklich menschennahe Schule mit guten Bildungsergebnissen müsste aber noch zwei Schritte weiter „hinunter" gehen und alle entscheidenden Kompetenzen zu den Schulen verlagern. Warum gibt man nicht (so wie schon bei den Unis) den Direktoren die Kompetenz zur Lehreranstellung und Kündigung? Warum bekommen von Eltern und Lehrern gewählte Direktoren nicht die quasi unternehmerische Verantwortung, für welche Spezialisierung, welchen Typus (aus einer Vielzahl bundesweit möglicher Schulformen) sie in ihrer Region eine Nachfrage erwarten? Und warum wird dann nicht jede Schule streng nach der Zahl der Schüler und nach dem gemessenen Ausbildungserfolg finanziert?
Was etwa ausschließen würde, dass bestimmte, der Ministerin ideologisch sympathische „Schulversuche", also derzeit die Gesamtschule, skandalöserweise viel mehr Geld pro Kopf bekommen.